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Hard Candy
#1
Ich war heute in der Videothek und bin zufällig, da alle interessanten Filme ausgeliehen waren, auf Hard Candy gestoßen. Ich hatte noch nie von dem Film gehört, Darsteller und Regieseur sagten mir auch nichts.

Gerade zu Hause dann die Überraschung. Ein wirklich gut inzenirter und packender Psychothriller.

Kann ich wirklich empfehlen!

http://www.hardcandy-derfilm.de/
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#2
Ich bekam den Film als Empfehlung von Freunden *zuMissischiel* und sah ihn mir irgendwann kurz nach Ostern an.
Ganz ehrlich - ich fand ihn schrecklich. Hab danach die DVD (Kopie) angezündet. :mrgreen:
Die Themen Kindesmißbrauch, Gefährlichkeit des Internets und Racheengel sind meiner Meinung nach dermaßen schlecht und menschenverachtend inszeniert, daß ich diesen Film gern aus meinem Gedächtnis bannen würde. Darüberhinaus verläuft ein Großteil der Handlung langweilig und im Kreis: Folter - wenn auch hauptsächlich psychische - mit immer neuen Methoden. Mich ließ auch das Gefühl nicht los, daß hier in bester Saw-Manier mehr Wert auf das Katz-Maus-Spiel mit vertauschten Rollen sowie die "kreativen" Bestrafungen gelegt wurde, als sich mit der Rahmenhandlung auseinander zusetzen. Pädophilie diente nur als grausamer Vorwand für den Wolf im Rotkäppchenkostüm.

Ekelhaftes Machtwerk, welches den Zuschauer versucht, auf seine politisch vollkommen unkorrekte Seite zu ziehen. Rolleyes
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#3
Gwenhwyfar schrieb:Darüberhinaus verläuft ein Großteil der Handlung langweilig und im Kreis: Folter - wenn auch hauptsächlich psychische - mit immer neuen Methoden.
Gerade das hat mich an dem Film so fasziniert. Es geht im Film um Folter und trotzdem kommt der Film ohne Blut und Splatter Szenen aus. Die psychologische Gewalt ist natürlich sehr hoch, aber das macht den Film so spannend.

Gwenhwyfar schrieb:Pädophilie diente nur als grausamer Vorwand für den Wolf im Rotkäppchenkostüm.
Mir hat dieses Katz-und-Maus-Spiel sehr gut gefallen. Man steckt als Zuschauer zwischenzeitlich ganz schön in der Zwickmühle. Einerseits leidet Man(n) mit Jeff anderseits ekeln einen die pädophilen Vorwürfe an.

Gwenhwyfar schrieb:Ekelhaftes Machtwerk, welches den Zuschauer versucht, auf seine politisch vollkommen unkorrekte Seite zu ziehen. Rolleyes
Was verstehst Du unter "politisch vollkommen unkorrekte Seite"?
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#4
MercuryX schrieb:Man steckt als Zuschauer zwischenzeitlich ganz schön in der Zwickmühle. Einerseits leidet Man(n) mit Jeff anderseits ekeln einen die pädophilen Vorwürfe an.
Ja, das stimmt - doch bedingt durch den scheinbar endlosen Folterstrudel, der sich eigentlich wiederholt und damit den Film dehnt, war mir das zu grausam. Versteh mich nicht falsch, ich gehöre nicht wirklich in die zartbesaitete Fraktion, auch wenn mir Jane-Austen-Filme gefallen. Tongue
Läßt man den schleppenden Anfang und das poltrige Ende außer Acht, besteht der Film nur daraus. Daß ist mir zu hart und gleichzeitig zu langweilig, intellektuell zu niedrig. Trotz der fehlenden Splatter-Elemente im visuellen Bereich zähle ich auch diesen Film zu den "Horror-Pornos". Man schwelgt in Gewalt, und sei es hauptsächlich "nur" die, die sich im Kopf des Zuschauers abspielt.
Außerdem, wie ich schon schrieb, war für mich der Kindesmißbrauch-Hintergrund reines Mittel zum Zweck. Dies ist kein Film, der sich damit auseinandersetzt, sondern der mit einem Thema, welches 90% der Bevölkerung als traurig und schlimm ansehen, spielt. Das sadistische Verhalten des Mädchens, also des hard Candys, wird damit argumentativ erklärt und sogar entschuldigt.

