20.07.2003, 10:54
Erlebnisbericht, Part 1:
So Leute, lang lang ist's her, dass ich mit den meisten von euch gechattet habe oder hier irgendwas ins Forum schreiben konnte, aber wie ihr wisst, hat das ja auch alles seinen Grund. Nun bin ich seit dem 1.7. offiziell im Wehrdienst und nach den ersten 3 bestandenen Wochen ist es nun an der Zeit, meine Erlebnisse mal kurz zu schildern.
Zu allererst: Klein kriegen die mich da natürlich nicht, soviel steht fest, aber anstrengend ist es ohne Zweifel!
Jeden morgen heißt es um 4.30 Uhr : "7.Batterie : AUFSTEHEN!!!"
Dann steht erstmal ein wenig Frühsport auf dem Plan, um ca. 6 Uhr Frühstück, dann beginnt um 7.15 Uhr der planmäßige Dienst. Wenn man allerdings jeden Tag nur 5 Stunden schläft (um 23 Uhr haben alle im Bett zu sein, denn dann ist Zapfenstreich) kann so eine Tag doch recht stressig werden. So schlafen grundsätzlich im theoretischen Unterricht, der ab und zu mal für ein paar Stunden stattfindet, die Hälfte der Kameraden ein oder haben hart zu kämpfen mit den Augenliedern.
Ist aber ein lustiger Anblick: Überall wo man hinschaut klappen Köpfe weg, fallen langsam Augen zu oder schnellen Ellenbocken zur Seite, um zu wecken...
Das geht dann solange, bis der Leutnant Wiederholungstäter auf einen einsamen Stuhl direkt vor sich setzt... Und glaubt mir, es gibt nichts härteres als Wachzubleiben, wenn man hundemüde von den letzten Tagen ist. Regelmäßig sieht man Leute, die sich leichte Schmerzen mit den Kugelschreibern zufügen oder extra unbeguem hinsetzen, aber helfen tut nichts davon!
Hier ein Foto:
(nur ohne Rauchwerkzeug...)
Oder aber es geht direkt nach draußen, um mit Rucksack, Koppeltragesystem (eine Art Gürtel mit allem möglichen schweren Zeugs dran), ABC-Tasche (Gasmaske und Zubehör), G36 (Standardgewehr der Bundeswehr heutzutage) oder sogar dem MG3 (eine tolles MG und es wiegt nur 12,5 Kg...
) und vollem Tarnanzug bei 30 °C einen 6 Kilometer Übungsmarsch zu machen. Macht ungeheur Spaß bei insgesamt etwa 15-20 Kilo Gepäck...
Mittag gibt es dann um 11.30 Uhr, wobei man sich über die Qualität streiten kann. Der Wackelpudding ist flüssig wie der Waldmeister Saft, zu trinken gab es die letzten 3 Tage nur ISO-Drink, aber zu etwa 50 % ist das Essen genießbar. Bei andauernder Bewegung und Anstrengung ist es auch eigentlich egal, was es genau gibt und das wissen die auch...
Auf der Stube sind wir mit 5 Mann, wobei ich sehr zufrieden bin, dass die alles ziemlich gut drauf sind, denn sonst kann es glaube ich schnell sehr ätzend werden. 2x am Tag ist diese Stube komplett zu reinigen, die Betten dürfen keine Falte vorweisen, die Decken-Falt-Weise ist genau vorgeschrieben und auch der Spindaufbau ist eine Stubenmappe zu entnehmen (Die Deutschland-Flaggen der Jacken alle auf einer Höhe, Hemden auf Din A-4 etc.).
Das schöne sind die unzähligen völlig sinnlosen Befehle. So darf man zum Beispiel den Rucksack mit etwa 20 Teilen drin jedes Mal komplett packen, wenn es raus ins Gelände geht (man braucht nicht ein einziges Teil davon!!!), abends wieder auspacken und ordentlich in dern Schrank räumen und wenn es am nächsten Tag wieder los geht, wieder alles von vorne.... :?
Oder wir haben den Sportanzug an, weil wir bei der Impfung waren, dann müssen wir uns komplett umziehen, weil in der Kantine Flecktarn vorgeschrieben ist und 15 Minuten später ziehen wir wieder den Trainingsanzug an...
Die Ausbilder sind im Dienst schon ziemlich hart und Spüche gibt es viele (siehe Themenname). Weitere Beispiele:
-Ich: "Herr Feldwebel!" Er: "Was kann ich gegen sie tun?!"
-Er :"Was fahren sie denn für ein Auto?" Kamerad: "Einen Toyota." Er: "Da haben sie verschissen!!!"
Das sind nur wenige Beispiele, und ich werde die Liste nächstes Mal ergänzen.
Und das Wort "Scheiße" hab ich selten so oft in so kurzer Zeit gehört...
Ich habe ein neue Vorstellung davon was es heißt, die Türen wirklich zuzuknallen oder laut zu schreien...
