08.03.2006, 19:20
Zitat:Zum Thema wie der Mystery Man zu interpretieren ist will ich mich bewusst nicht äußern.
Och, schade. Sowas...
Zitat:Jedenfalls hat mich die erste Szene des Mystery Man, als Fred ihn bei sich zu Hause anruft, absolut aus den Socken gerissen, weil der Film bis dahin in geregelten Bahnen verläuft, und dann plötzlich dieser surrealistische Paukenschlag kommt.
Oh ja. Weißt du, was die Süddeutsche in ihrer Cineredaktion auf das Cover von Lost Highway schrieb?
"In Lost Highway ermordet Fred seine Frau Renée, weil er sie sexuell nicht befriedigen kann."
Aua.
Und dann:
Er erleidet darauf einen Nervenzusammenbruch und versucht, sich ein alternatives besseres Leben in seiner Imagination auszumalen – er erschafft sich neu als Pete, ein junger männlicher Bursche, der Alice trifft, die ihn haben will. Auch diese Phantasie aber bricht in sich zusammen, endet in einem Nachtmahr .
Also, nichts gegen eine derartige Interpretation. Sie liegt sogar sehr Nahe. Nicht nur, dass sich der Traum immer gut benutzen lässt, wenn man etwas nicht versteht - in diesem Film scheint es sogar Sinn zu ergeben. Was mich dagegen stört, ist die absolute Hau-drauf-Vorgehensweise. Das "Wir sagen, also ist".
"Unlogisch? Unrealistisch? Gibts nich. Er hat geträumt und Punkt - immerhin muss man sich doch an die Konventionen halten."
Und ich muss, ich muss doch auch noch den Rest auf den Klappentext zitieren:
"In einer irrwitzigen Szene nimmt Eddy, eine obszöne Vaterfigur, Pete zu einer Spritzfahrt in seinem noblen Mercedes mit. Ein normaler Wagen schneidet sie beim Überholen, Eddy drängt ihn von der Straße, erteilt dem angstschlotternden Fahrer eine Lektion, mit einer Waffe in der Hand, damit er die "verdammten Regeln" lernt. Eine schockierend komische Szene, man muss diesen Eddy absolut ernst nehmen – das ist einer, der verzweifelt versucht, ein Minimum an Ordnung zu erhalten, ein paar "F*** rules" in dies ansonsten verrückte Universum einzubringen. Typen wie Eddy, Frank (in "Blue Velvet"), Bobby Peru (in "Wild at Heart") sind Figuren einer exzessiven, überschwänglichen Lebensbejahung und -freude – sie sind irgendwie böse, 'jenseits gut und böse'."
Wie kann man nur so ernsthaft soviel Schwachsinn bei einer so renommierten Redaktion schreiben?
