Zu sagen, der dunkle Turm wäre besser oder schlechter als Der Herr der Ringe ist sicherlich Geschmackssache. In meinen Augen haben die letzten drei Bände des Turms und vor allem der Schluß (ich glaube immer noch, King ist schlichtweg nichts besseres mehr eingefallen, ganz egal, welche Interpretationsmöglichenkeiten seine ihn vergötternden Fans heranziehen,um sich der Illusion hingeben zu können, King hätte sie nicht von vorne bis hinten über den Tisch gezogen (es fühle sich bitte keiner persönlich beleidigt)) eine mögliche... ich möchte sagen Größe dieses Werkes, die es bis zum fünften Buch durchaus hätte haben können, sämtliche Ambitionen in diese Richtung zunichte gemacht. Alleine die Tatsache, dass King Bücher, die es schon seit jahrzehnten gab, nachträglich abändern mußte, um eine rote Linie durch die Geschichte ziehen zu können, sehr schwach. Ich möchte fast sagen, es zeigt deutlich, dass King hier an seine Grenzen gestoßen ist, da er nicht fähig war, das künftige auf dem bereits vorhandenem aufzubauen.
Aus diesen Gründen wird der Turm nie so groß werden wie der Herr der Ringe. Oder so bedeutend.
Der Herr der Ringe ist schon weit mehr als das Buch selbst. Die Geschichte selber, die in Herr der Ringe erzählt wird, ist tatsächlich nicht besonders originell. Die Charaktere sind recht stereotyp und bis auf Boromir war schwarz und weiß auch immer schön klar getrennt. Darüber hinaus existierten bei Tolkien die Menschen unterhalb der Gürtellinie einfach nicht (es sei denn, sie hatten behaarte Füße ), ich bin mir nicht einmal sicher, dass sich auch nur jemand geküßt hätte.
Nichtsdesto weniger ist HdR nicht nur ein Buch. Es ist ein Monument. Die literatische Bedeutung für das Fantasy-Genre dieses Buches ist so enorm, dass man es kaum ermessen kann. Etwas ähnliches wird man vieleicht in ein paar Jahren über Harry Potter sagen, aber gewiß nicht über den Turm.
Darüber hinaus ist nicht zu vergessen, wieviel Arbeit in die Werke gesteckt worden ist. Natürlich ist bereits Kings Leistung erwähnenswert, die Querverweise in anderen Werken und auf andere Werke sehr eindrucksvoll, aber nichtsdesto trotz muß man sich mal vor Augen führen, welche Welt Tolkien erschaffen hat. Er hat eine funktionierende Sprache entwickelt, die heutzutage sogar von vielen tausend Fans gesprochen und gelebt wird. Er hat eine eigene Geschichte undeine eigene Mythologie für Mittelerde geschaffen.
So groß die Welt des Turms auch sein mag, wäre er höchstens eine Stadt auf der Welt von Mittelerde.
Und für alle, die hier den Eindruck haben, ich würde King nicht mögen: Ich lese King immer noch sehr gerne, hole mir jedes Buch, sobald es erschienen ist. Aber in meinen Augen hat King uns mit dem Turm ein Sieben-Gänge-Menu mit suchtfördernden Substanzen vorgesetzt und nach den vier ersten Gängen kaltes und verdorbenes Essen hingestellt. Und es war ihm schnurzpiepegal, ob es uns schmeckt oder ob wir davon eine Lebensmittelvergiftung bekommen, hauptsache, er kann endlich mit dem kochen aufhören.