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Eure 10 Lieblingsfilme - PLUS AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG!
#11
Bei Ginnys Lieblingsfilmen entdecke ich mehrere, die ich immer mal sehen wollte, und nie sehen konnte (Arsen und Spitzenhäubchen, eine Leiche zum Dessert, Ben Hur)… Sad

LittleMissCabyCane schrieb:Eins muss ich aber noch anmerken: Lieblingsfilme sind für mich Filme, die ich mir immer und immer wieder reinziehen kann. So war der Thread denke ich auch gemeint.

Richtig! Genau so ist es. Ob sie gut oder filmhistorisch wichtig sind, ist egal. Ich mein die, die einen persönlich vom Hocker reißen.

LittleMissCabyCane schrieb:Das mit den Serien finde ich cool, deshalb mache ich das jetzt auch mal (Sorry Gio, kleiner Nebeneffekt deines Threads).

Och, macht nur.

Das Tier schrieb:So, ich hoffe, dass das nun so im Sinne des Erfinders war und kann mir kaum vorstellen, dass irgendjemand bis hierhin alles gelesen hat

Ja, das war es! Und zu lang war das nun keinesfalls Confusedweet

Das Tier schrieb:Pacino wieder einmal genial (Ist eben mein Lieblingsschauspieler)

Ich mag ihn auch sehr gerne, vor allem nach "der Duft der Frauen" (und Scarface). Auch, wenn der Film enormes Potential verschenkte und widerlich konservative Züge hatte, die Gestalt des Majors war einmalig und wurde umwerfend gut von Pacino gespielt.

Miss schrieb:In meinen Augen einer der besten Zeitreisefilme überhaupt.

Oh ja. Das ist er *schwärm*
Bye the way: Vielleicht kannst du mir weiterhelfen Tongue http://www.stephen-king.de/kingforum/vi ... php?t=5935


Meat schrieb:Zu Amélie:
[...] und lassen ihn alle ideenlose romantischen Komödien mit Hugh Grant oder Jennifer Aniston meilenweit überragen.

Oh ja, überragt meilenweit. Allein der Vergleich mit Jennifer Aniston-Filmen ist eine Zumutung. schäm Dich.

Meat schrieb:Also ich tu mich sowohl mit dem Begriff Lieblingsfilme als mit der der Rangfolge ziemlich schwer. Deswegen werde ich einfach unsortiert ein paar Filme nennen die mir spontan in den Sinn kommen und die ich derzeit gut finde.

Musst du auch nicht! Habe nicht einmal daran gedacht, dass dabei überhaupt eine Reihenfolge existiert.

Tiberius schrieb:Wie oben schon geschrieben, finde ich Chihiros Reise klasse. Daneben der vor relativ kurzer Zeit erschienene Film: "Das wandelnde Schloss" und noch die älteren "Nausicaa", "Mein Nachbar Totoro" (ich find den wirklich süß, und das selbst als Kerl ), "Castle in the Sky" und der wahrscheinlich bekannteste von allen: "Prinzessin Mononoke"

Tiberius, ich beneide dich. Soo viele Ghibli-Filme :roll:
Irgendwie müssen wir uns darüber noch einmal privat unterhalten Casanova


Zitat:@Gio: Danke für den Thread, eine klasse Idee

Gern geschehen Tongue Danke zurück.

...

So, nun ich.
Ich habe, wie gesagt, einen wirklich etwas längeren Beitrag geschrieben und ihn zu beginn nicht abgeschickt, damit die Diskussion nicht gleich erstickt wird. Ganz lassen will ich’s aber auch nicht...
An der Länge soll sich nun nicht gestört werden. Ich habe beim ersten Film etwas ausschweifend begonnen, mit dem nächsten so weiter gemacht, und irgendwann hatte ich keine Lust, als Resultat drei lange und sieben kurze Beiträge stehen zu lassen. Das wäre unfair. Es ist nun eher eine persönliche Huldigung an diese Filme geworden. Erfüllt wohl nicht wirklich den Sinn und Zweck des Threads, da viele wahrscheinlich keine Lust haben, so viel zu lesen. Falls es übersprungen wird, kann ich’s gut verstehen… es ist schon einiges. Aber bei der derzeitigen Forensituation in anderen Threads betrachte ich das frech als Ausgleich und denk da garnicht ans Kürzen :mrgreen:


