@Barney:
Tut mir Leid, anscheinend hatte ich dich wirklich missverstanden. Nichts für ungut. (Ich muss zugeben, dass ich manchmal ein kleiner Heißsporn bin und einige Dinge schnell fehlinterpretiere.)
@Tiff:
Die Statistik, von der ich sprach - über den hohen Ausländeranteil unter den Schwarzfahrern - wurde gar nicht veröffentlicht! Im Grunde habe ich hier Firmeninternes ausgeplaudert, was aber kaum eine Rolle spielt, da ich ja weder den Namen der Firma noch die genauen Daten verriet. Zudem ist diese Statistik nur eine unter vielen, die bei uns erhoben werden. Es wird genauso untersucht, welche Altersgruppen, welche Geschlechter, welche Tageszeiten, welche Gegenden u.v.m. mit dem Schwarzfahren zusammenhängen. Zudem muss man ohnehin relativieren, da unter sämtlichen Schwarzfahrern auch viele Leute sind, die nicht "mit Absicht" schwarzfahren, sondern bloß ihre Jahreskarten, Semestertickets und sonstige fixen Ausweise zu Hause vergessen haben. Diese Ausweise können sie später bei uns im Büro vorzeigen und müssen die Strafe folglich nicht bezahlen.
Zum Zeitpunkt der Fahrscheinkontrolle:
Wir handhaben das so, dass wir in den meisten Fällen gleich beim Einsteigen (bzw. nach Abfahrt des Verkehrsmittels) mit der Kontrolle beginnen. Es kann dann natürlich sein, dass wir dann nicht sofort wieder aussteigen, sondern im Öffi bleiben und zugestiegene Fahrgäste neu kontrollieren.
Dass meine Schürfwunde nicht so schlimm ist wie die Beleidigungen anderer Fahrgäste, steht außer Frage. Jedoch darf man in diesem speziellen Fall nicht vergessen, dass sich der betreffende Mann sehr aggressiv gebärdete und erst von zwei meiner Kollegen halbwegs wieder von diesem Trip runtergeholt werden konnte. Sein Verhalten hat natürlich nichts damit zu tun, welche Hautfarbe er hatte. Es kommt beim Kontrollieren immer wieder zum Eskalieren von Gewalt, und dabei sind auch genug Österreicher involviert.
Ein Problem ist halt, dass es kein Einzelfall ist, dass uns von Schwarzfahrern anderer Nationalität - und dabei vor allem Afrikanern oder Afroamerikanern - auch mal vorgeworfen wird, dass wir es vor allem auf sie abgesehen haben. Aussagen (wobei man hier nicht mehr vom "Sagen" sondern schon vom "Schreien" sprechen kann) wie "It's all because I'm black!" hört man immer wieder - nicht nur wenn wir auf Gewalt reagieren müssen, nein, auch wenn wir bloß (im Vorfeld) den Fahrschein sehen wollen. Das ist natürlich absoluter Blödsinn, und hier kann man wohl sagen, dass der in der Gesellschaft existente Rassismus in gewisser Weise "ausgenützt" wird. Von den Betroffenen selbst.
Von den "Inländern" könnte ich im Grunde ja auch genug erzählen. Denn auch da hört man die derbsten Sprüche. Bei meinem allerersten Kontrollgang überhaupt meinte ein relativ junger Mann süffisant zu mir: "Seit wann dürfen die Weiber jetzt auch schon kontrollieren?" - Im Grunde auch eine Form des Rassismus. Des geschlechtlichen Rassismus halt in diesem Fall.
Und um beim Rassismus zu bleiben: Auch die Neonazis gehören zur Stammkundschaft unter den Schwarzfahrern. Kann schon mal zu Konflikten führen, vor allem wenn ich daran denke, dass eine Kollegin von mir aus Bosnien stammt...
Und um mal ein positives Beispiel zu bringen: Einer meiner Kollegen hat sich letztes Jahr in die Höhle des Löwen gewagt und ist in eines der wenigen Linzer Lokale gegangen, die fast ausschließlich von Schwarzen besucht werden. Obwohl er als Kontrollor allseits bekannt war (man merkt sich unsere Gesichter offensichtlich schnell), ist ihm - oh Wunder - nichts passiert. Im Gegenteil. Er hat mit einigen unserer "Stammkunden" entspannte Gespräche führen können, und in der Folgezeit wurde ihm sogar auf der Straße (!) schon von weitem grinsend mit dem Fahrschein gewunken.