Gio schrieb:Da kommt doch auch ein Monster vor, das sie die ganze Zeit durch den Wald verfolgt. Habe ich was falsch verstanden, und sie hat sich das am Ende nur eingebildet?
Wer absolut darauf beharrt, dass es sich beim Mädchen um ein durch und durch realistisches Buch handelt, der wird sich davon auch nicht abbringen lassen. Ganz objektiv betrachtet, scheint die Waage aber eher zugunsten der "übernatürlichen" Seite auszuschlagen. Das Tolle an dem Buch ist ja, dass King vieles der Phantasie des Lesers überlässt.
Meiner Meinung nach handelt es sich aber tatsächlich
nicht um einen Bären, sondern es ist der
Gott der Verirrten, denn nicht nur Trisha sieht ihn, sondern auch Travis Herrick, der Wilderer. Begründet seh ich dies in folgender Textpassage (gebundene Schneekluth Ausgabe, S. 287):
Zitat:Aber in Wirklichkeit wußte Herrick nicht genau, was er gesehen hatte. In der scheinbar stillstehenden Zeit, in der das Mädchen und der Bär sich angestarrt hatten, war er sich einige Zeit nicht sicher, nicht ganz sicher gewesen, dass das ein Bär war, aber das erzählte er niemals.
Für mich war "Das Mädchen" immer sowas wie Kings Antwort auf Blair Witch Project. King arbeitet im zitierten Part auf gelungene und sehr schöne Art mit der Sprache, z.B. indem "was" und "Bär" kursiv gedruckt sind und dann die Wiederholung, dass Harrick "nicht sicher, nicht ganz sicher" war (und das bedeutet ja wohl nichts anderes, als dass er sich verdammt sicher ist, es sich aber nicht eingestehen will bzw kann.)
Wer das aber dennoch nicht akzeptiert und an dem Realismus der Geschichte festhalten will, der könnte sich das ganze durch eine
extreme Art Folie a deux erklären.
Zitat:Folie à deux (französisch: Geistesstörung zu zweit) heißt, dass eine im Allgemeinen geistesgesunde Person die Wahnvorstellungen eines Psychose-Erkrankten (Geisteskranken) übernimmt. Damit teilen sich zwei (oder gelegentlich auch mehr) Menschen denselben Wahn oder das gleiche Wahnsystem und bestärken sich nach und nach so in dieser Überzeugung, dass zuletzt ein chronischer (dauerhafter) Krankheitsverlauf droht.
Die Betonung liegt dabei auf dem Umstand, dass der gleiche Wahn geteilt wird. Letztendlich ist es wie mit sovielen Dingen im Leben: Nichts genaues weiß man nicht.