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Love (Lisey´s Story)
Zar schrieb:natürlich gibt es gute Momente wenn es um die Liebe und das Verstehen von Lisey und ihren Mann geht, aber die ist für mich fast nebensächlich


Für King offenbar auch. Nein, stop. So darf man das auch wieder nicht sagen. Immerhin ist die Beziehung zwischen Lisey und ihrem Ehemann das zentrale Thema des Buches. Aber ein bisschen leidet die Geschichte auch darunter, dass hier mindestens drei Subplots erzählt werden, die fast ein bisschen wie drei separate Geschichten wirken: die Katatonie der Schwester, die Beziehungskiste und natürlich der Deep Space Cowboy, der Psycho, der noch ein paar Thriller-Elemente reinbringt. Oder sowas. Das Buch pendelt ständig irgendwo zwischen typischen King-Erzählungen und Charakterstudie. Zwischen Gruselmärchen und Psychodrama und Familiengeschichte und den Szenen einer Ehe und der Twilight Zone. Es fehlt manchmal der Fokus. Am Ende passt es schon zusammen, irgendwie. Auch wenn es manchmal schon ein wenig knirscht und kracht.

So hat der Roman auch eigentlich keinen wirklichen Höhepunkt. Die letzte Auseinandersetzung mit Zak McCool ist keiner: King hat ihn vorher gefühlte 300 Seiten lang von der Bildfläche verschwinden lassen müssen, und diese ganze Stalker-Geschichte endgültig zum Nebenschauplatz degradiert, weil er sich noch um Flashbacks kümmerte. Musste er ja auch. So viele begonnene Handlungsfäden, so wenig Zeit übrig. Oder Papier. Was auch immer.

Die letzte Beichte von Liseys Mann ist es auch nicht: King hat schon lange vorher erzählt, was eigentlich passiert ist, und wiederholt hier nur das, was er schon vorher gesagt hat. In eindeutigeren Worten. Am Ende löst das Buch in kurzer Zeit all die Handlungsfäden auf, die zeitweilig fast eher miteinander konkurrieren als zusammenzuarbeiten. Konkurrieren tun sie natürlich nicht so sehr in den Aspekten der Logik, denn natürlich verknüpft King all seine Fäden irgendwann. Ich meine das wirklich rein dramaturgisch gesehen. Trotzdem gelingt ein würdiger Abschluss. Gerade auf den letzten zwei, drei Seiten. Und das Ding mit der gescheckten Seite ist hier irgendwie auch um Längen unheimlicher, als ein Kapitel zuvor noch: nur ein Schemen, der sich auf gespiegelten Oberflächen zeigt. Als kleine Erinnerung für Little Lisey: "Du wirst beobachtet, Mädchen."

Auch wenns gerade nicht so klingt: Ich mag das Buch schon. Mehr als Duddits. Mehr als den Buick. Um hier mal die beiden aktuellsten King-Romane zu nennen, die ich gelesen habe. Ich beging nicht den Fehler, die Inhaltsangabe zu lesen. Nachdem ich das getan habe, irgendwo gegen Ende: Diese Dinger gehören auf diese Art in kein Buch. Ganz ehrlich. Ich hatte keinen blassen Schimmer, um was es geht. Außer um einen verstorbenen Autor und dessen "Nachlass", der in seiner Frau Erinnerungen weckt. Schreckliche Erinnerungen. Das reicht ja auch vollkommen. Ich fuhr gut damit. Denn schon während den ersten 200 Seiten, in denen die Witwe abends alleine ihr großes Haus durchstreift, ständig die Stimme ihres Mannes hört und glaubt, sich unaussprechliche Dinge einzubilden, musste ich wissen, was in dieser Geschichte passieren wird. Ach ja, und es tat gut, mal wieder einen King zu lesen. In dieser Form: Weiterschreiben, bitte.
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