von stephy » Do 16.Jun.2005 13:22
ich bin absolut gegen studiengebühren. das hat folgende gründe: da ich auf lehramt studiere, dauert mein studium ca. 14 semester, das praktikum miteingerechnet. da ich das latinum noch nachholen muß, dauert es ein semester länger. ich habe jetzt (!) schon 2 nebenjobs (prospekte austragen und den job als hiwi, suche derzeit einen neuen nebenherjob; regaleauffüllen, bedienen... ganz gleich was - weil ich den hiwi job ab nächsten monat nicht mehr machen kann) und bekomme hungerlohn bafög. lebe in tübingen, das bafög deckt nicht mal die miete. von zuhause kann ich keinerlei unterstützung erwarten, weil meine eltern selbst kein geld haben. hinzu kommt, daß man, wenn man bafög bekommt, einen gewissen betrag an nebenherverdienst nicht überschreiten darf - der liegt bei mir schon bei 300 euro, dabei bekomme ich gerade mal 190 euro bafög. da wird man in schwarzarbeit regelrecht getrieben.
ich muß mich komplett selbst finanzieren und ich hab schon lang keinen "haben" betrag mehr am ende des monats auf dem konto. eben, weil die bücher kosten, weil das mensaessen auch im monat ca. 50 euro kostet, die miete und alles, was damit verbunden ist (telefonkosten, internetkosten, das, was man alles fürs essen ausgibt. etct.pp.) weil es ausgaben gibt an allen ecken und enden. ich bräuchte dringend neue turnschuhe, meine sind völlig durchgelaufen, aber ich kann sie mir nicht leisten. meine hosen haben alle löcher. ich wette; setze ich mich in die fußgängerzone könnte ich glatt als penner durchgehen. wie zur hölle also, wenn ich mir am ende des monats überlege, ob ich mir eine schachtel zigaretten von meinem letzten geld kaufen soll oder etwas zu essen, kann ich die studiengebühren von 500 euro pro semester aufbringen? das funktioniert nicht. mir wär die möglichkeit gegeben (wenn ich die ganze sache richtig verfolgt hab), einen kredit aufzunehmen (was auch total widersprüchlich ist; hast du kein geregeltes einkommen, darfst du auf der bank nicht mehr als 500 euro überziehen, aber nen kredit kannste fürs studieren aufnehmen...). müßte ich sofort machen dann, geh ich hochverschuldet ins berufsleben. das schreckt enorm ab. zumal ich das bafög ja auch noch zur hälfte zurückbezahlen muß.
ich bin garantiert niemand, der leichtfertig mit geld umgeht. aber ich seh da absolut keinen ausweg für mich und meine zukunft. wenn die studiengebühren kommen, muß ich von der uni runter und eine lehre machen. denn hochverschuldet ins berufsleben gehen will ich nicht.
ich hab immer (teilweise sehr hart) gearbeitet für mein geld, jetzt nimmt man mir die möglichkeit, den bildungsgrad zu erreichen, den ich gerne hätte.
gegen langzeitstudiengebühren hab ich absolut nichts. sind okay. aber; das studium wird für viele in zukunft länger dauern müssen (!!!!), weil die studenten noch mehr arbeiten müssen, um sich ihr studium zu finanzieren (und das bei dem arbeitsmarkt! ich hab mich neulich beim kaufland beworben, muß man jetzt sogar für mini-jobs machen; bewerbungen schreiben mit lichtbild und lebenslauf! der hammer! - und überall hört man; es sieht ganz schlecht aus). es geht ja auch gar nicht anders. und dann rutscht man schnell in dieses "langzeitschema" rein. der witz andererseits ist, daß man nicht zuviel nebenher arbeiten darf. als ich noch hiwi war (bin ich ja noch, aber bald nicht mehr - wegen einsparungen des instituts) mußte ich jedes viertel jahr angeben, was ich neben dem hiwi-job in meinem anderen job noch verdiene. hab ich den sekretär gefragt, warum. sagte der; die uni schaut, daß sie nicht zu viel arbeiten, sonst leidet ihr studium zu sehr drunter.
- wieder ein einziger widerspruch in meinen augen.
ich sehe das so: vielen studenten aus niederen schichten, die einfach keine unterstützung von den eltern bekommen können (aus finanziellen gründen oder welchen auch immer), wird die möglichkeit zu studieren genommen. letzten endes schon, denn die werden's sich zweimal überlegen, ob sie hochverschuldet ins berufsleben einsteigen oder doch lieber eine lehre machen, wo sie auch sofort wenigstens etwas verdienen. die soziale kluft wird sich noch schlimmer auftun. und dann hätten wir wieder die sagenhafte trennung; arm - reich.
hinzu kommt ja noch, daß das ganze geld totsicher nicht für die unis verwendet wird. ist doch alles eine ganz große verarsche vom vater staat.
das arm-reich-gefälle wirds wieder sein, die doktorsöhnchen und -töchterchen werden wieder unter sich sein, die arbeiterkinder auch. tut mir leid, wenn ich das so sagen muß, aber; darauf läufts für mich hinaus, das erzeugt in mir eine stinkwut, ich finde es einfach nur unfair und ungerecht.
ich habe jetzt 4 semester lang studiert. ich komm gut mit an der uni bis auf das latein, aber irgendwann kriege ich das auch noch hin. ich hab sehr gute scheine gemacht - und kann alles wegwerfen, wenn die gebühren mal draußen sind. trotzdem würde ich meine eltern gegen keine reichen der welt austauschen wollen (ist für mich ein sehr emotionales thema, wie wahrscheinlich auch deutlich wird - da kommt in mir einfach sehr vieles hoch, auch privates). wenn der staat also will, daß es so wird, dann muß man sich halt fügen. aber mit gerechtigkeit hat das in meinen augen echt nichts zutun.
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