Aber nach Dienstschluss kann man sich eigentlich mit fast allen wunderbar unterhalten. Dann kommen sie auch mal auf die Stube, rauchen eine mit und unterhalten sich mit uns über Autos oder ähnliches...
Wir haben übrigens auch 4 Ausbilderinnen dabei und ich kann euch sagen...
Die ersten 2 Wochen kam es vor, dass wir von 5 Uhr bis 22 Uhr durchgängig unterwegs waren und anschließend kommt dann Stube und Revier reinigen bis 22.30 Uhr (wir haben das WC...) , dann umziehen und wenn um 23Uhr wie gesagt nicht alle in den Betten sind, dann
Nur einer muss noch in voller Montur warten, bis der Ausbilder reinkommt und das übliche Sprüchlein aufsagen: " Herr (Feldwebel, Fähnrich, Fahnenjunker... wer auch immer), Panzerkanonier xxx: Ich melde Stube Nr.xxx mit 5 Mann belegt, 5 Mann anwesend, 4 Mann in den Betten. Sube gereinigt und gelüftet. Herr xxx, ich melde die Stube ab."
Und wehe man bewegt sich dabei zu viel und guckt ihm nicht direkt in die Augen, da werden die sehr stinkig. Dafür haben wir ja die Grundstellung...
Anschließend geht er durch das Zimmer. Schaut nach, ob der Mülleimer leer ist, ob Staub auf den Schränken oder den Fensterbänken ist, ob eben alles seine Ordnung hat. Ich sag euch, ich habe in meinem Leben noch nie soviel geputzt wie in den letzten Wochen.
Letzten Mittwoch haben wir dann auch zum ersten Mal scharf geschossen. Mit der Pistole P1, mit dem Gewehr G36 und mit dem MG3. Das war schon eine tolle Erfahrung, aber die haben schon dafür gesorgt, dass absolut nichts passieren kann, denn ich kann mir nicht mal mehr eine so hohe Zahl denken, wie oft wir diese Waffen komplett zerlegt und wieder zusammengesetz haben. Sicherheitsüberprüfung, zerlegen, laufen, zusammensetzen, Funktionsprüfung, zerlegen, Liegestütze, zusammensetzen, Funktionsprüfung....stundenlang!!!
Aber ich möchte gerne noch eine Aspekt hervorheben, der mich an der Bundeswehr wirklich beeindruckt hat, und zwar die Kameradschaft!
Ich habe noch nie erlebt, dass einander derart geholfen wird. Wenn einer morgens langsamer ist, machen die anderen schonmal sein Bett, es gab noch niemals irgendwelcxhe Streitereien, wer das WC sauber macht, gegenseitig verbessern wir unsere Spindaufbauten, jeder macht die anderen darauf aufmerksam, wenn sein Kragen nicht richtig sitzt oder die Schuhe zu dreckig sind, jeder schenkt jedem ohne irgendein Zögern Kippen oder leiht ihm Geld, es ist schon wirklich beeindruckend.
Abschließend bleibt wohl zu sagen, dass die Grundausbildung zwar die härteste Zeit ist, aber sicherlich auch die schönste! Und nach 3 Monaten werden wir alle ein bißchen traurig sein, in verschiedenen Kasernen voneinander getrennt zu wohnen!
Obwohl im Moment noch von überall zu hören ist:
"Scheiße, ich habe so miese Blasen an den Füßen...ich kann nicht mehr, ich bin sowas von müde! Dieser Wichser, den pack ich mir irgendwann mal, wenn ich ihn privat vor der Kaserne erwische" und und und...
So Leute, lang lang ist's her, dass ich mit den meisten von euch gechattet habe oder hier irgendwas ins Forum schreiben konnte, aber wie ihr wisst, hat das ja auch alles seinen Grund. Nun bin ich seit dem 1.7. offiziell im Wehrdienst und nach den ersten 3 bestandenen Wochen ist es nun an der Zeit, meine Erlebnisse mal kurz zu schildern.
Zu allererst: Klein kriegen die mich da natürlich nicht, soviel steht fest, aber anstrengend ist es ohne Zweifel!
Jeden morgen heißt es um 4.30 Uhr : "7.Batterie : AUFSTEHEN!!!"
Dann steht erstmal ein wenig Frühsport auf dem Plan, um ca. 6 Uhr Frühstück, dann beginnt um 7.15 Uhr der planmäßige Dienst. Wenn man allerdings jeden Tag nur 5 Stunden schläft (um 23 Uhr haben alle im Bett zu sein, denn dann ist Zapfenstreich) kann so eine Tag doch recht stressig werden. So schlafen grundsätzlich im theoretischen Unterricht, der ab und zu mal für ein paar Stunden stattfindet, die Hälfte der Kameraden ein oder haben hart zu kämpfen mit den Augenliedern.
Ist aber ein lustiger Anblick: Überall wo man hinschaut klappen Köpfe weg, fallen langsam Augen zu oder schnellen Ellenbocken zur Seite, um zu wecken...

