10.09.2006, 23:48
Also ich muss an dieser Stelle ziemlich viel bereits gesagtes nochmal wiederholen, einfach um es zu betonen:
Mulholland Drive
Eigentlich müsste ich hier das was Gio gesagt hat nochmal Wort für Wort abtippen. Vielleicht reicht es auch zu sagen, dass ich seinen Ausführungen voll und ganz zustimme.
Wer Mulholland Drive nicht gesehen hat, der hat keine Ahnung was ein Film alles leisten kann. Dieser tut so unendlich viel mehr als nur zu unterhalten.
Ich habe schon in anderen Threads angesprochen was ich mir von Kunst (hier speziell von Filmen) erwarte: sie müssen Genialität enthalten. Das kann vieles sein. Eine orginelle Handlung, denkwürdige und tiefgründige Charaktere, skurrile Situationen, brilliante Komik, usw. einfach etwas das sie von der Masse des Einheitsbreis abhebt und sie zu etwas besonderem macht. Wie viele einfallslose (und damit schlechte) Filme hat jeder von uns schon gesehen? Und ist es nicht so, dass man sich bald schon an nichts mehr von ihnen erinnert? Man kennt noch die grobe Handlung und wie sie sich entwickelt hat, aber es bleiben keine lebendigen Personen, keine Dialoge und keine ganzen Szenen hängen. Warum auch, es gibt nichts das es wert wäre sich daran zu erinnern. Diese Dinge stehen am Anfang, ohne sie sind gute Schauspieler, technische Umsetzung und Spezialeffekte völlig wertlos.
Alle Filme die ich für gut befinde haben solche Elemente, aber Mulholland Drive hat so viel davon, dass man sich erschlagen fühlt. Beginnt der Film noch relativ normal, so läutet bald die herrliche Szene in Winkys und dem dunklen Ort dahinter ein surrealisches Meisterwerk ein, dass auf der Leinwand seinesgleichen sucht. Ja, der Film ist nicht rational erfassbar und starr nach Konvektionen konstruiert. Er bricht die Regeln, und es ist doch schön auch mal einen Film auf einer ganz anderen Ebene zu erfahren.
Deswegen interpretiere ich Filme wie Mulholland Drive auch so ungerne. Wieso sollte man etwas freies wie eine Idee, ein Gefühl, wieder in ein steifes logisches Korsett stecken? Um sie zu verstehen? Nein, denn man hat sie doch schon längst verstanden, mehr noch, man hat sie erfahren.
Lynch' Werk ist ein großartiger Film, weil er su unglaublich reich an Ideen ist und bei jedem Sehen mehr und mehr wächst.
Gio, der von dir erwähnte Lost Highway ist ebenfalls ein großartiger Film, für den vieles über Mulholland Drive gesagte auch gilt. Weil er aber meiner Meinung nach nicht ganz dessen Klasse erreicht erwähne ich ihn ich nur am Rande.
Pi
Voll ins Schwarz-Weiße getroffen, Moellermann! Pi ist ein grandioser Film, ein mitreißender Trip in den Wahnsinn. Max Cohen ist eine zutiefst bessene, dennoch aber tiefgründige und vielschichtige Figur. Und die Handlung ist voll mit philosophischen Fragen und dennoch so spannend, dass sie den Zuschauer atemlos zurücklässt. Handwerklich lässt der Film nichts zu wünschen übrig, und inhaltlich ist er ein Meisterstück!
Der Elefantenmensch
Schon wieder Lynch, aber diesmal ein rationaler Lynch. Der Elefantenmensch basiert auf der wahren Geschichte von Joseph Merrick, und ist gerade deswegen so bewegend. Dennoch erkennt man im düsteren London und vor allem am Ton ganz die Lynch' Handschrift. Das macht den Film aber nur mitreißender. Man muss von dieser Geschichte, die gleichzeitig eine Parabel über und eine Mahnung an die Gesellschaft ist einfach berührt sein. Und jeder sollte, wie es Anne Bancroft als Miss Kendal in einer großartigen Szene tut, in seinen Mitmenschen nicht den äußeren Elefanten sondern den Romeo im Inneren sehen.
