19.11.2003, 19:38
Dass dir Bohlen scheissegal ist, kann ich sehr gut verstehen und nur begrüßen - ich wollte damit nur deutlich machen, dass ich das Argument nicht gelten lasse, man dürfe nicht kritisieren, solange man es selber nicht "besser" mache. Auch, wenn ich selber nicht male, kann mir ein Gemälde nicht gefallen und ich meine Meinung dazu äußern.
Nun aber wieder zum eigentlichen Thema: In deiner Argumentation verbirgt sich meiner Ansicht nach ein Schwachpunkt, der auch eine der größten Angriffsflächen seines Films bietet:
"Um diese Masse aufzurütteln und wieder in Individuen zu zersplitten bedarf es, wie bereits erwähnt, nunmal NICHT der sachlich - nüchternen Berichterstattung (wie du 'White Claudia' sie zum Beispiel als einzelnes, intelligentes Individum gerne hättest), sondern einer gewissen Polemik, um das ganze doch etwas zu unterwandern und erst einmal die Emotionen, den Frust und die Wut eines Menschen anzusprechen"
Genau das ist doch das Problem: Wenn man mit wie auch immer gearteten Mitteln die Emotionen des Sehers weckt (und das tut dieser Film ohne Zweifel, was ein wirkliches Verdienst ist), ist eine sachliche, nüchterne und fundierte Diskussion über das Gezeigte kaum noch möglich. Wie soll/kann ich mich mit der Problematik wirklich angemessen auseinandersetzen, wenn ich noch Wut und Frust im Bauch habe? Nach und während betrachten des Filmes kann man aufgrund des Montage-artigens Stiles und der selektiven Darstellung des Materials kaum zu einer anderen Schlussfolgerung kommen, als dass die amerikanische Bevölkerung aufgrund von Angst, Neid und Identitätskrisen völlig meschugge ist - um jetzt mal eine bewusst platte und provokante Bezeichnung zu wählen. Sicherlich hat jeder von uns beim Anschauen immer wieder den Kopf geschüttelt und "Die spinnen, die Amis..." gemurmelt - das mag ja in gewisser Weise stimmen, nur ist das nicht unbedingt eine neue Erkenntnis und bildet kaum die Grundlage einer vernünftigen Diskussion.
Anders ausgedrückt: Wer den USA, deren Waffengesetzen, Menatlität etc. liberal(er) gegenübersteht, dem wird der Film streckenweise sauer aufstoßen; und wer schon vorher der Meinung war, dass die Amerikaner manchmal nicht ganz sauber ticken, der wird von dem Film nur bestätigt. Und das halte ich für gefährlich.
Und was soll ich von dieser besagten Foto-Szene nun halten? Dass Waffen falsch sind? Dass Charlton Heston ein konservativer Fanat ist? Dass Michael Moore mit der Familie des Mädchens mittrauert? Das mag alles sein und das mag alles auch richtig sein, aber wenn man ein emotional derart aufgewühltes Thema anpackt und sich an ein so heißes Eisen wagt, ist dieses bewusste Appelieren an unsere tieferen Emotionen höchst zweischneidig und riskant.
Im übrigen ist mir natürlich bewusst, dass jener Clip auch aus dem Film stammt. Es stimmt mich nur nachdenklich, dass ein Konsument nun wirklich den Eindruck haben könnte, in diesen drei (zwei? Keine Ahnung) Minuten sei "eigentlich alles zusammenfassend erklärt", wo ich beim Lesen wirklich die Augen aufgerissen habe. "Schnellabriss" einer Landesgeschichte - für mich ein elementarer Gegensatz. Erklärt uns dieser witzige Comic wirklich die gesamte Historie Amerikas? Ist alles wirklich so einfach und eindeutig, dass man sie in wenigen Minuten abhaken kann? Dieser Ausschnitt soll uns also wahrhaftig eine Erklärung für die heutigen Missstände in den USA geben, die dann letztendlich zum Columbine-Massaker geführt haben? Sorry, aber da stimmt was nicht.
Ich gehe natürlich davon aus, dass du, Zuck, da schon eine etwas differenziertere und gebildetere Sicht der Dinge hast, nur kann ich das vom durchschnittlichen, jugendlichen Kinobesucher (leider) nicht mehr erwarten. Und so einem, der von Aussagen seiner Kumpels, dieser Film sei "voll cool", ins Kino gelockt wurde, dann eine derart grobschlächtige, subjektive Sicht der Dinge vorzuknallen, finde ich einfach unseriös.
