Jeremy schrieb:Nicole Kidman war das einzig gute an diesem Machwerk. Wer auf 3 Stunden langeweile am Stück steht der muss sich den Film unbedingt reinziehen. So einen unspannenden 'Thriller' hab ich noch nie gesehen. Die Idee mit der Turnhallen-Kulisse mag zwar filmtechnisch ganz witzig sein, aber für sowas geh ich nicht ins Kino.
Fazit: Kompliment an Nicole Kidman, aber auch sie konnte diesen Film nicht retten
1. Lars von Trier hatte und wird niemals die Absicht haben einen THRILLER zu drehen, sondern er ist eher auf expliziete Dramen festgelegt, und das kann er meines Erachtens ziemlich genial
2. Wer nur einen seiner Filme kennt müsste eigentlich wissen, worauf er sich einlässt und das von Trier ganz nach seiner Dogma - Einstellung Filme zu drehen sich immer wieder in seinen Inszenierungen auf die Theateranfänge und Simplifizierungen des Mediums Film bezieht.
3. Ich gehe bei solch einer Art von Film auch der darstellerischen Leistung wegen ins Kino, nicht um spektakuläre Bilder zu sehen. Ich denke von dieser Art Filmen die solche Schauwerte besitzen, ansonsten aber recht wenig gibt es weitaus genug. Ich jedenfalls bin froh, das es solchen Filmemachern wie von Trier heutzutage noch gelingt, mit den geringsten Mitteln den Zuschauer in seinen Bann, bzw. den Bann der Geschichte zu ziehen. Das ist viel viel schwehrer als ein Spektakel wie "Bad Boys 2" oder so zu inszenieren; dort ist man als Regisseur auf viele andere Helfer und Könner angewiesen. Bei solchen Filmen wie "Dogville" müssen sowohl die Darsteller als auch der Regisseur alles geben um in ca. 180 MIN :!: eine packende Geschichte zu erzählen.
Gerade in diesem Sinne Hut ab vor Nicole Kidman, die seit sie sich aus den Klauen ihres Göttergatten Cruise befreit hat, schauspielerisch nun wirklich aus sich rauskommt und für ihre Rollenwahlen und ihre Experimentierfreudigkeit höchste Hochachtung verdient.
Zuck.
P.S @ Jeremy : Bevor dies hier wieder in einer heftigen Diskussion ausartet, natürlich kann ich verstehen, wenn jemand mit solch einer Art von Film nicht all zuviel anfangen kann. Im Augenblick läuft zum Beispiel bei uns im Programmkino der Film "7 Brüder", in dem eben diese (realen) Personen einzeln vor einer schwarzen Wand über sich, ihre Beziehung zueinander und das Leben sinnieren. Solch ein Film ist meines Erachtens dann nun wirklich besser im Abendprogramm von ARTE als auf der Kinoleinwand aufgehoben. Aber selbst hier wird es Leute geben, die mir wiedersprechen würden. Jeder hat halt von Kino so seine eigenen Vorstellungen.
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Friend567 schrieb:...So, und jetzt erklärt mal jemand was ein Dogmafilm ist - immer wieder les ich was davon, aber ich weiß immer noch nicht was damit gemeint ist. :oops:
...
Ich denke, Annies_! Link erklärt die Sache schon recht gut. Von Trier und seine damaligen Mitstreiter wollten in ihrem Dogma - Pamplet, welches sie 1995 in die Welt setzten eigentlich nur ein Exempel statuieren und natürlich auch provozieren und eine erhöhte Aufmerksamkeit der Filmwelt auf ihre Werke lenken. Dies ist ihnen auch famos gelungen. Seit einiger Zeit jedoch hat gerade Herr von Trier damit begonnen, sich in geringen Dosen seinen Dogma - Regeln zu wiedersetzen, was ebenfalls wieder Provokation ist und Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er macht das schon ganz geschickt. Ich denke auch, das es auf Dauer langweilig ist, nach immer wieder den gleichen Richtlinien Filme zu drehen. Deshalb sind es ja Richtlinien, an denen man sich immer wieder orrientieren kann, aber halt nicht muß. Aber um sich immer wieder vor Augen zu führen, was eigentlich die Quintessenz einer Geschichte ist und sie dann so schlicht wie möglich mit der damit einhergehenden, größtmöglichen Wirkung zu erzählen, dafür steht Dogma 95 als Quallitätssiegel in der Filmgeschichte wie ein Fels in der Brandung. Sich den oftmals belanglosen Schauwerten Hollywoods & Co. zu entziehen und sich wieder auf die filmischen Wurzeln zu berufen war und ist in unserer heutigen, schnelllebigen Zeit unumgänglich und, so denke ich, immer wieder einer Würdigung wert. Ich bin gespannt, nachdem von Trier mit "Breaking The Waves" und "Dancer in The Dark" nun mit
"DOG(!)ville" seine 'Trillogie der leidenden Frauen'

abgeschlossen hat, als nächstes auf uns zukommt.
Lassen wir uns überaschen.
Zuck.
P.S. Ich weiss ehrlich gesagt auch nicht, was ich vom Remake "The Kingdom - Geister" nach einer Drehbuchbearbeitung Stephen Kings halten soll. Die Amis müssen wirklich alles zu ihrem Hollywood-/Fernseh- Einheitsbrei verwursten. Und da "Geister" von der Inszenierung her bereits eine Vorstufe der Dogma - Filme war, bin ich hierrüber, trotz King, ehrlich gesagt gar nicht glücklich. Denn egal wie gut King von Triers Drehbuch überarbeiten wird, die bildliche Realisierung wird mit Sicherheit nach Schema F ablaufen, und das finde ich bedauerlich, da hierdurch das Original wiedermal verwässert wird.