Gab es in eurem Leben schon Situationen, in denen ihr wissentlich oder unwissentlich in Lebensgefahr wart?
Bei mir gab's einige.
Als ich etwa drei Jahre alt war, arbeitete meine Mutter einmal im Garten und ich war mit draußen um zu spielen. An der Hausecke stand eine in den Boden eingelassene, bis oben hin volle Regentonne, deren Rand etwa eine Handbreit vom Boden entfernt war. Die kleine Marlies steuerte darauf zu ...
Meine Mutter war einen Moment unaufmerksam gewesen und hielt dann sofort nach mir Ausschau, als sie mich nicht gleich entdecken konnte. Umso größer war ihr Schock, als sie zu der Regentonne gelaufen kam und - tja, meine Füße herausragen sah. Ich war kopfüber hineingefallen. Sie packte mich sofort und zog mich raus. Es war weiter nichts passiert zum Glück, aber wenn ich daran denke was gewesen wäre, wenn meine Mum nur ein wenig später gekommen wär ... puh.
Heute können wir da drüber lachen, vor allem wenn ich mir vorstelle wie ich ausgesehen haben mag mit dem triefnassen ... *hüstel*... Kopftuch, das mir ins Gesicht hing und dass ich bloß Schluckauf hatte, aber nicht weinte. Trotzdem war's natürlich eine ernste Situation, die sehr böse hätte ausgehen können.
Ein anderes Mal war ich bestimmt nur wenig älter, als ich wieder im Garten spielte. Es hatte geregnet, und ich trug Gummistiefel. Bezichtigt meine Mutter bitte nicht der generellen Unaufmerksamkeit - aber als sie nach mir sah, fand sie nur noch die beiden knallgelben Gummistiefel vor, die im Matsch steckten. Von mir keine Spur. Ich war schnell damals, SEHR schnell. Jedenfalls suchte meine Mutter den ganzen Garten nach mir ab. Nichts. In höchste Alarmbereitschaft versetzt aktivierte meine Mutter ein paar Nachbarn und dann grasten sie die Umgebung ab. Man fand mich kurze Zeit darauf, wie ich mit mit vor Dreck starrenden Socken auf dem Geländer einer etwa 10 m hohen Brücke herumturnte - offenbar nichtsahnend, dass unter mir ein Abgrund gähnte. Ups.
Das dritte Mal war in dramaturgischer Hinsicht weniger spektakulär, aber nicht weniger ernst. Ich war etwa im Alter von 8 Jahren plötzlich schwer erkrankt. Mein Fieber stieg in besorgniserregende Höhen, ich kotzte mir mehrmal am Tag die Seele aus dem Leib und war bewusstseinsmäßig teilweise nicht mehr ganz bei mir. Meine Eltern zerrten mich von Arzt zu Arzt, auch in die Klinik. Verschiedene Untersuchungen hatten die Ärzte (und meine Eltern) ratlos zurückgelassen. Man kam meiner mysteriösen Krankheit nicht auf die Spur. Letzlich war es ein einfacher, kurz vor der Pensionierung stehender Land-Kinderarzt, der nach wenigen Augenblick feststellte woran ich litt: Es war Scharlach, eine eigentlich ganz normale Kinderkrankheit damals, wenngleich es mich ziemlich heftig erwischt hatte. Nun konnte ich aber die passenden Medikamente bekommen und nach insgesamt 4 Wochen - an die ich mich heute kaum erinnern kann - war ich wieder auf dem Damm.
Eine kleine Anmerkung dazu: Bei diesem Kinderarzt wurden wir von erbosten Eltern förmlich aus dem Wartezimmer geschmissen, weil sie nicht wollten dass ich deren Kinder anstecke mit meiner Was-auch-immer-Krankheit. Meine Mutter musste also im Vorraum auf dem Boden kauern und mich - in meinem heißgeliebten violetten Austria-Wien-Trainingsanzug - in den Armen halten während ich mehr schlecht als recht vor mich hindämmerte.
Eine Situation fällt mir jetzt noch ein - da war ich allerdings schon über 20. Ich war mit einer Freundin mit dem Zug nach Tirol gefahren, um dort einen Freund von ihr zu besuchen. Wir stiegen in Wörgl aus. Der selbe Zug entgleiste einige Stunden später in Vorarlberg, wobei es mehrere Tote gab. Das erfuhren wir später, und ich musste öfters dran denken was wohl gewesen wäre, wenn der Freund nicht in Wörgl, sondern in Bregenz gewohnt hätte.
So, jetzt hab' ich euch genug vollgequatscht.
Ihr seid dran.