22.09.2001, 20:00
George Bush behauptet, er will den Terrorismus komplett ausrotten: Eine terroristische Organisation nach der anderen auslöschen, bis die "Freiheit gesichert ist und es nur noch friedliche Menschen gibt" oder so ähnlich.
Sorry: Selten hab ich einen größeren Schwachsinn gehört. Terrorismus ist keine Person und keine Organisation, sondern Aggressivität. Ich glaube nicht, dass man Aggressivität "ausrotten" kann. Auf keinen Fall mit Bomben, Soldaten und Fliegern.
Sobald Bin Ladens Terrororganisation dem Erdboden gleichgemacht worden ist (wenn es nach Bush ginge wahrscheinlich am besten mit vielen schönen chemischen Waffen, damit er in seiner Amtszeit auch ein paar Spielzeuge benützen darf), wird die nächste Organisation gegründet werden. Solange man weiterhin mit ein paar Teppichmessern Unmengen von Menschen umbringen kann, werden das auch weiterhin Menschen machen. Aus religiösen Gründen? Aus politischen Gründen?
Egal. In erster Linie einfach aus dem Grund, weil es überhaupt möglich ist.
In der "Stuttgarter Zeitung" kam vorgestern ein Interview mit einen Typ von der NATO. Zuerst hat er gesagt: "Ich glaube nicht, dass Amerika bei ihren Vergeltungsschlägen unschuldige Zivilisten töten wird."
Auf die Frage, ob er glaube, dass chemische oder biologische Waffen zum Einsatz kommen werden, antwortete er: "Ja, das ist gut möglich."
Wie um Himmels Willen kann man diese zwei Aussagen unter einen Hut bringen?
Amerika ist eine Supermacht. Amerika ist wirtschaftlich, politisch und militärisch die stärkste Nation auf der Welt. Die Amerikaner sind unglaublich patriotisch, sie sind Meister des Eigenlobs. In einer amerikanischen Schule kann man nicht aufs Klo gehen ohne an einem Stars-and-Stripes-Banner vorbeizugehen. (Die Amerika-Flaggen, die man vor fast jedem amerikanischen Haus sieht, werden übrigens in China hergestellt.)
Die Amerikaner spielen sich als Weltpolizei auf. Sie kümmern sich einen Dreck um alles außerhalb ihrer Landes.
Wäre der Terroranschlag bei uns passiert... glaubt einer von euch ernsthaft, dass die Amis ihr Fernsehprogramm unterbrochen hätten?
Pop-Star Britney Spears hat im australischen Fernsehen, als sie gedacht hatte, die Kameras wären abgeschaltet, ihren Interviewer gefragt: "Australien? Was ist das?"
Und damit ist Hüpfdohle Spears keine Ausnahme. Die meisten Amerikaner haben keine Ahnung von der restlichen Welt. Ein Freund von mir hat bei seinem Job immer wieder mit Amerikanern zu tun. Regelmäßig wird er gefragt, ob wir in Deutschland eigentlich noch einen König hätten.
Und gegenüber dieser Weltmacht, dem Popcorn-Land Amerika, steht ein Land wie Afghanistan, in dem die Menschen arm sind. Angst um ihr Leben haben müssen und keinen Luxus kennen.
Ich kann die Floskel "völlige Solidarität gegenüber Amerika" nicht mehr hören.
Natürlich ist der Terroranschlag auf Amerika zu verurteilen. Natürlich ist es Unrecht. Natürlich war die der Anschlag Massenmord.
Aber das heißt noch lange nicht, dass ich in einer Zeit, in der Schweigeminuten und eine Amerika-ist-unser-Gott-Politik in Mode gekommen sind, Mitleid haben muss mit Amerika. Mein Mitleid hält sich nämlich in Grenzen.
Sorry: Selten hab ich einen größeren Schwachsinn gehört. Terrorismus ist keine Person und keine Organisation, sondern Aggressivität. Ich glaube nicht, dass man Aggressivität "ausrotten" kann. Auf keinen Fall mit Bomben, Soldaten und Fliegern.
Sobald Bin Ladens Terrororganisation dem Erdboden gleichgemacht worden ist (wenn es nach Bush ginge wahrscheinlich am besten mit vielen schönen chemischen Waffen, damit er in seiner Amtszeit auch ein paar Spielzeuge benützen darf), wird die nächste Organisation gegründet werden. Solange man weiterhin mit ein paar Teppichmessern Unmengen von Menschen umbringen kann, werden das auch weiterhin Menschen machen. Aus religiösen Gründen? Aus politischen Gründen?
Egal. In erster Linie einfach aus dem Grund, weil es überhaupt möglich ist.
In der "Stuttgarter Zeitung" kam vorgestern ein Interview mit einen Typ von der NATO. Zuerst hat er gesagt: "Ich glaube nicht, dass Amerika bei ihren Vergeltungsschlägen unschuldige Zivilisten töten wird."
Auf die Frage, ob er glaube, dass chemische oder biologische Waffen zum Einsatz kommen werden, antwortete er: "Ja, das ist gut möglich."
Wie um Himmels Willen kann man diese zwei Aussagen unter einen Hut bringen?
Amerika ist eine Supermacht. Amerika ist wirtschaftlich, politisch und militärisch die stärkste Nation auf der Welt. Die Amerikaner sind unglaublich patriotisch, sie sind Meister des Eigenlobs. In einer amerikanischen Schule kann man nicht aufs Klo gehen ohne an einem Stars-and-Stripes-Banner vorbeizugehen. (Die Amerika-Flaggen, die man vor fast jedem amerikanischen Haus sieht, werden übrigens in China hergestellt.)
Die Amerikaner spielen sich als Weltpolizei auf. Sie kümmern sich einen Dreck um alles außerhalb ihrer Landes.
Wäre der Terroranschlag bei uns passiert... glaubt einer von euch ernsthaft, dass die Amis ihr Fernsehprogramm unterbrochen hätten?
Pop-Star Britney Spears hat im australischen Fernsehen, als sie gedacht hatte, die Kameras wären abgeschaltet, ihren Interviewer gefragt: "Australien? Was ist das?"
Und damit ist Hüpfdohle Spears keine Ausnahme. Die meisten Amerikaner haben keine Ahnung von der restlichen Welt. Ein Freund von mir hat bei seinem Job immer wieder mit Amerikanern zu tun. Regelmäßig wird er gefragt, ob wir in Deutschland eigentlich noch einen König hätten.
Und gegenüber dieser Weltmacht, dem Popcorn-Land Amerika, steht ein Land wie Afghanistan, in dem die Menschen arm sind. Angst um ihr Leben haben müssen und keinen Luxus kennen.
Ich kann die Floskel "völlige Solidarität gegenüber Amerika" nicht mehr hören.
Natürlich ist der Terroranschlag auf Amerika zu verurteilen. Natürlich ist es Unrecht. Natürlich war die der Anschlag Massenmord.
Aber das heißt noch lange nicht, dass ich in einer Zeit, in der Schweigeminuten und eine Amerika-ist-unser-Gott-Politik in Mode gekommen sind, Mitleid haben muss mit Amerika. Mein Mitleid hält sich nämlich in Grenzen.