09.03.2007, 18:57
Ich darf aus einem anderen Forum zitieren:
Auf hohem Niveau enttäuschend: "Hannibal rising" von Thomas Harris.
Ich muss vorausschicken, dass ich "Roter Drache", "Das Schweigen der Lämmer" und - trotz der Verrisse! - auch "Hannibal" mit einer Hingabe gelesen habe, die sich ein Autor nur wünschen kann. Aber "Hannibal rising" ... es wäre besser gewesen, der gute Hannibal hätte sich nicht bemüht und wäre sitzen geblieben.
Generell stehe ich Prequels skeptisch gegenüber. Man nehme nur "Star Wars" her: Da dreht Lucas drei stinklangweilige, höchstens unfreiwillig komische Filme die von der Verwandlung eines nervigen Jungen zu einem noch nervigeren Teenie handeln. Gar so schrecklich ist Harris' neuer Roman natürlich nicht (da hat Lucas die Latte für unnötige, völlig vergurkte Filmtrilogien sehr hoch gelegt). Aber als Hannibal-Fan stellt man sich auf jeder Seite die Frage: Wozu lese ich das eigentlich? Wie aufregend: Hannibal wird zum Psychopathen, weil er selber Opfer von abscheulichen Mördern wurde. Und als würde das nicht reichen erklärt man seinen Kannibalismus damit, dass seine eigene Schwester verspachtelt wurde.
Das ist banalste Stammtisch-Psychologie, die eines Thomas Harris nicht würdig ist.
Zudem nerven die Zufälle: Die Mörder seiner Schwester wohnen bequemerweise quasi ums Eck. Sehr praktisch: Da braucht Hannibal nicht weit fahren. Wenn man bedenkt, dass Hannibal sowie die Mörderbande aus Litauen (!) geflohen sind, erscheint das Zusammentreffen in Frankreich mehr als unwahrscheinlich.
Zudem fand ich das Buhlen um Mitleid und Verständnis für Hannibal nervig: Kann ein Mensch nicht ganz einfach sadistisch veranlagt sein? Muss sein Verhalten die ewig gleichen Gründe haben: Beschissene Kindheit, traumatisches Erlebnis, Schläge vom Vater, Missbrauch, bla?
Kurzum: "Hannibal rising" ist völlig unnötig und eine faule Tomate im Gesicht der Ikone Hannibal Lecter. Konsequenterweise endet der Roman dort, wo er spannend werden hätte können, nämlich bei Hannibals Ankunft in den USA, wo er seine Neigungen erst richtig kultivieren und ausleben konnte. Falls Harris noch einen Hannibal-Roman nachschieben sollte, dann hoffentlich beginnend mit diesem Zeitpunkt.
Positiv zu erwähnen ist der bissfeste Umschlagkarton: Ich habe ihn nach der Lektüre des Buches getestet...
Auf hohem Niveau enttäuschend: "Hannibal rising" von Thomas Harris.
Ich muss vorausschicken, dass ich "Roter Drache", "Das Schweigen der Lämmer" und - trotz der Verrisse! - auch "Hannibal" mit einer Hingabe gelesen habe, die sich ein Autor nur wünschen kann. Aber "Hannibal rising" ... es wäre besser gewesen, der gute Hannibal hätte sich nicht bemüht und wäre sitzen geblieben.
Generell stehe ich Prequels skeptisch gegenüber. Man nehme nur "Star Wars" her: Da dreht Lucas drei stinklangweilige, höchstens unfreiwillig komische Filme die von der Verwandlung eines nervigen Jungen zu einem noch nervigeren Teenie handeln. Gar so schrecklich ist Harris' neuer Roman natürlich nicht (da hat Lucas die Latte für unnötige, völlig vergurkte Filmtrilogien sehr hoch gelegt). Aber als Hannibal-Fan stellt man sich auf jeder Seite die Frage: Wozu lese ich das eigentlich? Wie aufregend: Hannibal wird zum Psychopathen, weil er selber Opfer von abscheulichen Mördern wurde. Und als würde das nicht reichen erklärt man seinen Kannibalismus damit, dass seine eigene Schwester verspachtelt wurde.
Das ist banalste Stammtisch-Psychologie, die eines Thomas Harris nicht würdig ist.
Zudem nerven die Zufälle: Die Mörder seiner Schwester wohnen bequemerweise quasi ums Eck. Sehr praktisch: Da braucht Hannibal nicht weit fahren. Wenn man bedenkt, dass Hannibal sowie die Mörderbande aus Litauen (!) geflohen sind, erscheint das Zusammentreffen in Frankreich mehr als unwahrscheinlich.
Zudem fand ich das Buhlen um Mitleid und Verständnis für Hannibal nervig: Kann ein Mensch nicht ganz einfach sadistisch veranlagt sein? Muss sein Verhalten die ewig gleichen Gründe haben: Beschissene Kindheit, traumatisches Erlebnis, Schläge vom Vater, Missbrauch, bla?
Kurzum: "Hannibal rising" ist völlig unnötig und eine faule Tomate im Gesicht der Ikone Hannibal Lecter. Konsequenterweise endet der Roman dort, wo er spannend werden hätte können, nämlich bei Hannibals Ankunft in den USA, wo er seine Neigungen erst richtig kultivieren und ausleben konnte. Falls Harris noch einen Hannibal-Roman nachschieben sollte, dann hoffentlich beginnend mit diesem Zeitpunkt.
Positiv zu erwähnen ist der bissfeste Umschlagkarton: Ich habe ihn nach der Lektüre des Buches getestet...