Derzeitige Top-10 (mit bissl Genre-Mix)

Club der toten Dichter
Fight Club
Lost Highway
Mulholland Drive
Straight Story
Big Fish
Before Sunset/Sunrise
Erbarmungslos
Lammbock
Laputa - Schloss im Himmel


(ohne Reihenfolge)


1. Der Club der toten Dichter (spoilerfrei)
"Carpe Diem. – Nutzet den Tag, Jungs. Macht etwas Außergewöhnliches aus eurem Leben."
In einem erzkonservativen Internat Neuenglands Ende der 50er Jahre versucht ein Lehrer, seinen Schülern freies Denken und Handeln beizubringen - ein Mentorfilm also. Natürlich, davon gibt’s mehrere. So was wie „Mona Lisas Lächeln“ und „die Kinder des Monsieur Mathieu“. Oder „Dance!“, oder „Coach Carter“, oder „Dangerous Minds“. Die Art Filme, in denen man ganz viel Tränendrüsengedrücke, pädagogisch wertvolle Methoden und eine Ansammlung zwischenmenschlicher Probleme über sich ergehen lassen muss, um mitsamt den Schülern über die Schönheit von Musik, bildender Kunst, Sport oder Literatur belehrt zu werden. Oder über die Bedeutung von Bildung oder sozialem Verhalten.
Auch der Club der toten Dichter scheint thematisch dort angesiedelt zu sein - konservatives Internat und unkonventioneller Lehrer, das klingt nach Heileweltansicht, Aufklärungsdenken und 68ertypischer Antiautorität. Der - wesentliche - Unterschied jedoch zu seinen Genrekollegen liegt in der Umsetzung.
Der Australier Peter Weir schafft es, einige der substanziellsten und schönsten Aussagen, die es meines Erachtens nach gibt, in adäquater Form zu vermitteln. Eine Leistung, die genug zu würdigen kaum möglich ist.
Der Club der toten Dichter ist ein Lobgesang auf Lyrik, auf Literatur, auf englische Romantik;
Und jetzt werden sie wieder lernen, selbständig zu denken. Sie werden wieder lernen, Wörter und Sprache zu genießen, ganz gleich, was man ihnen erzählt. Worte und Gedanken können die Welt verändern."
er ist eine Hymne an die Poesie;
"Wir lesen und schreiben Gedichte nicht nur so zum Spaß. Wir lesen und schreiben Gedichte, weil wir zur Spezies Mensch zählen, und die Spezies Mensch ist von Leidenschaft erfüllt."
eine Aufforderung, den Tag zu nutzen;
"Ich möchte an dieser Stelle Withman zitieren: ‚Ich und mein Leben. Die immer wiederkehrenden Fragen. Der endlose Zug der Ungläubigen. Die Städte voller Narren. Wozu bin ich da? Wozu nützt dieses Leben?’ Die Antwort: damit du hier bist. Damit das Leben nicht zu Ende geht, deine Individualität. Damit das Spiel der Mächte weiter besteht und du deinen Vers dazu beitragen kannst. Damit das Spiel der Mächte weiter besteht und du deinen Vers dazu beitragen kannst"
eine Liebesbekundung an das Leben;
„Ich ging in die Wälder, denn ich wollte wohl überlegt leben. Intensiv leben wollte ich. Das Mark des Lebens in mich aufsaugen, um alles auszurotten was nicht lebend war. Damit ich nicht in der Todesstunde innewürde, das ich gar nicht gelebt hatte."
ein Appell für freie Meinungsbildung und eigene Identität.
"Robert Frost hat gesagt: ‚Im Wald zwei Wege boten sich mir dar, und ich ging den, der weniger betreten war. Und das veränderte mein Leben.’ Gentlemen, ich möchte, dass sie ihren eigenen Rhythmus finden, ihren eigenen Weg, ihren eigenen Rhythmus. Gehen sie wohin sie wollen und wie sie wollen, ob es stolz aussieht oder albern, ist egal."
Um diese schön klingenden Worthülsen mit Leben zu füllen, greift Weir auf Literaten wie Walt Whitman, Robert Frost und Henry David Thoreau zurück (siehe Zitate). Dies macht die Gedichte jedoch noch nicht erfahrbar. Sie werden es erst durch die Charaktere des Films.
Sowohl die Internatsschüler als auch ihr Lehrer sind fabelhaft besetzt. Robin Williams erreichte als Mister Keating, dem Poeten aus vollem Herzen, die beste Leistung seiner Karriere. Ähnlich wie Ethan Hawk und Robert Sean Leonard, deren filmische Kulmination kurioser Weise zu Beginn ihrer Karriere war. Ihren Figuren verleihen sie unglaublich viel Authentizität, wodurch trotz fest definierten, dramentypischen Symbolcharakteren keine schablonenhaften Züge zu erkennen sind – im Gegenteil, sie entwickeln ein Eigenleben. Die Filmästhetik passt sich der Dramaturgie perfekt an: bis zur Peripetie dominieren warme Töne wie orange und rot; anschließend sind es blau, weiß und grau. Die Jahreszeiten verlaufen parallel zur Empfindung der Charaktere, wir befinden uns zur Ouvertüre im Frühling, sehen Sonnenuntergänge, Feuerschein und Natur. Später bedeckt Schneemasse die Landschaft. Alles an Weirs Werk wirkt echt und greifbar. Jeder Hauch wird mit Leben erfüllt, die Emotionen und Leidenschaften der Menschen sind spürbar. Und das Ende des Films ist trotz aller Traurigkeit wunderschön und ergreifend, da den äußeren und tristen Umständen innere Stärke entgegengesetzt wird, die sich auf den Zuschauer überträgt. Selten derartig bewegt gewesen.
Für mich ist Der Club der toten Dichter einer der schönsten und inhaltlich bedeutendsten Filme, die je gedreht worden sind. Es ist der erste Film, den ich wirklich zu schätzen gelernt habe. Und ich verbinde diverse, recht persönliche Erlebnisse damit.


