Ei, das ist ja ein interessanter Thread! Zwar habe ich mir nicht jede einzelne Seite durchgelesen (bin gerade irgendwie zu faul), aber ich werde mal versuchen, was Konstruktives beizutragen.
Zunächst mal, lieber Friend: Ich trage auch (und ausschließlich) seit Jahren schwarze Klamotten. Von den Schuhen bis zum Shirt. Ich habe schwarze Haare, diverse Piercings und Tattoos und liebe Rammstein. An den Fingern trage ich schwere Ringe, unter anderem einen Wolfskopf, ein Pentagramm und einen (Cuthbert lässt grüßen!
) Vogelschädel. Ich habe fast nur "schwarze" Musik im Regal stehen und das Liber Al zu Hause.
Und
trotzdem bin ich ganz sicher kein Goth. Im Gegenteil.
Ich finde Goths (oder, wer es etwas konservativer mag: Grufties) gelinde gesagt zum *piep*. Der Großteil von ihnen ist langweilig und erschreckend intolerant. Das ist echt ein interessantes Phänomen: Zwar nimmt jeder Schwarzrock für sich lauthals das Recht in Anspruch, seine Meinung und Person überall frei äussern und ausleben zu dürfen, im Gegenzug ist er aber aufs Schärfste empört, wenn jemand
seine Einstellung, Erscheinung etc. ablehnt und verurteilt. Und wehe dem Goth, der es vor seiner Clique zugibt, auch mal einen strahlenden Sommertag zu genießen...
Doch das schlimmste: Gothics sind so unglaublich
berechenbar. So austauschbar und beliebig. Natürlich muss jeder von ihnen nur in schwarz rumlaufen. Natürlich muss er ständig traurige Depressionsmusik hören. Natürlich fühlt er sich von der bösen, bösen Gesellschaft unverstanden.
Köstlich ist der Anblick einer typischen Gothic-Tanzveranstaltung: Jeder, wirklich
jeder Anwesende sieht völlig identisch aus. Schon toll, wenn eine bestimmt Szene ganz krass anders und rebellisch sein will und sich dann derart uniformiert, dass es fast an Selbstparodie grenzt.
Und wenn der typische Klischee-Goth erst anfängt zu reden... Er denkt total viel nach, über den Tod und so. Er hält nichts von dieser oberflächlichen Gesellschaft, all dieses bunte und gezwungen fröhliche Treiben im Leben regt ihn voll auf. Er ist mehr so von der dunklen Seite fasziniert. Er trinkt kein Blut oder so, und ist auch kein richtiger Satanist, aber die Kirche findet er irgendwie doof. Das ist ihm viel zu faschistisch und unterdrückend. Er mag am liebsten den Herbst und findet Friedhöfe voll schön. Mit den Eltern und den Lehrern hat er immer voll viel Stress, aber die verstehen ihn ja auch nicht. Das kann nur seine total coole, da für den Massengeschmack viel zu rebellische Lieblingsband oder seine Cliquen-Kumpels, die auch alle, wie er, Gedichte schreiben. Im Sommer reist er dann mit denen zum WGT, muss sich da aber gut merken, wo sein Zelt steht, denn irgendwie sehen sich da schon alle ein bisschen ähnlich. Aber diesen Stil findet er ja total toll, also alles halb so wild. Unterm Strich ist er fähig, sich mit dem Leben, der Gesellschaft und sich selber weitaus tiefergehend auseinanderzusetzen, weshalb er ja auch den vollen Durchblick hat. Er denkt eben viel nach. Über den Tod und so.
Nee, bei Goths kann ich immer nur lachen, die Augen verdrehen oder einfach weggehen. Entweder bin ich dafür nicht intelligent genug oder zu intelligent. Keine Ahnung.
P.S.: Das war natürlich eine Verallgemeinerung - damit wollte ich keinen persönlich angreifen. Wollte nur mal eben meine unmassgebliche Meinung kundtun. Daher: Nichts für ungut.