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Was macht einen echten King-Fan aus
#12
Die Lebensgefährtin eines guten Freundes studiert Kunst und nimmt in 2016 an einem Projekt über Sammelleidenschaften teil.
Die Teilnehmer müssen einen Sammler finden, eine Kurzvorstellung schreiben und vortragen, einen Fragebogen erstellen, beantworten lassen und als Vortrag halten, Drehbuch für ein Interview (auf Video) schreiben, den Clip drehen und an der Uni vorführen. Im November wird die Sammlung in Kunstmuseum präsentiert, wobei die Planung und der Aufbau der Ausstellung auch zum Projekt gehören. Und da ich der einzige "Sammler" war, den sie kannten...

Der Fragebogen ist nun fertig, da einige Aspekte ganz gut zum Thema Fan-sein passen, wollte ich den Text hier mal präsentieren:

Zitat:Fragebogen zur Sammelleidenschaft


Was ist meine Sammelleidenschaft?:
Meine Sammelleidenschaft ist eine weitere Entwicklung des Fan-Seins, die sich irgendwann einfach so ergeben hat. Es war einfach ein Impuls, sich einfach weiter zu vertiefen.

Seit wann besteht meine Sammelleidenschaft?
Bis 2003 hatte ich reichlich Verfilmungen von Kings Werken gesehen, aber nur einige seiner Bücher gelesen. Während einer 2-monatigen Erkrankung im Jahr 2003 bestellte ich ca. 20 gebrauchte Bücher bei ebay, um sie während der Zeit zu lesen, dann folgten weitere. Zu dem Zeitpunkt war die Priorität noch, die komplette Bibliographie von King zu lesen, nicht sie zu sammeln oder besitzen. Bis 2007 wurden es immer mehr, bis Weltbild-Verlag eine Sammeledition zum 60. Geburtstag von Stephen King veröffentlichte. Alle gebunden, im Einheitslook und erschwinglich. Hin und her überlegt, dann bestellt, die alten zerfetzten Taschenbücher (die nun doppelt waren) aussortiert und dann passierte es... Plötzlich wollte ich auch die restlichen Bücher als schöne, gebundene Ausgaben haben und so fing das ganze an. Während der häufigen Besuche im King-Forum sah ich weitere Sachen in den Onlinesammlungen der User, DVDs, Magazine, Fanartikel usw. und da habe ich Blut geleckt.

Habe ich schon mal eine Sammlung aufgegeben? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
Als Kind sammelte ich vieles, wie jeder Junge. Jugendbuchreihen, Comics, Münzen, Briefmarken uvm. Aber da wuchs man irgendwie raus.

Was bedeutet das sammeln für mich?
Das Sammeln bedeutet für mich viel Spass beim suchen und jagen. Viele Sachen in meiner Sammlung sind selten und sie überhaupt zu finden bzw. sie günstig zu finden ist nicht so einfach. Und wenn man gelegentlich was schönes findet, dann ist die Freude groß, auch die Vorfreude beim Warten auf die Postsendung, Spaß beim Auspacken und einpflegen in die Fotogalerie sowie das teilen in der Community.

Was bedeutet meine Sammlung für mich?
Jeder von uns freut sich, etwas schönes zu erschaffen oder zu besitzen. Für jeden ist es etwas anderes, mal die schönen Beete im Garten oder tolle Zimmerpflanzen, eine CD-Sammlung oder Kunstgegenstände. Es können auch selbstgebastelte Sachen oder selbst verfasste Gedichte sein. Jedem das seine. Und bei mir ist es halt die King-Sammlung, die inzwischen ca. 600-700 Artikel umfasst.

Was macht eine gute Sammlung für mich aus?
Eine gute Sammlung kann man nicht in Geld bewerten. Eine teure Sammlung bedeutet nur, dass der Sammler viel Geld zu Verfügung hat, nicht mehr und nicht weniger. Ein allein verdienender Familienvater mit drei Kindern wird sehr stolz auf seine Büchersammlung sein, wenn sie mal endlich komplett ist, auch wenn sie nur aus 1€-Flohmarkttaschenbüchern besteht. Ein Single und Top-Verdiener wird sich ohne Probleme alle Bücher als original Erstausgabe holen können, u.U. auch signierte und limitierte Exemplare, dadurch wird die Sammlung vielleicht teurer oder wertvoller, wird aber nicht unbedingt den Besitzer glücklicher machen.