2. Fight Club (spoilerfrei)
Wenn man an Fight Club denkt, erscheint einem (oder zumindest mir) als geistiges Bild vor Augen zuerst nicht das originelle Ende, der unerwartbare und vielseitige Storyverlauf oder die grandiose Konsumkritik. Vor allem ist es Edward Norton, der namenlose Erzähler mit „ich bin Jacks zerfressene Leber“-Manier, der in seiner herrlich arroganten Art über sein Leben und sein Umfeld resümiert. Toll. Wenn alles weitere auch fehlen würde – dieser Zynismus, diese spöttelnde Intelligenz, diese stilvoll passende Bildkomposition im Zusammenhang mit dem Soundtrack und den überragenden Darstellern (wobei Edward Norton Brad Pitt deutlich übertrifft und zusätzlich den Synchrobonus von A. Fröhlichs Stimme hat) würden den Film schon sehenswert machen. Der inhaltliche Schwerpunkt dann macht ihn für mich zu einem unübertreffbaren Kunstwerk. Erst gibt’s derbe Schläge gegen die Lifestyle- und Konsumgesellschaft. Die obere Mittelklasse mit ihrem Ikea-Einkaufswahn und dem Ich-bin-mein-Mobiliar-Denken, die ameisengleich den von den Medien vorgegaukelten Lebenssinn übernehmen, stehen im krassen Kontrast zum Vorbild Tyler Durden, der alle Regeln und Normen durchbricht – nicht, um ein im Vergleich angenehmeres Leben zu führen, sondern, um sich als Individuum wahrzunehmen. Der Urgedanke dreht sich um Freiheit, die durch jede vorgeschriebene Regel der Gesellschaft eingeschränkt wird, bis man nur noch zum eindimensionalen Denken fähig ist. Jacks Leber dagegen ist im vorgegaukelten Lebenssinn mit latenter Leere festgefahren - und weiß darum, findet aber keinen Ausweg. Diese Position ist von unschätzbaren Wert für den Zuschauer, da Norton so nicht Kritik am Umfeld, sondern gegen sich selbst ausübt, und sowohl Analytiker als das zu analysierende Objekt ist. Überzeugender als von einem resignierten Zyniker kann innere Leere nicht vermittelt werden.
Und nach einer herrlich bösen (was sag ich, grandiosen) Anfangsszene, in der Norton in Selbsthilfegruppen hospitiert, um sich von seinen Schlafstörungen zu heilen, beginnt der Fight Club – ein masochistischer Sport, der seine Gewaltanwendung als Befreiungskampf und Selbstfindungstrip ansieht. Schmerz als Wahrheit - so bizarr der Gedanke auch sein mag, so viel Authentizität steckt doch in ihm. Man kann es auf erschreckende Weise fast nachfühlen Tongue
Doch so einfach lässt Fincher den Zuschauer noch nicht davonkommen. Der Kreis schließt sich, indem die Spirale immer tiefer in ein Netz aus Gewalt und Terror führt - was noch mehr abschreckt als alles vorher Kritisierte. Die nun „freien“ Menschen agieren als namenlose Marionetten. Jegliche vorher verkörperte Gewaltnostalgie wird kritisiert und somit in seiner filmischen Darstellung legitimiert. Anschließend folgt eine herrliche Pointe.
Welche Sicht auf die Welt aber bleibt dem Zuschauer übrig? Ist die Aussage des Films misanthropisch (was ich prinzipiell wirklich nicht abkann)? Unsere Welt ist eine Abzüchtung des Individuums, der mögliche Kampf dagegen mündet nur im Terror? Den Ausweg zwischen den beiden Extrema muss der Zuschauer selber finden. Nur eine Andeutung huscht durch den Film, und mir genügt das. Die Idealvorstellung des Lebens, zurückzuführen auf die Idee der Romantik: Back to natur. Es ist Durdens letzter Satz, bevor er verschwindet: „In der Welt, die ich sehe, jagst du Elche durch die feuchten, bewaldeten Schluchten rund um die Ruinen des Rockefeller Center. Du trägst Ledersachen, die den Rest deines Lebens halten werden. Du kletterst die dicken Kudzuranken empor, die den Sears Tower umschlingen. Ein Blick hinunter und du siehst winzige Gestalten die Mais stampfen und Streifen von Wildbret auf der verlassenen Überholspur eines Superhighways auslegen."