Zitat:Was verstehst Du unter "politisch vollkommen unkorrekte Seite"?
Ein scheinbarer Pädophiler -
- wird von einem potentiellen Opfer selbst zum Opfer und zu einem um Gnade winselndes Subjekt degradiert. Dem Zuschauer wird suggeriert, dies sei in Ordnung, vollkomen akzeptabel, da wir hier von Kindesmißbrauch reden und all den Tätern eh die S*hwänze abgeschnitten werden sollten. Zwei Formen von Verhalten wider der Moral werden gegenübergestellt und eine davon als gut dargestellt. Ohne reflektiertem Hintergrund - und ein besonders wichtiger Punkt: wir befinden uns hier in der Grauzone, es handelt sich nicht um Kinder im Sinne von 6-Jährigen, sondern Teenagern von etwa 13 bis 16 -, ist dies nur ein Film mit dem äußerst "kreativen und innovativem" Inhalt eines Täterschweins, welches mal so richtig hart rangenommen wird, so daß der Zuschauer Mitleid empfindet. Und dann wird diese Art der Selbstjustiz auch noch in einem beifallsheischenden Licht präsentiert.
Ich finde das abartig.
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#5
Also Merc, ich muss auch Gwenny zustimmen, und zwar in fast allen Bereichen... Tongue

Gwenwhyfar schrieb:Das sadistische Verhalten des Mädchens, also des hard Candys, wird damit argumentativ erklärt und sogar entschuldigt.
Richtig!

Zitat:Gerade das hat mich an dem Film so fasziniert. Es geht im Film um Folter und trotzdem kommt der Film ohne Blut und Splatter Szenen aus. Die psychologische Gewalt ist natürlich sehr hoch, aber das macht den Film so spannend.

Trotzdem? Folter definiert sich schließlich anhand der "psychologischen Gewalt". Jemand, der sich das Bein bricht, wird dadurch kein Trauma erleiden. Jemand, dem das Bein gebrochen wird, nachdem dieser wehrlos und ausgeliefert auf die Schmerzen wartet, vielleicht schon. Auch wenn der "Schmerz" und das Resultat beides mal das selbe ist, müsste sich jeder über den Unterschied der beiden Beispiele im Klaren sein. Folter spielt sich im Kopf ab! Die "Gewalt" dabei ist nicht notwendig, sie dient dem Zuschauer nur als Schock. Viel Blut, Gore-Effekte, aah, heftig, uh. Geht so natürlich leichter, als Spannung nur durch Aufbau und Imagination zu erzeugen.
Für mich macht es daher bei Hard Candy keinen Unterschied,
Zitat:Mir hat dieses Katz-und-Maus-Spiel sehr gut gefallen. Man steckt als Zuschauer zwischenzeitlich ganz schön in der Zwickmühle. Einerseits leidet Man(n) mit Jeff anderseits ekeln einen die pädophilen Vorwürfe an.

Ich finde, da die Darstellerin sich nicht wie eine minderjährige verkaufte und auch nicht wie eine aussah, und der angeblich Pädophile ausschließlich Opfer war, steckt man garnicht sonderlich zwischen einer Zwickmühle (wenn man nicht einem Pädophilen die Existenz einer menschlichen Seele abschreibt). Wir haben den reuigen, therapiebedürftigen Täter auf dem Papier, und den reulosen, menschenverachtenden Folterliebhaber. Zwischen wem wählt man?

