04.11.2006, 12:11
Kritik an der Kritik (Entschuldigung, schon wieder ein längerer Beitrag. Aber vielleicht liest ihn ja doch der ein oder andere. :oops: )
Ich habe die Internetartikel (siehe Kingnews) über LOVE gemieden, bis ich das Buch gelesen hatte und nun mal reingeschaut. Ich bin wirklich ein bisschen in Rage über die verschmickten Dinge, die man da lesen kann. Nun, wenn die Presse kritisch King gegenüber ist, dann dürfen wir auch der Presse gegenüber kritisch sein; und auch wenn man als Fan vielleicht Dinge über den grünen Klee lobt, traue ich mir dennoch auch eine gewisse Objektivität zu, denn nicht alles von King ist gut.
Ach, die geliebte „intelektuelle“ Presse. Was sie wohl zu Love schreibt? Nun, klar ist mit Sicherheit, dass zum größten Teil Leute vor den Tastaturen sitzen, die ein Dogma haben: Phantastische Literatur ist keine Literatur. Ja, alles, in denen keine alternden Autoren „kritisch“ die Geschichte ihres Landes, die Traumata ihrer Jugend oder die gegenwärtige Gesellschaft reflektieren, kann keine Literatur sein. Und Literatur kann schon gar nicht das sein, was auf den Bestsellerlisten steht. Der Grund dafür ist ganz einfach: Das würde den kleinen „elitären“ und „intelektuellen“ Kreis der „Literaten“ ja aus ihrer Isolation reißen.
Da wäre z.B. Deutschlandradio Kultur
Weiter geht’s: Die Welt

Das es auch ganz anders geht beweist: Die Märkische Allgemeine
Scheinbar haben nicht alle die Brille der Bornierung auf.
Vielleicht missfällt allen Missmachern auch nur, wie sie von King auf Seite 601 so treffend charakterisiert werden:
Ich habe die Internetartikel (siehe Kingnews) über LOVE gemieden, bis ich das Buch gelesen hatte und nun mal reingeschaut. Ich bin wirklich ein bisschen in Rage über die verschmickten Dinge, die man da lesen kann. Nun, wenn die Presse kritisch King gegenüber ist, dann dürfen wir auch der Presse gegenüber kritisch sein; und auch wenn man als Fan vielleicht Dinge über den grünen Klee lobt, traue ich mir dennoch auch eine gewisse Objektivität zu, denn nicht alles von King ist gut.
Ach, die geliebte „intelektuelle“ Presse. Was sie wohl zu Love schreibt? Nun, klar ist mit Sicherheit, dass zum größten Teil Leute vor den Tastaturen sitzen, die ein Dogma haben: Phantastische Literatur ist keine Literatur. Ja, alles, in denen keine alternden Autoren „kritisch“ die Geschichte ihres Landes, die Traumata ihrer Jugend oder die gegenwärtige Gesellschaft reflektieren, kann keine Literatur sein. Und Literatur kann schon gar nicht das sein, was auf den Bestsellerlisten steht. Der Grund dafür ist ganz einfach: Das würde den kleinen „elitären“ und „intelektuellen“ Kreis der „Literaten“ ja aus ihrer Isolation reißen.

