Konnte den Film nun auch sehen - mit englischen Untertiteln, aber warum auch nicht, macht man viel zu selten.
Und mein überraschtes Fazit: höllische Enttäuschung der ganz groben Art.
Im Ernst, was sollte das denn? Wie kann ein Film so lapidar mit seinem brisanten Thema umgehen und dabei tolles Potenzial wegschmeißen? Das erste Viertel des Films ist ordentlich. Die "gute Ehe" wird ganz nett in Szene gesetzt, gefolgt von Darcys Entdeckung in der Garage. Die nächsten fünf bis zehn Minuten sind mit kribbelnder Spannung unterlegt: wie wird Darcy reagieren, wenn ihr Mann zuhause ist? Was wird passieren?
Nun, dann ist er zuhause, auf eine King-typische Art (sitzt einfach mal auf dem Stuhl in der Zimmerecke), tja, und dann...? Den Rest des Films als sinnlose Talfahrt zu schildern, wäre noch nett ausgedrückt. Das kreide ich gar nicht mal Herrn Kings Drehbuch an, auch wenn er so einiges eingebaut hat, worauf ich gut und gerne in seinen Verfilmungen verzichten kann. Zum Beispiel, wenn der Moderator im Fernsehen plötzlich mit Darcy spricht, oder sie lebhafte Träume und Fantasien hat, bevor sie aufwacht und alles in Ordnung ist - das kann man EINMAL machen, aber nicht immer und immer und immer wieder. Was denkt sich King dabei? Soll das gruselig sein? Will er damit unsere Herzen erreichen? Ich für meinen Teil kann solche Szenen nicht einmal verstehen; sollte ich in einer Stresssituation sein, ist das letzte, das ich mir einbilde, ein zu mir sprechender Nachrichtenmoderator.
Wie dem auch sei, nein, King rechne ich das Versagen des Films nicht aufs Konto. Viel mehr dem Regisseur, einem gewissen Peter Askin. Es ist schon ein Kunststück, seinen Film trotz vereinzelter Höhepunkte und wechselnder Situationen GENAU auf dem selben Spannungslevel zu halten. Askin kocht die ganze Zeit auf Sparflamme und traut sich nicht mal in den wenigen (in Zahlen: drei) spannenden Szenen, Öl ins Feuer zu kippen.
Die Schauspieler sind eigentlich ganz nett gewählt, aber... warum lässt man sie nicht? Darcys Sinneswandel ist einer der schlechtesten Plottwists, die ich bisher sehen musste. Erst heult sie bei ihrer Entdeckung, dann scheint sie Angst vor ihrem Gatten zu haben, gefolgt von seiner Wiedergutmachung, alle sind wieder glücklich: und plötzlich schmeißt sie ihn einfach mal über das Treppengeländer, hat dabei keinerlei Skrupel oder Gewissensbisse, ihren Mann im Todeskampf mit einerTüte zu ermorden. Der Rest des Casts ist austauschbar. Bob darf nichts machen, weil King ihn nicht lässt. Wir sehen nie das Monster hinter seiner Fassade, nur einen kleinen Mann, der über gewisse Probleme aus seiner Jugend spricht und auf die Akzeptanz seiner Frau hofft. Stephen Lang bekommt die undankbare Rolle des gealterten Polizisten, der Darcy mittels lächerlicher Beweisvorlage aus der Defensive lockt (Bob und Darcy = B.D = Beedie... wirklich?). Später, im Krankenhaus, versichert er ihr, das richtige getan zu haben. Sie geht, Ende.
Das beschreibt den Film ziemlich gut. Wir sehen NIE, wie ihr Mann diese Morde begeht, können ergo nicht richtig über Schuld und Sühne urteilen. Stattdessen haben wir Darcy, für die wir in der ersten Hälfte des Films ein Grundverständnis entwickeln, ehe sie eiskalt und ohne Skrupel ihren Mann tötet. Den Mann, der zwar gerne ein berechnendes Mastermind wäre, aber nie über den verwirrten Ehegatten hinauskommt. Und dann sagt ihr der alternde Polizist, sie habe das einzig richtige getan. Das ist, entschuldigung, ein absolut bescheuertes Ende. Man stelle sich vor, Starling hätte Hannibal Lecter im Laufe von "Das Schweigen der Lämmer" einfach erschossen, bevor er noch ausbrechen konnte. Oder, um es im King-Universum zu halten: was, wenn Wendy ihren Mann Jack schon zum Anfang hin die Treppe runtergeschubst hätte, nur um die restliche Zeit des Films damit zu verbringen, über ihre Schuld nachzudenken?
Nein. Der Film wäre an sich in der richtigen Stimmung und hätte das Potenzial gehabt, ein echter Killer zu werden, wie Misery, Dolores etc. Stattdessen lässt man King das Drehbuch schreiben und holt einen Regisseur ins Boot, der sich nicht traut, von der Bremse runterzugehen, andernfalls könnte er ja die Kontrolle verlieren. Absolut enttäuschende Verfilmung, die glücklicherweise nicht ins Kino kommt.