Das Schlagwort Pädophilie stellt nur eine undifferenzierte Formalität dar. Hier haben wir ein simples Schwarz-Weiß-Schema: Mensch Monster. Und der Film selber checkt das nicht. Er tut, als hätte er einen formell "Bösen" durch die Opferrolle von mehreren Seiten beleuchtet. Tat er nicht!
Stattdessen ist er pervers, politisch unkorrekt und verschoben, was den "Helden" des Films - das rächende, selbstgefällige Rotkäppchen - betrifft. Statt die Göre zu verneinen, findet er sie mordsmäßig saucool.

Zitat:Trotz der fehlenden Splatter-Elemente im visuellen Bereich zähle ich auch diesen Film zu den "Horror-Pornos". Man schwelgt in Gewalt, und sei es hauptsächlich "nur" die, die sich im Kopf des Zuschauers abspielt.

Und auch wenn ich bekanntermaßen Saw nicht mag, Hard Candy find ich blöder. Der erstgenannte steht zu seinem Folterspaß. Als einzige Begründung dafür nimmt er wage die Intention, anderen "den Wert des Lebens" näher zu bringen. Das ist offensichtlich dämlich, daher bleibt der Täter ohne Moral. (In Teil zwei und drei glaubte man zwar, das ganze sei ausbaufähig, weil die "Lebenswert"-Masche auf großen Anklang stieß und die Produzenten das wohl gecheckt haben, aber trotzdem bleibt es noch lächerlich).

Bei Hard Candy ist das anders, durch das Stichwort "Pädophilie" will er einen an der Hand führen. Denn, ach, es ist doch eh ein Kinderschänder! Und Mama und Papa sagen immer, die soll man Foltern! Und sowieso! Wo sind eigentlich meine Gehirnzellen?! Tongue

Zitat:Was verstehst Du unter "politisch vollkommen unkorrekte Seite"?

Die unkorrekte Seite? Eine selbstgefällige Fabel über das Zerstören eines Individuums.
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#6
Zitat:Trotzdem? Folter definiert sich ausschließlich anhand der "psychologischen Gewalt". Jemand, der sich das Bein bricht, wird dadurch kein Trauma erleiden. Jemand, dem das Bein gebrochen wird, nachdem dieser wehrlos und ausgeliefert auf die Schmerzen wartet, vielleicht schon. Der "Schmerz" und das Resultat ist beides mal das selbe.
In meinen Augen besteht Folter sowohl aus psychologische Gewalt, als auch aus körperliche Gewalt.

Wenn ich Euren Beitrag so lese, dann ist mir das ja fast schon peinlich das mir der Film gefallen hat. Sicherlich kann man jetzt diskutieren ob der Film politisch korrekt ist oder nicht. Aber in erster Linie hat mich der Film gut unterhalten (bin ich etwas pervers?) und ich fand ihn spannend.
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#7
MercuryX schrieb:Wenn ich Euren Beitrag so lese, dann ist mir das ja fast schon peinlich das mir der Film gefallen hat. (...) Aber in erster Linie hat mich der Film gut unterhalten (bin ich etwas pervers?) und ich fand ihn spannend.
Ich hoffe, Du hast meinen Beitrag nicht als Angriff Dir gegenüber gedeutet. MissP findet den Film ebenfalls toll und trotzdem mag ich sie. :mrgreen:
Und ich denke nicht, daß jemand pervers ist, nur weil er den Film mag. *g* Ich glaubte sogar, den Film würden viel mehr Leute hier im Forum kennen und ich deshalb mit meiner Meinung alleine darstehen.
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#8
Ich ebenfalls. Glaube auch, dass du, Mercury, mit deinem Geschmack nicht unbedingt alleine da stehst. Eher im Gegenteil Tongue

Zitat:In meinen Augen besteht Folter sowohl aus psychologische Gewalt, als auch aus körperliche Gewalt.