Zatoichi - Der blinde Samurai
Dieser Film ist der bessere Kill Bill. Takeshi Kitano brilliert als Hauptfigur und Regisseur in diesem großartigen Film. Ich will gar nicht nach Tiefsinn suchen, Zatoichi bietet eine wunderbare (wenn auch bereits bekannte) Hauptfigur, tolle Action, guten Humor und eine wendungsreiche und interessante Geschichte. Wie man es in Eastern gerne tut werden hier die Kämpfe und das Sterben übertrieben, ja choreographisch gezeigt. Ich sehe darin Schönheit und keine Absurdität, bei Zatoichi ist der Tod ein ästhetisches Erlebnis. Ich halte diesen Film nicht für große Kunst oder ein zeitloses Meisterwerk, aber Zatoichi is ein wenig bekannter aber hervorragender Film, der einfach ein Genuß für den Zuschauer ist.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Um auch mal eine Komödie zu nennen, obwohl es Komödie nicht ganz trifft. Denn dieser Film ist auch eine Romanze und eine tiefgreifende Fabel. Gerade das macht ich so gut, naja das und ein irre guter Bill Murray. Die Geschichte mit der Zeitschleife ist erfrischend ungewöhnlich und bietet für die beiden Hauptdarstellern zahllose brilliante Momente. Aber dieser Film ist mehr als urkomsich und unterhaltsam, er macht auch nachdenklich und lässt den Zuschauer nicht unberührt zurück.
Dieser Film mag vielleicht nicht so ganz zu den vorher genannten passen, und tatsächlich mag es Schwächen in der Insenierung oder dem Handlungsverlauf geben. Aber das interessiert mich eigentlich nicht (darum geht es ja auch in diesem Thread nicht unbedingt), ich hatte eine Menge Spaß beim ansehen und die Geschichte sowie Phil Connors sind mir lange in positiver Erinnerung geblieben.
Ohne etwas weiteres dazu zu sagen möchte ich mich Gio's Meinung zu Der Club der toten Dichter und der von Gwen zu Wenn die Gondeln trauer tragen vollständig anschließen. Beide Filme gehören zum Besten das je gedreht wurde.
@ Gio:
Ich hab mir bei Ebay die englische DVD geholt, ich wüsste nicht, dass eine deutsche existiert.
Demnächst werde ich mich wohl auch noch mal ein paar Serien zuwenden, und um die Diskussion in gang zu bringen ein paar hier genannte Filme ordentlich verreißen
Also ihr Fans von SAW, Scary Movie, (T)raumschiff und Triple X: zeigt euch!!! :lol2:
Mulholland Drive
Eigentlich müsste ich hier das was Gio gesagt hat nochmal Wort für Wort abtippen. Vielleicht reicht es auch zu sagen, dass ich seinen Ausführungen voll und ganz zustimme.
Wer Mulholland Drive nicht gesehen hat, der hat keine Ahnung was ein Film alles leisten kann. Dieser tut so unendlich viel mehr als nur zu unterhalten.
Ich habe schon in anderen Threads angesprochen was ich mir von Kunst (hier speziell von Filmen) erwarte: sie müssen Genialität enthalten. Das kann vieles sein. Eine orginelle Handlung, denkwürdige und tiefgründige Charaktere, skurrile Situationen, brilliante Komik, usw. einfach etwas das sie von der Masse des Einheitsbreis abhebt und sie zu etwas besonderem macht. Wie viele einfallslose (und damit schlechte) Filme hat jeder von uns schon gesehen? Und ist es nicht so, dass man sich bald schon an nichts mehr von ihnen erinnert? Man kennt noch die grobe Handlung und wie sie sich entwickelt hat, aber es bleiben keine lebendigen Personen, keine Dialoge und keine ganzen Szenen hängen. Warum auch, es gibt nichts das es wert wäre sich daran zu erinnern. Diese Dinge stehen am Anfang, ohne sie sind gute Schauspieler, technische Umsetzung und Spezialeffekte völlig wertlos.
Alle Filme die ich für gut befinde haben solche Elemente, aber Mulholland Drive hat so viel davon, dass man sich erschlagen fühlt. Beginnt der Film noch relativ normal, so läutet bald die herrliche Szene in Winkys und dem dunklen Ort dahinter ein surrealisches Meisterwerk ein, dass auf der Leinwand seinesgleichen sucht. Ja, der Film ist nicht rational erfassbar und starr nach Konvektionen konstruiert. Er bricht die Regeln, und es ist doch schön auch mal einen Film auf einer ganz anderen Ebene zu erfahren.
