Wordslinger schrieb:eine der wenigen Stellen, die ich bemängele ist der Showdown mit Big Jim:
Ich hätte es besser gefunden, wenn Carter Big Jim tötet und dann noch zu den anderen kommt und sich iwie noch wieder verträgt oder sich für einen der Guten opfert. Die beiden erinnerten mich stark an RF und Lloyd Henreid aus Das letzte Gefecht - wo ich mir auch gewünscht hätte, dass Lloyd noch etwas Produktives tut, als er merkt, dass RF wahnsinnig ist und den Guten zuspielt. Carter war mir iwie total sympathisch als Bösewicht und daher fand ich seinen Tod etwas unspektakulär und zu vorhersehbar. Und danach stirbt Big Jim einen Tod wie der Protagonist aus "Der Rabe" und fällt einfach tot um. Fand ich etwas schade. Nach dem Spannungsaufbau, wie beide im Bunker leben, hätte ich etwas "Spannenderes" erwartet. Etwa, dass er sich selbst erschießt, wie Hitler, mit dem er ja oft verglichen wurde.
Ich kann das ehrlich gesagt gar nicht teilen. Ich würde Carter auch auf keinen Fall mit Lloyd vergleichen. Nicht im geringsten. Lloyd war ein loyaler, im tiefsten Herzen gutherziger Mensch, der in einen riesengroßen Haufen Scheiße hineingeschlittert ist. Durch Drogen, Unüberlegtheit und falsche Freunde.
Carter hingegen ist einer dieser Menschen, die es in so böser Form im echten Leben wahrscheinlich gar nicht gibt. Überleg doch mal, was der alles getan hat..? Die Vergewaltigung von Samy? Die Beinahevergewaltigung von Linda? Das Abrennen der Zeitungsredaktion, scheißegal ob Menschen drin sind? Und hat er das ganze nur ein einziges Mal hinterfragt? Hatte er jemals auch nur den Hauch von Mitleid oder Skrupel? So wie es im Buch geschildert wurde war es scheißegal ob er jemanden töten, vergewaltigen, foltern oder nur krankenhausreif prügeln muss. Und das schlimmste war ja: Er tat das zu Beginn ja garnicht, weil er glaubte es würde ihm und seiner Truppe irgendwie helfen, sondern einfach nur weil er Spaß daran hatte. Und Carter ist sogar noch schlimmer, ich glaube gerade im Bunker merkt man das. Solange er sich in Big Jim's Macht sonnen kann "liebt" er ihn. Sobald er ihm nichts mehr nützt, nämlich da als er merkt, dass sie im Bunker vermutlich sterben werden ist mit der Loyalität und dem Respekt nicht mehr viel. Zwar gestattet er ihm noch einen halbwegs fairen Tod, das ändert aber wenig.
Big Jim hatte als Rechtfertigung für Verhalten zumindest noch eine Art Geisteskrankheit vorzuweisen. Es wird nicht so wirklich klar, aber ich vermute, dass Big Jim tatsächlich diesen Ganzen Schwachsinn à la: "Der liebe Gott hat mich für all das ausgewählt" glaubt.
Carter hingegen ist ein Mensch ohne Gewissen, ohne Skrupel, ohne Mitleid, kalt berechnend. Für das was er tut braucht er für sich selbst keine Rechtfertigung. Carter hat als Rechtfertigung noch nicht mal Dummheit, denn so dumm ist er nicht.
Für mich war Carter übrigens tatsächlich verachtenswerter als Big Jim. Witzig wie stark da Ansichten auseinander gehen können.
blaine the ogo schrieb:Habe jetzt 700 Seiten gelesen, kann bis jetzt die Note 1 vergeben.
Ich bin erstaunt, dass es King möglich war, so viele parallele Handlungsstränge mit so vielen Charakteren zu schaffen, ohne den Faden zu verlieren. Die Story wirkt bis jetzt durchdacht und übersichtlich.
Allerdings stelle ich mir auch ein paar Fragen zu der Übersetzung...
An einigen Stellen ist die Wortwahl irgendwie unpassend, die Sätze klingen komisch, auch wenn ich es mit der englischen Version nicht vergleichen kann. Auch Wortspiele die man schlecht übersetzen kann wie z.B.
Walter "hat sie Wasser gesagt ?" (water)
hätte ich besser ganz weggelassen.
Für den deutschen Leser wirkt eine Wortschöpfung wie "Samanthas Wuu wuu" auch irgendwie nicht gelungen, da hätte der Übersetzer gleich die in der Umgangssprache vorhandene Mumu nehmen können
Entweder habe ich auf den ersten Seiten nicht aufgepasst, aber...
wie kommt es, dass das Internet noch läuft, nachdem die Kuppel alle Leitungen (über und unter der Erde) durchtrennt hat.
Ich kann es mir nicht vorstellen, dass in einer Kleinstadt in Maine ALLE per Mobilfunknetz surfen
Wenn das kabelgebundene Internet mal ausfällt, ist der Umstieg auf Funk möglich - wenn man dafür nötige Hardware, Simkarte und PC-Kenntnisse voraussetzt. Dies alles wäre vielleicht bei Julia Shumway oder Joe und seinen Freunden vorhanden aber doch nicht bei allen... in einer Stadt am Arxx der Welt :?:
Auch kurios :
wie hat der Colonel Cox das Internet "optimiert", damit Joe die Übertragung vom Einschlag einrichten kann ? Joe sagt zwar "sie wollen versuchen unser WLAN zu optimieren" - in der Stadt kann man mit WLAN vielleicht was erreichen, Netzwerke aufbauen - aber mitten in der Pampa, im Wald und auf dem Feldweg, wo das MacBook stand... utopisch - da fehlt die Reichweite

chuettel:
...und nicht zu vergessen: Ein Powerbook könnte niemals hochauflösende Bilder ruckelfrei streamen, denn das Powerbook ist schon bis zu 10 Jahre alt, in Wirklichkeit heisst das Macbook Pro :p
Das ist nicht ernst gemeint

Viel eher will ich damit sagen, dass ich mit Kings Technikkenntnissen hier völlig zufrieden bin (wie eigentlich immer). Da gibts Autoren, da ist das wirklich nicht auszuhalten.
Wie die Leute ins Internet gehen weiß ich auch nicht. Aber du hast recht. Allerdings wäre es für mich übertrieben hier auf mehr Realismus zu achten. Fakt ist: Das was in dem Buch mit Computern gemacht wurde ist absolut realistisch und wird in der Realität auch praktiziert. Deshalb ist alles weitere auch okay
Das Übersetzungsproblem bei Little Walter und Wasser ist mir lustigerweise überhaupt nicht aufgefallen: Jetzt wo du es sagst: Klar! Warum sollte Samy auf Englisch nach Wasser bitten. Aber ich denke, dass Water und Wasser in den Köpfen der Menschen so eng miteinander verknüpft ist, dass es vielen ebenso nicht aufgefallen sein dürfte.