07.09.2006, 18:31
Gio schrieb:Zitat:Bitte, bitte! Scheint so als wären hier zwei Meinungen gegen eine irgendwie unfair.
Dann stell ich mich mal auf Ginnys Seite
Dann haben wir ausgleich und die mittlerweile seitenlange Diskussion ist vielleicht beendet. Selbstverständlich ist das Hotel ein Spukhaus, da gibts überhaupt keine Diskussion.
Allerdings ist dieser Fakt relativ unwichtig. Und darum gehts hier eigentlich in der Diskussion. Es hat keine wirkliche Bedeutung, die Rahmenhandlung ist - für mich - im Film reine Stafage. Im Buch ist das anders (Ginny, ich widerspreche dir da), wir haben eine lineare Geschichte mit einem präzisen Thema - eben dieses Spukhaus. Bei Kubrik ist das nebensächlich, es ist eine Übertragung des Inneren auf die äußere Welt. Wir bekommen durch Stilistik, Ästhetik, sogar Handlung den Horror, in Symbiose mit transzendenten Erscheinungen und psychischen Wahnsinn gespiegelt. Kubrik ist immer sehr expressiv. Was wir hier wirklich erleben, ist die Verrücktheit, den psychopatischen Charakter von Nicholson. Wir sind gefangen in einer surrealen und undefinierebaren Welt in der Abgeschiedenheit, umgeben von reinem Wahnsinn. Was das Hotel nun ist, ob es dort spukt oder Geister existieren, ob die ganze Gegend mitsamt Natur vielleicht verflucht ist oder nicht - völlig egal. Die linear verlaufende Handlung (mit Befreiung und Bild am Ende und Pipapo) ist eigentlich nur Ausdruck des inneren Gefühls von Jack, und da wird dann hier und da mal die Realität durchbrochen. Das kann man natürlich auf das Tripper-Fieber beziehen, auf Wahnsinn, auf Verrücktheit - nur durchbricht der Film eben diese sachliche Ebene und addiert auch übersinnliches hinzu. Er ist einfach Grusel, und das in allen Facetten.
Hallo,
mit dieser Sichtweise kann ich mich gut anfreunden!
Auf den, im Gegensatz zu King nebensächlichen - oder wie Du es nennst - "Staffage" - Charakter der Spukhausthematik, wollte ich ja eigentlich auch hinaus...
Ich will mich nicht wiederholen, aber Spekulationsspielraum zwischen den Realitätsebenen gibt es im Film allemal (schreibst du ja selbst).
Dass Kubrik paranormale Elemente gar nicht auszuschließen beabsichtigte kommt in einer Diskussion um das eigentlich geplante Ende des Films zum Ausdruck, wovon King in einem Interview berichtet:
"Mit der Verfilmung selbst hatte ich eigentlich wenig zu tun, (...) aber wurde zu Rate gezogen. Während unseres ersten Gesprächs meinte Stanley, dass er gern das Ende abändern wolle - so dass alle Hauptfiguren umgebracht würden, um als Geister wiederzukehren. Ich sagte ihm, die Zuschauer würden seinen Kopf fordern, wenn alle Figuren einfach abgeschlachtet würden, um die sie gezittert hätten."
Das tatsächliche Ende mit dem Bild vom Overlook-Ball 1921 (was Ginny bereits ansprach) geht dann ja auch in diese Richtung und erhärtet diese Deutung...
Na ja,
vielleicht schließt das diese Kontroverse einvernehmlich ab ;-)