Was habe ich bisher in meine Sammlung investiert? (Zeit, Geld, Beziehungen,….?)
Oh... nicht einfach...
Beziehung ist noch keine zu Bruch gegangen.
Zeit, sicherlich sehr viel. Aber es ist die Zeit, die andere ebenfalls für ihre Hobbys oder fürs Fernsehen verwenden. Ich nehme mir dann die Zeit fürs lesen und für meine Sammlung.
Geld... oh, da müsste ich genau nachrechnen. Ich hoffe, dass meine Ausgaben noch im vierstelligen Bereich liegen ;-) Ja, das läppert sich zusammen. Allerdings sind viele der Bücher inzwischen ein vielfaches des Kaufpreises wert. Ich hatte Glück, einige Raritäten wirklich günstig zu bekommen.

Was unterscheidet einen Fan von einem Sammler? Was macht einen Sammler aus?
Man muss kein Fan von etwas sein wenn man etwas sammelt und umgekehrt.
Fan zu sein ist eine Mischung aus Hobby und Lebenseinstellung. Ein King-Fan fiebert dem nächsten Buch entgegen, bestellt es vor und liest in den ersten zwei Nächten nach dem erscheinen durch. Er liest die Bücher mehrmals, schaut sich die Filme öfters an, liest regelmäßig über sein Hobby im Netz. Das sammeln kann (muss aber nicht) sich irgendwann aus dem Fan sein ergeben, es gibt aber viele (Bücher-)sammler, die etwas sammeln um es zu besitzen oder als Wertanlage, ohne Fan zu sein. Ein Sammler sammelt Dinge die er nicht wirklich braucht. Ein Sammler kauft schon mal Ausgaben die er nicht liest, weil er sie doppelt und dreifach hat, weil sie zu wertvoll sind um drin zu blättern, oder Ausgaben in Sprachen die er nicht versteht. Oder er liest sie nicht, weil er kein Interesse daran hat, wenn er nur des Sammelns wegen sammelt.

Was bedeutet es für mich meine Sammlung im Kunstmuseum Bochum auszustellen?
Jeder Sammler ist etwas exhibitionistisch veranlagt und zeigt seine Schätze gern. Ich würde gerne zeigen, dass es außer der regulären Ausgaben der Verlage noch so vieles mehr gibt. Außerdem würde ich dadurch ggf. einige auf Stephen King aufmerksam machen, die ihn bisher nicht kannten.

Würde ich meine Sammlung abgeben?
Das Fan-Sein lebt man aus, dass kann mir keiner wegnehmen. Auch die unzähligen Stunden in den Welten, die ich beim Lesen bereisen durfte, die bleiben mir für immer erhalten.
Die Sammelstücke sind (bis auf meine Stephen-King-Tattoos) alles nur (meist gekaufte) Gegenstände. Einzig die handgemachte Tonfigur von Oy aus dem Dunklen Turm bedeutet mir sehr viel, weil sie ein persönliches, selbst gemachtes Geschenk einer guten Freundin ist. Diese würde ich nicht abgeben. Meine Tattoos werde ich wohl auch immer behalten können.
Die restliche Sammlung ist nur aus Papier, Plastik usw. erschaffen. Natürlich sind da ideelle Werte, Erinnerungen usw., aber ich könnte es mir vorstellen, in einer Notlage wie Armut oder schwere Krankheit und dadurch entstandenem finanziellen Engpass mich von einigen oder fast allen Sachen zu trennen. Auch wenn es weh tun würde, das Leben geht vor. Fan würde ich trotzdem bleiben, auch ohne dazu gehörige Sammlung. Aber so lange ich es mir leisten kann, werde ich die Sammlung behalten.

Was mir noch wichtig ist zu sagen:
Egal was man sammelt, ob Bücher, Kunst, Plüschmarienkäfer oder Biergläser, man soll Spass an der Sache haben. Und wenn einer halt 3000 verschiedene Zollstöcke im Regal hat, es ist sein Hobby und seine Sammlung, er hat Spass – also nicht auslachen, auch wenn die Sammelobjekte noch so kurios sind.
Das andere Thema habe ich schon vorhin angesprochen – das Geld. Auch kleine, bescheidene, ja armselig wirkende Sammlungen können den Sammler glücklich machen. Und auch er hat neben dem wohlhabendem Sammler eine Daseinsberechtigung.
“books are just dead tattoed trees”
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