Deswegen interpretiere ich Filme wie Mulholland Drive auch so ungerne. Wieso sollte man etwas freies wie eine Idee, ein Gefühl, wieder in ein steifes logisches Korsett stecken? Um sie zu verstehen? Nein, denn man hat sie doch schon längst verstanden, mehr noch, man hat sie erfahren.
Lynch' Werk ist ein großartiger Film, weil er su unglaublich reich an Ideen ist und bei jedem Sehen mehr und mehr wächst.
Gio, der von dir erwähnte Lost Highway ist ebenfalls ein großartiger Film, für den vieles über Mulholland Drive gesagte auch gilt. Weil er aber meiner Meinung nach nicht ganz dessen Klasse erreicht erwähne ich ihn ich nur am Rande.
Pi
Voll ins Schwarz-Weiße getroffen, Moellermann! Pi ist ein grandioser Film, ein mitreißender Trip in den Wahnsinn. Max Cohen ist eine zutiefst bessene, dennoch aber tiefgründige und vielschichtige Figur. Und die Handlung ist voll mit philosophischen Fragen und dennoch so spannend, dass sie den Zuschauer atemlos zurücklässt. Handwerklich lässt der Film nichts zu wünschen übrig, und inhaltlich ist er ein Meisterstück!
Der Elefantenmensch
Schon wieder Lynch, aber diesmal ein rationaler Lynch. Der Elefantenmensch basiert auf der wahren Geschichte von Joseph Merrick, und ist gerade deswegen so bewegend. Dennoch erkennt man im düsteren London und vor allem am Ton ganz die Lynch' Handschrift. Das macht den Film aber nur mitreißender. Man muss von dieser Geschichte, die gleichzeitig eine Parabel über und eine Mahnung an die Gesellschaft ist einfach berührt sein. Und jeder sollte, wie es Anne Bancroft als Miss Kendal in einer großartigen Szene tut, in seinen Mitmenschen nicht den äußeren Elefanten sondern den Romeo im Inneren sehen.
Zatoichi - Der blinde Samurai
Dieser Film ist der bessere Kill Bill. Takeshi Kitano brilliert als Hauptfigur und Regisseur in diesem großartigen Film. Ich will gar nicht nach Tiefsinn suchen, Zatoichi bietet eine wunderbare (wenn auch bereits bekannte) Hauptfigur, tolle Action, guten Humor und eine wendungsreiche und interessante Geschichte. Wie man es in Eastern gerne tut werden hier die Kämpfe und das Sterben übertrieben, ja choreographisch gezeigt. Ich sehe darin Schönheit und keine Absurdität, bei Zatoichi ist der Tod ein ästhetisches Erlebnis. Ich halte diesen Film nicht für große Kunst oder ein zeitloses Meisterwerk, aber Zatoichi is ein wenig bekannter aber hervorragender Film, der einfach ein Genuß für den Zuschauer ist.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Um auch mal eine Komödie zu nennen, obwohl es Komödie nicht ganz trifft. Denn dieser Film ist auch eine Romanze und eine tiefgreifende Fabel. Gerade das macht ich so gut, naja das und ein irre guter Bill Murray. Die Geschichte mit der Zeitschleife ist erfrischend ungewöhnlich und bietet für die beiden Hauptdarstellern zahllose brilliante Momente. Aber dieser Film ist mehr als urkomsich und unterhaltsam, er macht auch nachdenklich und lässt den Zuschauer nicht unberührt zurück.
Dieser Film mag vielleicht nicht so ganz zu den vorher genannten passen, und tatsächlich mag es Schwächen in der Insenierung oder dem Handlungsverlauf geben. Aber das interessiert mich eigentlich nicht (darum geht es ja auch in diesem Thread nicht unbedingt), ich hatte eine Menge Spaß beim ansehen und die Geschichte sowie Phil Connors sind mir lange in positiver Erinnerung geblieben.
Ohne etwas weiteres dazu zu sagen möchte ich mich Gio's Meinung zu Der Club der toten Dichter und der von Gwen zu Wenn die Gondeln trauer tragen vollständig anschließen. Beide Filme gehören zum Besten das je gedreht wurde.
@ Gio:
Zitat:Und sag... wie kamst du an Eraserhead? Hast du ihn auf englisch oder auf deutsch gesehen?
Ich hab mir bei Ebay die englische DVD geholt, ich wüsste nicht, dass eine deutsche existiert.
Demnächst werde ich mich wohl auch noch mal ein paar Serien zuwenden, und um die Diskussion in gang zu bringen ein paar hier genannte Filme ordentlich verreißen
