17.02.2016, 13:12
Zitat: Auch die Situation, wo Epping ihn fragte, was er denn so zu Grinsen hätte, fand ich unerwartet und lustig.
Haha, oh ja, das war ein sehr schicker Moment. Es ist ja auch so, dass es davon mehrere gibt. Vielleicht ist es auch so, dass meine Einstiegsaussage - ich habe meine großen Schwierigkeiten mit dem Roman - etwas überzogen ist. Es sind eher Dinge, die mir stark aufgefallen sind. Dinge, die ich bei King nicht so erwarten würde, da ich das:
Zitat:Zu den ganzen Logikfehlern, den Ungereimtheiten und den unsympathischen Charakteren kann ich nur sagen, dass ich das auch so sehe, und zwar bei den meisten von Kings Büchern
so nicht ganz unterschreiben würde. Ja, King schreibt keine 100%ige wasserdichten Handlungen. Aber solche Dinge sind mir wirklich bewusst erst bei der Hodges-Trilogie und jetzt beim Anschlag aufgefallen. Kann aber auch sein, dass ich mir viele der Romane, die ich vor einiger Zeit gelesen habe, nicht intensiv genug angeschaut habe.
Wie du selbst ja auch schreibst, es ist spannend geschrieben. Wenn King nicht mehr darum bemüht ist, die Bühne aufzubauen, sondern seine Charaktere einfach machen lässt, hat Der Anschlag auch schon jetzt seine großartigen Momente. Wenn Epping Dunning endlich offen gegenüber tritt. Wenn er zwischen seinen Zeitreisen herauszufinden versucht, ob er erfolgreich war. Das klappt, das ist - trotz der kleinen nagenden Fragen nach dem Sinn einiger Elemente - auch gewohnt toll geschrieben.
Vielleicht bin ich mit meinem Urteil auch ein wenig zu hart unterwegs. In meinen Augen gehören fiktive Zeitreisen zu der hohen Kunst der Science Fiction. Egal, ob im Film oder der Literatur, es gibt einfach so viele Dinge, die in meinen Augen entweder richtig erklärt werden sollten, oder besser gar nicht. Für mich ist nochmal Al Templetons Einkaufsplan der Beispielaufhänger. Ich frage mich ernsthaft, ob die kleine Seitengeschichte, dass Templeton sich das gleiche Fleisch von 1958 für den billigen Preis besorgt, wirklich notwendig gewesen ist. Die Tatsache, dass ihn viele potentiellen Kunden wegen seines billigen Fatburgers schmähen, macht ihn für mich nicht sympathischer. Wenn es als Erklärung dienen soll, warum Al sich Jake Epping anvertraut - er ist einer der wenigen Stammkunden bei ihm - dann wirkt das ebenso wenig. Hier hätte es auch eine Alternative getan, die besser wirkt. Dass sich Beide von der High School oder vom College kennen, beispielsweise. Oder, dass Beide aktiv bei Politikveranstaltungen waren. Irgendetwas, was es für mich auch nachvollziehbar macht, warum einerseits Templeton die Wurzel allen Übels im Tod von Kennedy sieht, und warum er Epping innerhalb weniger Stunden überzeugen kann. Selbst wenn King hier einen witzigen Moment einstreuen will, wäre das vielleicht auch anders gegangen. Dass ein Aufdruck seines T-Shirts bei einer Reise dafür gesorgt hat, dass sich AC/DC ein komplett neues Logo zugelegt haben ... irgendetwas vergleichbar harmloses, aber nachvollziehbares.
Wirklich gute Geschichten zum Thema Zeitreisen gibt es Wenige. Aber die finde ich extrem klasse. Nach Ur und Der Anschlag hoffe ich, dass King sich mit seinem nächsten Versuch an dieser Thematik ein wenig Zeit nimmt.