Nun aber wieder zum eigentlichen Thema: In deiner Argumentation verbirgt sich meiner Ansicht nach ein Schwachpunkt, der auch eine der größten Angriffsflächen seines Films bietet:
"Um diese Masse aufzurütteln und wieder in Individuen zu zersplitten bedarf es, wie bereits erwähnt, nunmal NICHT der sachlich - nüchternen Berichterstattung (wie du 'White Claudia' sie zum Beispiel als einzelnes, intelligentes Individum gerne hättest), sondern einer gewissen Polemik, um das ganze doch etwas zu unterwandern und erst einmal die Emotionen, den Frust und die Wut eines Menschen anzusprechen"
Genau das ist doch das Problem: Wenn man mit wie auch immer gearteten Mitteln die Emotionen des Sehers weckt (und das tut dieser Film ohne Zweifel, was ein wirkliches Verdienst ist), ist eine sachliche, nüchterne und fundierte Diskussion über das Gezeigte kaum noch möglich. Wie soll/kann ich mich mit der Problematik wirklich angemessen auseinandersetzen, wenn ich noch Wut und Frust im Bauch habe? Nach und während betrachten des Filmes kann man aufgrund des Montage-artigens Stiles und der selektiven Darstellung des Materials kaum zu einer anderen Schlussfolgerung kommen, als dass die amerikanische Bevölkerung aufgrund von Angst, Neid und Identitätskrisen völlig meschugge ist - um jetzt mal eine bewusst platte und provokante Bezeichnung zu wählen. Sicherlich hat jeder von uns beim Anschauen immer wieder den Kopf geschüttelt und "Die spinnen, die Amis..." gemurmelt - das mag ja in gewisser Weise stimmen, nur ist das nicht unbedingt eine neue Erkenntnis und bildet kaum die Grundlage einer vernünftigen Diskussion.
Anders ausgedrückt: Wer den USA, deren Waffengesetzen, Menatlität etc. liberal(er) gegenübersteht, dem wird der Film streckenweise sauer aufstoßen; und wer schon vorher der Meinung war, dass die Amerikaner manchmal nicht ganz sauber ticken, der wird von dem Film nur bestätigt. Und das halte ich für gefährlich.
Und was soll ich von dieser besagten Foto-Szene nun halten? Dass Waffen falsch sind? Dass Charlton Heston ein konservativer Fanat ist? Dass Michael Moore mit der Familie des Mädchens mittrauert? Das mag alles sein und das mag alles auch richtig sein, aber wenn man ein emotional derart aufgewühltes Thema anpackt und sich an ein so heißes Eisen wagt, ist dieses bewusste Appelieren an unsere tieferen Emotionen höchst zweischneidig und riskant.
Im übrigen ist mir natürlich bewusst, dass jener Clip auch aus dem Film stammt. Es stimmt mich nur nachdenklich, dass ein Konsument nun wirklich den Eindruck haben könnte, in diesen drei (zwei? Keine Ahnung) Minuten sei "eigentlich alles zusammenfassend erklärt", wo ich beim Lesen wirklich die Augen aufgerissen habe. "Schnellabriss" einer Landesgeschichte - für mich ein elementarer Gegensatz. Erklärt uns dieser witzige Comic wirklich die gesamte Historie Amerikas? Ist alles wirklich so einfach und eindeutig, dass man sie in wenigen Minuten abhaken kann? Dieser Ausschnitt soll uns also wahrhaftig eine Erklärung für die heutigen Missstände in den USA geben, die dann letztendlich zum Columbine-Massaker geführt haben? Sorry, aber da stimmt was nicht.
Ich gehe natürlich davon aus, dass du, Zuck, da schon eine etwas differenziertere und gebildetere Sicht der Dinge hast, nur kann ich das vom durchschnittlichen, jugendlichen Kinobesucher (leider) nicht mehr erwarten. Und so einem, der von Aussagen seiner Kumpels, dieser Film sei "voll cool", ins Kino gelockt wurde, dann eine derart grobschlächtige, subjektive Sicht der Dinge vorzuknallen, finde ich einfach unseriös.