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11.22.63 - Der Anschlag (Miniserie)
#63
Die Erstausstrahlung der Serie biegt aktuell auf die Zielgerade ein. 6 von 8 Folgen sind verfügbar und die Handlung ist ebenfalls nur noch wenige Wochen vor dem unausweichlichen Höhepunkt entfernt.

Zitat:Es gibt Kritiken an der ganzen Serie, die meinen, die Folgen drei bis sechs seien nicht so kurzweilig. Das stimmt.
Das stimmt nicht. Die Folgen drei und vier sind eher ruhig, wie ich es weiter oben schrieb. Dafür ist Folge fünf nichts für schwache Gemüter und Folge sechs dreht auch zeitweise ordentlich an der Spannungsschraube.

Ich bin noch immer von der Umsetzung begeistert. Aber speziell nach der sechsten Episode sei ein kleiner Hinweis gestattet: Je mehr man sich selbst mit der Ermordung Kennedys und vor allem Oswalds Umfeld auskennt, desto leichter und vor allem desto spannender ist die Serie. Oswald war ein sehr merkwürdiger Mensch. Ich beginne zu verstehen, warum das Attentat an Kennedy in den USA für so viele und so hartnäckige Verschwörungstheorien sorgte. Und Oswalds Konflikte werden in der Serie teilweise sehr deutlich dargestellt. Sein Aneinanderrasseln mit dem FBI, seine fast fanatisch wirkende Auseinandersetzung mit dem Kommunismus. Es ist für mich nicht leicht zu beschreiben, ohne die Handlung zu verraten, aber für mich lösen Kings Vorlage und die Adaption die Darstellung von Oswald auf leicht unterschiedlichem Weg, beziehungsweise mit leicht unterschiedlichen Hauptmotiven. King bringt eher den zwischenmenschlichen Konflikt mit seiner Familie in den Fokus. In der Serie selbst ist es der Glaube an den Kommunismus, der ihn antreibt. Ist ein Weg falsch? In meinen Augen sind beide Wege interessant, aber jeweils nicht komplett. Oswald ist in den vergangenen Wochen für mich eine äußerst komplexe Person geworden. Seien Vergangenheit wirkt so, als hätte er viele Träume und viele Wünsche gehabt, jedoch nie die Ausdauer dazu, sich dafür auch einzusetzen. Weder King noch die Adaption bringen ins Spiel, mit welchen abstrusen Mitteln und Wegen er nach Russland übersiedeln wollte - selbst nach seiner Rückkehr in die USA über Mexiko und Kuba (kurz vor der Kubakrise wohlgemerkt) - aber alle Versuche letztendlich abbrach. King deutet Oswalds Arbeit in der Fabrik in Fort Worth an. Die Aussagen seines Vorarbeiters gegenüber der Warren Commission geben noch deutlicheren Einblick in die Lebensweise von ihm, denn er taucht einfach ohne Vorankündigung nicht mehr zur Arbeit auf. Nicht allzu ungewöhnlich, aber es passt in das Bild, was ich von Oswald bekam. Weit entfernt von der Realität und vor allem immer darum bemüht, die Schuld bei Anderen zu suchen.

Oh, aber da bin ich wohl schon etwas zu weit entfernt von der eigentlichen Beschreibung der letzten beiden Folgen. Schnell wieder zurück!

Für mich ist T.R.Knight als John Clayton ein absolutes Highlight. In Folge vier war er schon interessant, als Jake Epping ihn konfrontierte, aber das, was unweigerlich kommen muss, ist für eine Fernsehserie spektakulär. Ich finde es auch nur konsequent und richtig, dass Sadies Genesung anders abläuft als in Kings Vorlage. Wiedereinmal viel zielstrebiger und geradliniger als in Kings Vorlage. Zudem dürfen wir uns in Folge sechs mal wieder über einen Auftritt des Kartenmannes freuen. Noch immer ist auch hier die Änderung sehr gut, denn er ist nicht länger an einen Ort gebunden, was ihn in der Adaption noch viel bedrohlicher wirken lässt.

Wir müssen uns in Folge sechs von Miz Mimi verabschieden. Aus den gleichen Gründen, wie auch schon bei der Vorlage. Ihr Abschied, vor allem ihr letztes Gespräch mit Jake, hat nochmal etwas für sich. Ich spoilere Roman und Adaption:
Dank Bill bekommen wir in der sechsten Folge einen kleinen Wink an die verschiedenen Verschwörungen, die es um das Attentat an Kennedy so gibt. Ich fand Jakes Lösung für sein Problem sehr interessant. Auf der einen Seite ein kleiner Wink, wie schnell 'damals' solche Probleme ohne fachliche Analyse angegangen wurden, auf der anderen Seite witzig, wie clever sich Jake verhalten kann. Nach seinem intelligenten Herausreden gegenüber Kennedys Sicherheitspersonal in Folge 1 zeigt sich erneut, dass er sein Wissen teilweise ziemlich gut einsetzen kann.

Kein Licht ohne Schatten. Jeder, der die Vorlage kennt, weiß, dass auch Jake nicht ganz ohne physischen Schaden davonkommt. Die Idee, das als Cliffhanger aufzusetzen ist gut, aber wenig überraschend. Allerdings wirkt die 'Vorbereitung' dazu noch stärker aufgesetzt wie schon in der Vorlage. Spoiler zum Roman.
Für die Adaption entschied man sich - soweit ich das beurteilen kann - fast komplett auf Jakes Methode Geld einzutreiben zu verzichten. In Folge 1 wird seine Flucht aus Maine zwar dadurch 'unterstützt', aber in den Folgen danach reichen seine Einnahmen als Lehrer in Jodie scheinbar für ihn und Bill. Erst in Folge 6 wird angedeutet, dass vor allem Bill auch auf andere Art und Weise Geld verdient und Jake schließlich ein hohes Risiko eingehen muss, um seine Zukünftige zu unterstützen. Wie geschrieben, es wirkt leider arg aufgesetzt.

Insgesamt in meinen Augen trotzdem noch immer eine sehr gute Serie. Kurzweilig, spannend erzählt und auch mit einer ordentlichen Menge an Liebe zum Detail umgesetzt.
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