16.06.2005, 18:41
Zitat:- Erst den Unis die Mittel sreichen, dann Studiengebühren einführen ist nicht ok. Mit den neu eingenommenen Gebühren lassen sich die entstandenen Lücken geradeso füllen.
Lassen sie sich nicht. Studiengebühren - bei nur 500 Euro - sind viel zu wenig. Wenn finanziell was getan werden muss - und das Geld brauchen die Unis - dann vor allem nicht nur durch die Studierenden. Im Gegenteil.
Auf dem aktuellen Arbeitsmarkt sieht es nicht gut aus. Man hat nicht mehr nur Konkurrenz von Personen aus anderen Städten bekommen, sondern sogar von Leuten aus anderen Ländern. Dies direkt - da sie in Deutschland arbeiten könnten - aber auch indirekt (was sich besonders auf die Wirtschaft auswirkt), da Unternehmen ganz leicht ihren Arbeitsplatz wechseln und in einem Billiglohnland produzieren können. Weniger Steuern, weniger Lohn für die Arbeiter. Mehr Gewinn.
Aber warum passiert dies nur bedingt? Die Arbeiter dort sind doch, selbst wenn sie eine andere Sprache sprechen, durchaus lernfähig und können auch ungelernt durch mehr Arbeitszeit viel erreichen.
Der Grund, den Deutschland als Vorteil anzubieten hat, ist die Qualifikation der Arbeiter. Der Wirtschaftsstandort ist unter anderem wegen den besser ausgebildeten Arbeitern attraktiver.
Natürlich, um seinen (recht begrenzten) Vorteil auszubauen braucht Deutschland zum einen verschiedene Erneuerungen und Reformen. Die apolitische Globalisierung ist bei weitem fortgeschrittener. Die Wirtschaft bestimmt die Politik, nicht andersherum. Und bei den (leider vorhandenen) neoliberalen Zügen der EU - und erstrecht der CDU/FDP (
![[Bild: icon_38.gif]](http://www.stephen-king.de/smilies/icon_38.gif)
Was nun aber, setzen wir dies einfach als gegeben vorraus, Deutschland braucht, sind gut qualifizierte Arbeiter. Ein hoher Bildungsgrad. Was der Staat machen muss, ist definitiv in Bildung investieren und nicht gerade dort kürzen, das ist von ungemeiner Relevanz.
Aber was macht er? Er führt Gebühren ein, die eine Menge von potentiellen Studenten abschrecken kann. Stephy hat es doch schon gesagt. Wenn man vor der Wahl steht, entweder zu studieren oder ins Berufsleben zu schreiten, hat man doch zwei Auswahlmöglichkeiten - und wir gehen jetzt nicht von Personen aus, die besonders begabt sind, bestimmte Zukunftspläne inbegriffen Studium schon von Kindheit an haben oder wissen, dass ihr Studium zu einem sicheren Arbeitsplatz führt.
Entweder: man kann JETZT anfangen zu arbeiten, JETZT Geld verdienen und in einen "ordentlichen" Beruf mit (zwar begrenzten, aber vorhandenen) Aufstiegschancen einsteigen
oder aber: Man studiert. Und das auch noch mit Schulden nach dem abgeschlossenen Studium. Nach einem, in dem man sowieso schon im Gegensatz zu normalen Arbeitnehmern nichts verdient, sondern sich verschuldet (bafög) oder durch viele Nebenjobs und viel Stress über Wasser gehalten hat.
Es wird einfach nicht bedacht, das Studierende - und es GIBT Studienfächer, da studiert man lange - anschließend mit einem gewissen Alter in die Arbeitswelt entlassen werden, ohne dass sie bis dahin was verdient haben, und auch noch verschuldet sind. Und es ist definitiv nicht so, dass man mit einem bestimmten Diplom automatisch genommen wird.
Natürlich haben Personen, die studiert haben, leichtere Chancen einen Arbeitsplatz zu bekommen. Sie haben eine (besonders gerngesehene) fachliche Ausbildung und in der Regel das Abitur. Sie hätten also, würden sie ihren Anspruch auf genau den Berufsbereich, für den sie studiert haben, aufgeben, immerhin noch einen guten Schulabschluss vorzuzeigen. Bei Personen, die ein Studium geschafft haben, sind in der Regel weniger Arbeitslose dabei als bei Hauptschulabsolventen. Ist doch logisch. Aber unabhängig davon ist ein Studium nicht zwingend der Weg zum Erfolg - bei weitem nicht- und darüber sind sich auch Einige durchaus im klaren und ziehen ihre Konsequenzen. Und deswegen sollte Deutschland gerade aufpassen, seine gutqualifizierten, intelligenten Leute zu halten, statt sie als als marxisitische "Arbeitskraft" in die Berufswelt entlassen, denn das haben und können andere Länder auch. Man muss ansich schonmal den Haushalt umverteilen und in die Universitäten und Bildungseinrichtungen investieren.
