Denke, da liegt auch ein Fehler, den sehr viele machen; man geht von den eigenen Erfahrungen aus, die man selbst mal hatte und schließt dadurch auf die Allgemeinheit. Weil meiner Mutter z.B. mal - während alle anderen "seriösen Leute", so nenn ich sie mal - vorbeigelaufen sind als ginge sie nur der eigene Müll was an, Punks mit dem Kinderwagen Treppenstufen hochgeholfen haben, denkt sie jetzt, Punks seien alle in Ordnung. Stimmt natürlich nicht. Genauso wie es nicht stimmt, daß alle "seriösen Leute dieser Welt" an einer hilfebedürftigen jungen Frau vorbei laufen.
Weil mein Vater Alkoholiker war bzw. ist (sowas legt man ja nicht ab), dachte ich bis zu meinem 19. Lebensjahr, wenn ich auch nur einen Schluck Alkohol trinke, passiert dasselbe mit mir, ich werde abhängig - stimmt natürlich nicht, aber das musste ich erst mal lernen (als Student lernt mans dann recht schnell.
).
Ich verstehe, was Ihr meint mit diesem "äußeren Erscheinungsbild" - aber ich persönlich versuche immer, mich dadurch nicht blenden zu lassen. Kleines Beispiel; wir hatten in der Gegend, wo ich aufgewachsen bin, einen Stadtpenner. Der war mir auch immer total suspekt. Jo, bis mir mein Vater mal erzählt hat, der rein wegen seinem Nebenjob viel mit verschiedenen Menschen zutun hatte, WARUM der zum Stadtpenner geworden ist. Seitdem war er mir sogar sympathisch. Natürlich ist das auch ein persönliches Erlebnis... Aber da fand bei mir ein Wandel statt.
Schein ist nicht gleich Sein. So, wie nciht jeder, der Mundgeruch hat, gleich jemand ist, der seine Zähne nicht pflegt (kann ja auch Magenprobleme haben!), so ist nicht jeder Penner gleich ein Penner, weil er keinen Bock hat, sein Leben zu ändern. Ich möchte sogar behaupten; die meisten würden gerne aus ihrem Loch rauskommen, schaffen es aber nicht aus diversen Gründen. Und ich will einfach mal behaupten, daß da die Vergangenheit eine sehr große Rolle spielt.
Natürlich heißt das jetzt widerum nicht, daß alle Penner arme Leute sind! Aber ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, daß man so ein Leben völlig freiwillig wählt.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der das Äußere eine enorme Bedeutung zukommt. War zu meiner Jugendzeit zwar auch schon so, aber nicht in diesen explosionsartigen Maßen, wo Menschen ohne Markenklamotten und Idealmaße tatsächlich in Schulklassen verpönt werden. Will nicht sagen, das ist überall so, nur, daß es mir aufgefallen ist, daß das zugenommen hat. Ich habe eine zwei Jahre jüngere Schwester und diese 2 Jahre - wow, die hauen voll rein. Das ist, als wären wir in zwei unterschiedlichen Kulturen groß geworden und sind doch im selben Kaff und in derselben Schule aufgewachsen!
Aber das würde jetzt auch zu weit vom Thema wegführen, weshalb ich das auch nicht weiter ausführen möchte.
Jeder Mensch hat Vorurteile, klar. Aber das rechtfertigt diese in keiner Weise. Wir sind Menschen, wir können sie überdenken und vor allem; wir wissen um sie, also können wir sie auch aus der Welt schaffen.
Vorurteile sind wie Bakterien; die überleben immer. Und warum überleben sie? Weil man immer auch Bestätigungen dafür finden kann. Und die findet man meistens in seinem eigenen Leben, was sich dann noch leichter auf die Allgemeinheit übertragen läßt.