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Bedeutungsvolle Zitate, Sätze und Wörter
#9
Moritz: Ich habe noch mal in dem Buch "Drehbuchhandwerk" nachgeschlagen und festgestellt, daß ich es nicht ganz richtig zitiert habe: in diesem Buch ist von "Plazieren und Ernten" die Rede (anstatt "Säen und Ernten"). Es wird eingangs vom Autor aber darauf hingewiesen, daß die besprochenen Techniken keinen festen Terminus haben. Der eine nennt es so, der andere so. Ich fürchte auch, daß mein Übertragen dieses Begriffs aus der Filmwelt ins Literarische nicht 100%ig geglückt ist. Im Film versucht man, dabei einer Szene Bedeutung und Gewicht zu geben, ohne dieses künstliche Gewichtung hätte die Handlung womöglich deutlich weniger Tiefe. Würde man im Gegensatz dazu, bei Misery das "nachwischen" aus dem Text streichen, verlöre der Roman keinen Deut seiner Dichte, da es noch jede Menge andere subtextbezogene Verknüpfungen gibt.
Nun zum eigentlichen Thema: Ich stemple Stephen King nicht als Trivialautor ab, in dem Sinne, daß ich die Bezeichnung trivial negativ gebrauche, wie es die Deutschlehrer so gerne tun. Klar ist aber, daß King (weitgehend) in einem Genre arbeitet, d.h. seine Arbeit läßt sich genau einordnen, was auch nicht schlecht ist. Ich lese King, seit ich 14 bin (mein erstes Buch war Nachtschicht), und sehe Kings Leistung darin, daß er ungemein fesselnd, in seinen besten Werken geradezu hypnotisierend schreibt und daß seine Arbeiten aus dem Bauch kommen, nicht so sehr aus dem Intellekt. Ich finde, in seinen Büchern geht es primär um Emotionen, nicht um Rationalität, und eine Emotion, die mich fasziniert, ist Angst,Horror, der in Wahnsinn mündet, und vielleicht ein Stück darüber hinausgeht. Das ist es, was mich packt, die Sprache der Eingeweide, und darin sehe ich Kings Wert als Schriftsteller: seine Fähigkeit,reale Angst zu transzendieren und sie dem Leser auf eine Weise näherzubringen, die eine Kontrontation mit dem absoluten Grauen ermöglicht, ohne daß der Leser sich de facto in Gefahr begibt. Nun teilen diese Ansicht, wie oben bereits angedeutet, - sagen wir - Deutschlehrer nicht, deren Meinung nach alles trivial ist, das nicht den Namen Goethes, Schillers oder Brechts trägt. Ich habe einem von mir geschätzen Lehrer am Ende der der K12 drei meiner Stories über die Sommerferien ausgeliehen, da er wirklich interessiert war. Als ich sie zurückerhielt, meinte er, die Geschichten seien sehr amerikanisch und eben trivial. Und seitdem hat dieses Wort einen negativen Beigeschmack für mich. Für jemanden, der Germanistik studiert hat (was ich nicht vohabe, dafür aber Vergleichende Literaturwissenschaften [img]images/smiles/icon_wink.gif[/img]) ist King wahrscheinlich trivial, für eine um das geistige Wohl ihres Sohnes besorgte Mutter ist das, was er schreibt, kaum mehr als Schund, für einen Fan ist er, in dem was er tut und wie er es tut, genial.
Wenn ich also King in meinem letzten (und ersten) Posting als trivial bezeichnet habe, dann aus der intellektuellen Warte.
So sehe ich King zwar als trivialen Autor, aber in der Welt des Trivialen finde ich ihn bisher unerreicht, und betrachte ihn denn auch als mein literarisches Vorbild, auch wenn ich versuche, so etwas wie einen eigenen Stil zu finden.

Zombie
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