Generell ist gegen Studiengebühren ja nichts einzuwenden. Der Gedanke, dass jemand, der durch eine gute Ausbildung auch Vorteile genießt, dafür entsprechend bezahlen muss, ist ja durchaus richtig. So wird es auch beim Steuersystem gemacht. Es wird progressiv besteuert, wenn jemand viel verdient, muss er dafür viel bezahlen. Personen, die eine gute Ausbildung haben, verdienen viel und bezahlen dafür auch viel, was dann den Universitäten zukommen müsste. Wenn sie NICHT viel verdienen, müssen sie auch nicht viel bezahlen.
Das sind auch die Argumente von Studiengebührenbefürwortern, unabhängig vom genauen System. Es wird ja erst ab einem gewissen Einkommen bezahlt.
Ich hätte damit kein Problem, überhaupt nicht. Es ist sogar durchaus fair, es wäre ungerecht, wenn es nicht so wäre. Nur sollte dieses "gewisse Einkommen" auch in einen erträglichem Maße hoch sein, so dass man nicht schon von vornherein abgeschreckt ist. Wenn jedem klar ist, dass er, wenn er dadurch viel verdient, auch die Schulden zurückzahlen muss, und zwar nur dann, würde das vor dem Studium nicht abschrecken. Keiner hat Angst, viel zu verdienen. Dann wäre das System durchaus akzeptabel. Dahin tendiert es aber in keinster weise.
Was gibt es noch für geplante Systeme?
Kleine Eliteunis. Wie es die FDP will, wenn ich mich recht entsinne. Universitäten, die in einem Bereich besonders gut sind, sehr gute Forschungsarbeiten und Experimente vorweisen können, spezielle und darin auch ausgezeichnete Fächer anbieten, haben das Recht, eine gewissen Gebühr dafür zu verlangen. Logisch, stimmt ja auch. Nur find ich sollte dies nicht (wie geplant) von den Studenten, sondern von dem Staat finanziert werden - er ist es doch letztendlich auch, der davon profitiert. WÜRDE es von den Studenten bezahlt werden, hätten wir Eliteuniversitäten, genauwie in Großbritannien. Gute Bildung für die Reichen, und die normalen, mittelmäßigen Universitäten für die Armen. Ebenfalls Müll, das darf so nicht passieren.
Langzeitstudenten müssen bezahlen, logisch. Wer seine Zeit dort vertrödelt, den Unterricht, die Lehrkräfte, den Vorlesungssaal mit seiner Anwesenheit belastet und von dem Staat lebt, hat dort nichts zu suchen. Aber dieses "Langzeit" muss auch richtig definiert werden. Alles, worauf gesetzt wird, und alles, was bildungspolitisch gerade getan wird, begünstigt nur die wirtschaftlichen Studiengänge. Schnelle Abschlüsse durch Bakkalaureate, hauptsache zügig durch. Kommt Fächern wie BWL zugute. Die künstlerisch-kreativ-philosphischen Studiengänge allerdings, sogar laut Meinungen von Professoren, müssten anders angelegt sein und nicht nach diesem Prinzip funktionieren. Gerade für solche studiengänge braucht man Zeit, gerade in solchen Studiengängen muss man sich "finden". Also sollte man da vorsichtig sein und weg vom trocken-dogmatischen Studiengang. Studiengebühren bewirken genau das Gegenteil, jedes Jahr, was studiert wird, kostet extra. Orchideenfächer gehen zurück, Studiengänge, die nicht auf einen bestimmten Job ausgerichtet sind, somit an sich schon unsicher, haben nun noch mehr Nachteile.
