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eBooks: ja, nein, vielleicht?
#58
interessant. Die ähnlichen Aussagen hat man auch getroffen als DVDs anfingen die VHS zu ersetzen, MCs die LPs und so weiter und sofort. Das Gefühl das gerade bestehende Produkt in den Händen zu halten ... Als es die ersten Autos gab, waren die Leute auch skeptisch und fürchteten sich regelrecht vor der Veränderung. Aber das ist ziemlich normal, glaube ich.

Ich persönlich finde elektronische Bücher großartig. Die Kompression so vieler Informationen auf engem Raum ist etwas, was ich nicht mehr vermissen möchte. Natürlich ist es toll, einen Comic oder das Buch in den Händen zu halten. Aber ebenso finde ich es klasse, dass ich mir wirklich spontan aussuchen kann, was ich wann und vor allem in welchem Format lese.

Biberrulez, zu deiner Gegenfrage: Ich finde, das hat weniger mit geistigen Fähigkeiten zu tun als viel mehr mit Komfort. Man könnte argumentieren, dass man mit Hilfe eines gut funktionierenden ebook-Systems Zugriff auf viel mehr Literatur in viel kürzerer Zeit hat, als auf dem konventionellem Weg. Ich habe mir im letzten halben Jahr Bücher und Hefte zugelegt, die ich in keiner der tollen großen Standardbuchhandlungen gefunden habe. Die es aber elektronisch für umsonst gibt. Ich habe wahrscheinlich noch nie so viele verschiedene Genre einfach ausprobiert, weil sie elektronisch billig bis umsonst zu haben sind und in ein paar Sekunden zu lesen sind. Ohne dass ich mehr als einen Tag warten muss und meine Wohnung mit Büchern vollstelle.

Ich finde echte Bücher immer noch fantastisch, keine Frage. Ich bin immer noch neidisch auf jemanden, der eine eigene Büchersammlung sein eigen nennt und verstehe, wenn man stolz darauf ist, so etwas gesammelt zu haben. Aber genauso verstehe ich auch Leute, die LPs noch immer zu Hause haben, oder gerade versuchen ihre Sammlung von zigtausend DVDs loszuwerden. Auf der anderen Seite glaube ich ziemlich gern, dass unsere Kinder uns spöttisch anschauen werden, wenn wir darüber schwärmen, wie toll doch Bücher sind. Ich glaube, es gibt eigentlich keinen Zweifel, dass die elektronische Variante die Zukunft sein wird. Dass dadurch Unsicherheiten entstehen und Risiken zu kalkulieren sind ist verständlich. Aber ich gehe auch ein Risiko ein, wenn ich mir eine ordentliche Buchsammlung zulege. Kaum zu glauben, dass man dann noch freiwillig vor die Tür geht.

Für mich kommt noch ein Punkt hinzu. Nie zuvor war es so einfach zu recherchieren wie mit elektronischen Büchern. Ich nutze die Software eines großen Buchhändlers, die man sich auch auf Laptop, Tablet und Smartphone herunterladen kann - ohne der hauseigenen Hardware, die ich für relativ überteuert halte. Ich kann auf jedem meiner Endgeräte lesen, markieren und Notizen hinzufügen und habe es ohne Probleme auf den anderen Geräten ebenfalls. Wenn ich daran denke, wie viele Notizbücher für die allererte Fassung des Kingkalenders vollgeschrieben wurden, wird mir Angst und Bange. Wenn ich daran denke, wie lange ich mal den Namen eines Charakters in einem echten Buch gesucht habe lache ich heute müde darüber. Schon die Umwandlung auf gewissen (hoch illegalen) Tauschebörsen war ein toller Schritt - habe ich gehört. Jetzt aber in der Lage zu sein, präzise Textstellen zu suchen, zu archivieren und teilweise auch zu ordnen ist unbeschreiblich klasse. Aber das muss natürlich nicht jedem so gehen.

Alles in allem vermisse ich das Gefühl ein Buch in den Händen zu halten nicht unbedingt. Ich lese mit mindestens dem gleichem Spaß und genieße die Möglichkeiten die ich habe. Zu experimentieren, zum flexiblen Lesen, aber durchaus auch die Zeit, in der ich ein Buch aus meinem Regal heraushole und komplett analog lese. In meinen Augen: Jeder so wie er mag. Ich hab gehört, noch heute haben Menschen Spaß, wenn sie im Sattel auf einem Pferd sitzen. Die Firmen, die LPs pressen erfreuen sich ebenso noch einer gewissen Beliebtheit. Und genauso wird es auch in Zukunft gedruckte Bücher geben. Vielleicht nicht mehr jeder Mist in tausenden Varianten. Vielleicht kehrt man wieder zu einem Zustand zurück, in der Qualität über Massenmarktkompatibilität stand. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt.

Zitat:Mit eBooks gaukelt man den Leuten einen Bedarf vor, der zuvor nicht bestand.

Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt, Thomas Watson, IBM, 1943
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