Da wäre z.B. Deutschlandradio Kultur
Zitat:Horror von der StangeMan kann sich eigentlich sparen, die restlichen Buchstaben zu Wörtern zu verbinden, denn nach dieser Headline ist alles klar. Hier ist jemand am Werk, der keine Ahnung hat, aber davon jede Menge. LOVE ist erstens kein Horror, es sei denn GZSZ ist ein geselschaftskritisches Sozialdrama. Zweitens hängt der Ruf des Horrorautors über King wie ein böser Fluch. Aber welche Romane von King verdienen denn tatsächlich das Etikett Horror? Gelinde gesagt, weniger als die Hälfte. Aber der Feuilleton von Deutschlandradio „Kultur“ schlägt scheinbar nur allzugern in eine vorhandene Kerbe, denn das spart eigene Hirnaktivität.
Zitat: Er [der Roman LOVE] ist zugleich einer seiner durchschaubarsten…Hört hört, möglicherweise ist der Autor des Artikels ja derselbe, der sich vor einigen Jahren über das vorhersehbare Ende von THE SIXTH SENSE beklagte?
Zitat: Aber der versuchte Manuskriptklau dieser comichaften Gestalt bleibt, wie überhaupt der gesamte äußerliche Spannungsapparat, reichlich unmotiviert und lachhaft und hat offensichtlich nur die Funktion, das Buch verfilmbar zu machen.Ganz genau, da hat ja jemand sehr sorgfältig gelesen! Zack McCool ist ein böser böser Manuskriptdieb, der nur einen unveröffentlichten Roman mopsen will. Und ganz offensichtlich ist auch, dass King das Buch auf eine Verfilmung blickend geschrieben hat, deswegen sind die Zeitsprünge (die von mir in einem vorherigen Beitrag erwähnten 4 Ebenen) auch so einfach und gradlinig. Es reißt sich sicherlich jeder Regisseur darum, zu verfilmen, wie eine Frau sich daran erinnert, wie sie sich erinnert in einem Bett gelegen zu haben und den Erinnerungen ihres Mannes zu lauschen.
Zitat: Doch dann, so will es der Plot, nähert sich die Auflösung, brav im vorhersehbaren Dreischritt, und mit der Eindeutigkeit kommt nicht nur das Böswillige in Gestalt einer Echse, es kommt auch die Langeweile und die Enttäuschung ins Buch. Und die Coelhohafte Heldenreise endet als Porno der Gewalt.Aha! Hier muss man doch die Auffassungsgabe des Verfassers bewundern, der Kraft seines schulischen Biologieunterrichts das Bösmüllige als Echse identifiziert. Die Krönung ist dann aber das Ende als „Porno der Gewalt“ zu bezeichnen. Scheinbar ist der Autor nicht nur derselbe, der sich über das vorhersehbare Ende von THE SIXT SENSE beschwerte, sondern auch derselbe, der SPONGEBOB SCHWAMMKOPF und dessen Seesternfreund Patrick als „schwule Boten Satans“ betitelte.
Weiter geht’s: Die Welt
Zitat:700 Seiten MinderwertigkeitskomplexDie Freunde von der Welt scheinen ihre Sigmund Freud-DVD-Biografie einmal zu oft angeschaut zu haben und legen LOVE gleichmal auf die Couch.
Zitat: Dichte Texte hat Stephen King zwar nie geliefert (und auch sein neuer Wälzer ist nur deshalb 700 Seiten lang, weil King alleine drei Seiten braucht, um jemanden in ein Auto steigen zu lassen)Wenn Marcel Proust aber zehn Seiten braucht um zu beschreiben, wie Gebäck in Tee getaucht wird, ist das ja was gaaaaaaaaaaaanz anderes. Das ist wieder ein schönes Beispiel dafür, wie die selbsternannte Literaturkritik gerne mal mit zweierlei Mass mißt. Auch wird häufig negativ bemerkt, dass LOVE bereits der zweite King innerhalb eines Jahres ist. Dahinter steht die These, dass man kein gutes Buch in kurzer Zeit schreiben kann. Würden die Redakteure ihre Hausaufgaben besser machen, wüssten sie, dass LOVE zwar knapp ein halbes Jahr nach PULS erscheint, dass dies aber nicht impliziert, King habe das Buch innerhalb dieses halben Jahres geschrieben. Tatsächlich arbeitete er ja ca. 3 Jahre daran. Und selbst wenn er nur ein halbes Jahr benötigt hätte, spräche das denn gegen Qualität? Die Literaturkritik meint da einhellig „ja“ und wirft das als Argument gegen das Kingsche Ouevre in den Raum. Aber das z.B. Honore Balzac mit seinen 91 Romanen der Menschlichen Komödie dann ja auch zum literarischen Abfall zählen müsste, wird gern übersehen.

Das es auch ganz anders geht beweist: Die Märkische Allgemeine
Zitat: Zum anderen erschien kein King-Roman bisher stilistisch so ausgebufft und durchgestylt. Auch die Regie der Fabel stimmt bis ins Detail.

Vielleicht missfällt allen Missmachern auch nur, wie sie von King auf Seite 601 so treffend charakterisiert werden:
Zitat:ehrgeizige, übermäßig gebildete Blödmänner, die jedes Gefühl davor verloren hatten, was Bücher und Lesen wirklich bedeuteten…Das schöne ist, dass King sich solch eine Bemerkung aufgrund seines Studiums durchaus erlauben darf (auch wenn er auf S. 342 Metapher und Metonymie verwechselt, aber mit Metapher wissen die meisten Leser sicher mehr anzufangen als mit Metonymie.) Jaja, kann man den Kritikern nur zuflüstern, der Blick in den Spiegel kann nicht nur gefährlich sein (wie in LOVE) sondern auch wehtun. Es gehört schon einiges dazu, über seinen eigenen Schatten zu springen und es sich umzuschnallen, wenns angebracht scheint. Die Sache ist doch die (und jetzt gebrauche ich eine Formulierung meines Avatars Gordon „Alf“ Shumway): King könnte den Kritikern sein Talent aufs Bett kotzen und sie würden es nicht sehen. Alle Schmähredner stehen in der besten Tradition der Leute, die abfällig auf E. A. Poe und H. P. Lovecraft gesehen haben und für diese nur ein müdes Lächeln übrig hatten. Wo sind sie jetzt, die Kritiker? Sie rotieren wahrscheinlich in ihren Gräbern wie die Brumkreisel, da Poe und Lovecraft nun endlich die verdiente Anerkennung zukommt. Und, so prophezeie ich es ohne zu zögern, auch wenn ichs vielleicht nicht mehr miterleben werde, auch Stephen King wird die Zeit irgendwann Recht geben. Schön das wir dann zu den Glücklichen zählen werden, die das Genie dieses Autors schon zu seinen Lebzeiten erkannten.
Gelöste King-Quiz Fragen: 38 (60 min)