Das geht dann solange, bis der Leutnant Wiederholungstäter auf einen einsamen Stuhl direkt vor sich setzt... Und glaubt mir, es gibt nichts härteres als Wachzubleiben, wenn man hundemüde von den letzten Tagen ist. Regelmäßig sieht man Leute, die sich leichte Schmerzen mit den Kugelschreibern zufügen oder extra unbeguem hinsetzen, aber helfen tut nichts davon!


Oder aber es geht direkt nach draußen, um mit Rucksack, Koppeltragesystem (eine Art Gürtel mit allem möglichen schweren Zeugs dran), ABC-Tasche (Gasmaske und Zubehör), G36 (Standardgewehr der Bundeswehr heutzutage) oder sogar dem MG3 (eine tolles MG und es wiegt nur 12,5 Kg...

Mittag gibt es dann um 11.30 Uhr, wobei man sich über die Qualität streiten kann. Der Wackelpudding ist flüssig wie der Waldmeister Saft, zu trinken gab es die letzten 3 Tage nur ISO-Drink, aber zu etwa 50 % ist das Essen genießbar. Bei andauernder Bewegung und Anstrengung ist es auch eigentlich egal, was es genau gibt und das wissen die auch...

Auf der Stube sind wir mit 5 Mann, wobei ich sehr zufrieden bin, dass die alles ziemlich gut drauf sind, denn sonst kann es glaube ich schnell sehr ätzend werden. 2x am Tag ist diese Stube komplett zu reinigen, die Betten dürfen keine Falte vorweisen, die Decken-Falt-Weise ist genau vorgeschrieben und auch der Spindaufbau ist eine Stubenmappe zu entnehmen (Die Deutschland-Flaggen der Jacken alle auf einer Höhe, Hemden auf Din A-4 etc.).
Das schöne sind die unzähligen völlig sinnlosen Befehle. So darf man zum Beispiel den Rucksack mit etwa 20 Teilen drin jedes Mal komplett packen, wenn es raus ins Gelände geht (man braucht nicht ein einziges Teil davon!!!), abends wieder auspacken und ordentlich in dern Schrank räumen und wenn es am nächsten Tag wieder los geht, wieder alles von vorne.... :?
Oder wir haben den Sportanzug an, weil wir bei der Impfung waren, dann müssen wir uns komplett umziehen, weil in der Kantine Flecktarn vorgeschrieben ist und 15 Minuten später ziehen wir wieder den Trainingsanzug an...
Die Ausbilder sind im Dienst schon ziemlich hart und Spüche gibt es viele (siehe Themenname). Weitere Beispiele:
-Ich: "Herr Feldwebel!" Er: "Was kann ich gegen sie tun?!"
-Er :"Was fahren sie denn für ein Auto?" Kamerad: "Einen Toyota." Er: "Da haben sie verschissen!!!"
Das sind nur wenige Beispiele, und ich werde die Liste nächstes Mal ergänzen.
Und das Wort "Scheiße" hab ich selten so oft in so kurzer Zeit gehört...
Ich habe ein neue Vorstellung davon was es heißt, die Türen wirklich zuzuknallen oder laut zu schreien...

