06.11.2005, 15:56
Zitat:Ich denke, dass das Kings Stil ist, dass er nicht nur alles ganz harmlos umschreibt, sondern dass es auch mal splattermäßig ganz schön zur Sache geht.
Zonk. Da sagt man was, und sagt es nochmal, und trotzdem kommt immer wieder das selbe. Ja, es ist Kings Stil. Er geht definitiv "mal splattermäßig ganz schön zur Sache". Aber es geht nicht darum, ob es sein Stil ist oder ob es persönlich gefällt. Ich will hier niemandem meine Meinung aufzwingen, aber mir scheint, als würde nicht über gewisse Grenzen hinausgedacht werden. Und da ich den Thread eröffnete, kann ich auch die Regeln festlegen.
King bewegt sich schriftstellerisch auf dem Gebiet der Unterhaltung. Er schreibt, weil es ihm Spaß macht. Er schreibt, damit andere Leute Spaß am Lesen haben. Nun hangelt er sich mit einigen Büchern haarscharf am Ende des Horrorgenres entlang. Manchmal hat er es schon längst verlassen, ist aber noch in der Nähe trivialer Unterhaltungsliteratur. Und das ist gut so, gehört zu ihm, wird immer dazu gehören. Aber: genauso könnte er den Sprung zu etwas schaffen, das gleichzeitig unterhält und anspruchsvoll ist; das mit all seiner für King natürlichen, umwerfenden Spannung ebenfalls bewegt, empört, schockiert, berührt, verstört, zum Nachdenken anregt.
Natürlich, auch das macht er - aber mit mehr Mühe würde er es NOCH mehr machen. So oder so gehören einige seiner Bücher zu meinen liebsten... aber die Qualität als Autor, sein Ruf, sein Anspruch könnten (zurecht) noch viel höher stehen, würde er auf bestimmte Szenen verzichten. Von mir aus wäre es einigen zu hoch, zu langweilig, zu sonstwas, würde er "anders" schreiben - aber man muss nicht alles von ihm lesen und mögen. Ich will dabei auch nicht den Autoren verändern, "anders" heißt oft nur: "weniger detailgenaue Brutalität". Ich denke nicht, dass viele seiner Leser dann abspringen würden - wenn, wäre es nicht schade drumm - aber es würde manchen Büchern und Geschichten gut tun.
In einem Satz: King schreibt mir zuviel Mainstreamprodukte. Sie gefallen vielen, sie gefallen jedem, man kann schön "hoho, cool, brutal" sagen, selbst wenn man nicht gern liest, und bekommt gleichzeitig tolle Geschichten, einen wunderbaren Schreibstil und unglaublich viel den Charakteren inneliegende Menschlichkeit zu sehen. Trotz allem Mainstream. Es gefällt hier und da, es ist nicht schlecht, es ist auch nicht groß unpassend, und er soll und will und pupstrallala nur unterhalten... aber verschwendetes Können und mainstream ist es trotzdem noch, und das find ich schade.
Edit: Achja, für Anke:
Zitat:
Zitat:Leider trifft der erste Punkt nicht zu...
Na ja, das sieht vielleicht Gio so. Muss das dann auch für alle anderen gelten?
Ich hab schon ein paar Beispiele gegeben. Siehe Sara, Das Bild, Das Schwarze Haus. Das war unpassende Brutalität. Und dabei geht es mir nicht nur um unpassende Brutalität, sondern um Szenen, bei denen weniger noch mehr wäre.