Das Bewusstsein für "Folter" beginnt doch im Moment des Ausgeliefert-Seins, und das ist etwas psychisches. Ob sich die Handlung dann auf tatsächliche Schmerzen, oder das Androhen, oder Demütigen, oder was auch immer beziehen, ist ja nur die "konkrete" Anwendungsart der Folter, oder? Somit kann Folter zwar ausschließlich psychisch sein, ohne physikalisch zu Einfluss zu nehmen, nicht aber andersherum.
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#9
@Gwenny:
Quatsch ich fühle mich nicht angegriffen. Ich war nur ein wenig überrascht mit welchen Augen ihr den Film gesehen habt. Aber das ist ja das Interessante. Wenn mich Eure Sicht nicht interessiert hätte, dann hätte ich ja gar nicht über den Film posten brauchen.
Aber es ist nicht so, dass ich mir bei Hard Candy keine Gedanken gemacht habe. Schon wärend des Films habe ich mir die Frage gestellt, wann Pädophilie eigentlich anfängt. Ein sehr brisantes Thema.

Gio schrieb:Somit kann Folter zwar ausschließlich psychisch sein, ohne physikalisch zu Einfluss zu nehmen, nicht aber andersherum.
Ja, mit der Definition bin ich einverstanden. Die Anti-Folterkonvention der UN von 1984definiert Folter übrigens so:
Zitat:1. Unter Folter im Sinne dieser Erklärung ist jede Handlung zu verstehen, durch die eine Person von einem Träger staatlicher Gewalt oder auf dessen Veranlassung hin vorsätzlich starke körperliche oder geistig-seelische Schmerzen oder Leiden zugefügt werden, um von ihr oder einem Dritten eine Aussage oder ein Geständnis zu erzwingen, sie zu bestrafen oder sie oder andere Personen einzuschüchtern. Nicht darunter fallen Schmerzen oder Leiden, die sich lediglich in einem mit den Mindestgrundsätzen für die Behandlung von Gefangenen zu vereinbarenden Maß aus gesetzlich zulässigen Zwangsmaßnahmen ergeben, diesen anhaften oder als deren Nebenwirkungen auftreten.

2. Die Folter ist eine verschärfte Form absichtlicher grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe.”
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#10
Ich habe mir vor einiger Zeit einen Doppel-DVD-Guck-Nachmittag angetan: 1. Film Final Fantasy Advent Children 2. Hard Candy.

Der Tag war mir so gründlich verdorben wie wenige, an die ich mich erinnere. Mir war regelrecht schlecht. Erst visuell sturmreif geschossen durch völlig sinnfreie Japan-CGI, dann einer kompletten Folter unterzogen zu werden - also nee, danke.

Das war jetzt wirklich nicht tiefgründig - aber ich muss weg!
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#11
*hüstel*

Ja, mir gefällt der Film. Sehr sogar. Und ich stehe dazu. :mrgreen: Bin ich pervers? Diese Frage stelle ich mir schon lange nicht mehr. Wahrscheinlich schon, wenn ich das hier so lese, weil ich diesen Film gar nicht so schrecklich fand (was die "Folterszenen" betrifft, wie man merkt, weil ich Tüttelchen benutze, um den Begriff abzuschwächen Tongue). Ich hatte schon eine ähnlich scharfe Diskussion, als ich den Film im Kreise einiger Freunde ansah (einer davon Jura Student und sofort auf 180 gewesen). Aber noch süßer fand ich die Reaktion von Gio und Gwenny, wie sie versuchten mir schonend beizubringen, dass sie meine hochgelobte Filmempfehlung "nicht mögen", um es harmlos auszudrücken. :mrgreen:


Gwenhwyfar schrieb:MissP findet den Film ebenfalls toll und trotzdem mag ich sie. :mrgreen:

Danke, sehr beruhigend! Tongue Ich mag dich übrigens auch noch, obwohl du den Film schrecklich findest. *g*
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#12
Jippie!!! Ich bin doch nicht allleine! Laugh
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#13
Das richtig geile ist, dass ich gemocht werde, obwohl ich Hero nicht mag!
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#14
Ringelpietz im Hard-Candy-Bereich. [Bild: rofl.gif]
Tja Leute, wir können auch anders; Diskussionen müssen nicht immer in verbaler Kloppe ausarten, obwohl die Meinungen unterschiedlich sind. Tongue
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#15
Wir sind doch zivilisierte Leute. Tongue
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