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Mind Control - Teil 3 der Mercedes-Trilogie
#55
So, fertig. Das Ergebnis ist nicht gerade endlose Begeisterung oder ebenso endlose Trauer darüber, dass wir jetzt am Ende der Trilogie sind. Es hat dagegen ein bischen sowas von einer Verabschiedung nach einem Pflichttermin bei Verwandten zu Weihnachten oder zur Hochzeit der Großcousine, die man jetzt nicht so extrem pralle findet. Die Zeit war ganz nett, aber allzubald muss man das nicht wieder haben.

Ich versuche mal meine gröbsten Gedanken ohne Spoiler zu verfassen. Wen Spoiler nicht stören, im KingWiki ist eine etwas ausführlichere Variante gelandet.

Fangen wir mit den guten Dingen an: Ich mag Kings Charaktere. Besonders Holly Gibney, die für mich die größte positive Wandlung innerhalb der drei Geschichten durchmachen musste und es gemeistert hat. Sie ist weiterhin mein Gradmesser für die moralischen Fragen, die sich auftun, für die aufkommenden Emotionen wie Wut, Trauer, Resignation und Zuneigung. Ich mag auch, wie King Hartsfields Gedankenwelt darstellt. Diese völlige Illusion, das große Mitschwingen von Narzissmus. Ähnlich wie in Mr. Mercedes scheint Hartsfield die Überhand zu haben, nur um von einem fast 70 Jahre alten ehemaligen Cop verfolgt zu werden.

Im Groben und Ganzen ist der Spannungsbogen vernünftig aufgezogen. Ich nehme King aber übel, dass er wiederholt und vor allem ausführlich über bereits bekannte Hintergründe schwadroniert. Das sind Teilgeschichten, die wir bereits aus Mr. Mercedes und Finderlohn kennen, dass sind Informationen, die wir als Leser bereits aus vorhergehenden Kapitel schon kennen oder ahnen sollten. Dieser Erklärwahn stört mich teilweise gewaltig und sorgt auch dafür, dass ich mich an einer Stelle fühle, als würde mein Nebenmann im Auto erst eine Vollbremsung auf der Autobahn einlegen und mich dann fragen, ob die Geschwindigkeit vorher ok war. Das passt nicht so richtig zusammen, leider. Insgesamt habe ich, wie schon bei Mr. Mercedes und Finderlohn, das Gefühl, King hatte eine visuelle Adaption im Kopf, als er die Geschichte verfasste. Das tut ihr teilweise richtig gut, denn durch die eher visuelle Erzählung sind viele Dinge einfacher zu greifen.

Ich bin gespannt, wie die deutsche Übersetzung funktionieren wird. Diese Geschichte ist voller Abkürzungen, und Spezialbegriffe, dass ich mich schon frage, ob Heyne beispielsweise den Unterschied zwischen "Orderly" und "Nurse" dieses Mal auf die Reihe bekommt. Auch King selbst hat so seine Probleme, den Spagat zwischen seinen Ideen und der technischen Realität herzustellen. Dazu kommt immer wieder die kleine Frage ob die eine oder andere Idee wirklich so realistisch ist, wie er sie darstellt.

Alles in allem sind die drei Bücher ganz ok. Keine Meisterleistung Kings, aber im Bereich dessen, was ich an Krimiromanen kenne, schon deutlich besser als der Standard. Was aber nicht unbedingt ein Kompliment für King ist, sondern eher eine Wertung der klassischen aktuellen Krimiliteratur.
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