Aber nach Dienstschluss kann man sich eigentlich mit fast allen wunderbar unterhalten. Dann kommen sie auch mal auf die Stube, rauchen eine mit und unterhalten sich mit uns über Autos oder ähnliches...
Wir haben übrigens auch 4 Ausbilderinnen dabei und ich kann euch sagen...


Die ersten 2 Wochen kam es vor, dass wir von 5 Uhr bis 22 Uhr durchgängig unterwegs waren und anschließend kommt dann Stube und Revier reinigen bis 22.30 Uhr (wir haben das WC...) , dann umziehen und wenn um 23Uhr wie gesagt nicht alle in den Betten sind, dann



Nur einer muss noch in voller Montur warten, bis der Ausbilder reinkommt und das übliche Sprüchlein aufsagen: " Herr (Feldwebel, Fähnrich, Fahnenjunker... wer auch immer), Panzerkanonier xxx: Ich melde Stube Nr.xxx mit 5 Mann belegt, 5 Mann anwesend, 4 Mann in den Betten. Sube gereinigt und gelüftet. Herr xxx, ich melde die Stube ab."
Und wehe man bewegt sich dabei zu viel und guckt ihm nicht direkt in die Augen, da werden die sehr stinkig. Dafür haben wir ja die Grundstellung...
Anschließend geht er durch das Zimmer. Schaut nach, ob der Mülleimer leer ist, ob Staub auf den Schränken oder den Fensterbänken ist, ob eben alles seine Ordnung hat. Ich sag euch, ich habe in meinem Leben noch nie soviel geputzt wie in den letzten Wochen.
Letzten Mittwoch haben wir dann auch zum ersten Mal scharf geschossen. Mit der Pistole P1, mit dem Gewehr G36 und mit dem MG3. Das war schon eine tolle Erfahrung, aber die haben schon dafür gesorgt, dass absolut nichts passieren kann, denn ich kann mir nicht mal mehr eine so hohe Zahl denken, wie oft wir diese Waffen komplett zerlegt und wieder zusammengesetz haben. Sicherheitsüberprüfung, zerlegen, laufen, zusammensetzen, Funktionsprüfung, zerlegen, Liegestütze, zusammensetzen, Funktionsprüfung....stundenlang!!!
Aber ich möchte gerne noch eine Aspekt hervorheben, der mich an der Bundeswehr wirklich beeindruckt hat, und zwar die Kameradschaft!
Ich habe noch nie erlebt, dass einander derart geholfen wird. Wenn einer morgens langsamer ist, machen die anderen schonmal sein Bett, es gab noch niemals irgendwelcxhe Streitereien, wer das WC sauber macht, gegenseitig verbessern wir unsere Spindaufbauten, jeder macht die anderen darauf aufmerksam, wenn sein Kragen nicht richtig sitzt oder die Schuhe zu dreckig sind, jeder schenkt jedem ohne irgendein Zögern Kippen oder leiht ihm Geld, es ist schon wirklich beeindruckend.
Abschließend bleibt wohl zu sagen, dass die Grundausbildung zwar die härteste Zeit ist, aber sicherlich auch die schönste! Und nach 3 Monaten werden wir alle ein bißchen traurig sein, in verschiedenen Kasernen voneinander getrennt zu wohnen!

Obwohl im Moment noch von überall zu hören ist:
"Scheiße, ich habe so miese Blasen an den Füßen...ich kann nicht mehr, ich bin sowas von müde! Dieser Wichser, den pack ich mir irgendwann mal, wenn ich ihn privat vor der Kaserne erwische" und und und...