Und der Gedanke, dass während des Studiums, WÄHREND, bezahlt wird, ist völlig unmöglich. Es müssen für die Studenten Kredite gewährt werden, und dies zinsenfrei, und auch erst abzuzahlen ab einem gewissen (guten dreiausrufezeichen) Einkommen. Und dagegen hätte bestimmt niemand was. Niemand hat Angst davor, reich zu sein, aufgrund der Steuern. Es muss einfach nur verhältnismäßig sein, und diese Verhältnismäßigkeit darf niemanden belasten. Ein Studium muss in Deutschland Vorteile bringen. Nicht abschrecken, das ist ungemein wichtig. Deutschland profitiert davon. Viele studieren ja jetzt schon nicht, weil es lange dauern würde und sie dabei kaum arbeiten können - es trotzdem aber für ihren Unterhalt müssen - und dann keine festen Einstiegschancen haben.
In allen Bildungsbereichen muss eine Menge getan werden. Viel, viel mehr investiert. Da Studiengebühren von 500 Euro zu erheben ist lächerlich. Zum einen, weil es eh nicht den Unis zukommt - zumindest derzeit, was sowieso behoben werden muss - zum anderen, weil es viel zu wenig ist und einen zu kleinen Bereich abdeckt. Das ganze Thema muss anders angegangen werden. Der ganze Haushalt muss umgekrempelt werden.
Zitat:Zudem muss gewährleistet sein, daß begabte Studenten kostenfrei studieren dürfen bzw. die gebühren erst nach Eintritt ins Berufsleben zahlen.
Das sowieso. Während des Studiums wäre nicht auszuhalten.
Zitat:es heißt auch, daß die spd-regierten bundesländer keine studiengebühren verlangen. aber weil sie befürchten, daß sie dann von studenten von überallher erschlagen werden, gilt das nur für diejenigen, die dort geboren wurden.
Wieder ein Problem. Erstens würde man in Deutschland je nach Geburtsort für Bildung bezahlen müssen oder nicht. Ansich schonmal ungerecht. Die zweite möglichkeit wären überfüllte Unis, was schlechteren Unterricht beinhaltet. Die dritte, um die Qualität zu wahren, ein höherer Numerus clausus, also wäre es in Ländern ohne Studiengebühren schwieriger zu studieren.
Zitat:Ich bin gegen Studiengebühren, aber denke, trotz allem Protest werden diese mit Sicherheit eingeführt.
Leider ist man in Deutschland so dermaßen gesättigt und faul und unpolitisch, dass auch dort kaum "Protest" vorhanden ist. Es kommt zwar von überall ein "wäre schön", aber aktiv ist man selber nicht.
Zitat:Naja, bei mir wird ja gerade gestreikt, mein Seminar ist heute ausgefallen. Aber ob damit etwas erreicht wird ...?
Solange dies nur spärlich bleibt, nicht. Muss man schauen, ob man selber nicht was dazu beitragen kann oder zu faul ist.
Zitat:Und vor allem: für einen Kindergartenplatz zahlt man viel Geld und für die Ausbildung nicht? Dies ist für mich nicht logisch.
Deutschland braucht diese Ausbildungen. Das heißt nicht, dass man Idioten zu Universitäten schicken soll und dann viele studierte Idioten mit tollen Noten erhält. Man muss durchaus auch das Niveau hochhalten - wofür erst recht mehr Geld benötigt wird - und wesentlich früher, nicht erst bei den Hochschulen, damit anfangen.
Abgesehen davon kann man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Was hat ein Kindergarten mit einer Ausbildung zu tun? Natürlich, manches wird privatisiert, manches nicht. Und Idealzustände herrschen sowieso nicht überall, bzw. wäre es utopisch, wenn man sie überall verlangt. Aber deswegen sollte man nicht zusätzlich in anderen Bereichen einen Rückschritt anstreben, vor allem, wenn diese immens wichtig sind.
Zitat: und mein kind wird bestimmt nicht auf eine staatliche sondern auf eine private universität gehen, die ich selbst finanziere!!
Das meine ich. Zu sowas sollte es nicht kommen müssen.
Zitat:wenn die 500€/semester wirklich eingeführt werden, dann werden sich die reihen wohl leider gottes lichten und die liebe cdu hat ihre "eliten" im sack!! ICH BIN DAGEGEN!! GLEICHES RECHT FÜR ALLE!!! und gerade für die unterschicht ist die freie und kostenlose bildung ein mittel zum aufstieg, die jetzt wohl verbaut wird..
Es ist leider wirklich so, dass sich eine reiche Elite hervortuen würde. Die kann es sich nämlich bedenkenlos leisten, während bei den finanziell schwächer Gestellten alles weiterhin ein großes Risiko bleibt.