3. Lost Highway (vielleicht Spoiler... je nach Auslegung)
Weiß kaum, wo ich dort anfangen soll. Wer in den Lost-Highway-Thread schaut, wird schnell (bzw. gerade das Gegenteil davon :mrgreenSmile merken, warum mich dieser Film fasziniert. Für mich ist Lynch der talentierteste Regisseur überhaupt. Ich kenne nur Eraserhead nicht (gruß an Meat), und von (fast) allem anderen war ich begeistert. Selbst, wenn es wie „Wild At Heart“ etwas unausgegorener ist, fasziniert es.
Die Figuren hier sind für mich die interessantesten und charismatischsten, die Lynch bisher erschuf (liegt vielleicht auch daran, dass es mein erster, Lynchfilm mit surrealistischen Elementen war). Sie sind stark ausgeprägt und symbolisch – es gibt das personifizierte Böse (Mystery Man) und den faszinierenden Schurken (Mr. Eddie/Frank), der bei aller Gemeinheit doch einem inneren Moralkodex zu folgen scheint, so dass er eine eigene Welt mit eigenen Regeln darstellt. Die Atmosphäre ist bedrohlich, und die Bedrohung ist latent, aber allgegenwärtig. Ständig scheint einem das Böse aufzulauern – hinter omnipräsenten Schatten verborgen. Wir erleben Freds Odyssee in verschiedenen Welten in verschiedenen Körpern in verschiedenen Zeiten, der zu fliehen scheint - vor was weiß er selber nicht. Ein Mann, der nicht in der Lage ist, seine Frau sexuell zu befriedigen – gleichzeitig aber unbezweifelbar Dominanz ausstrahlt. Seine Frau gehört ihm und sie gehorcht ihm – aber sie begehrt ihn nicht. Dadurch ist sein inneres so, wie Lynch uns das Äußere präsentiert: einsam, verloren und kalt. Er ist ein Nachtwandler, der keine Liebe bekommt und keine gibt. Patricia Arquette ist die erotische Verführung, geheimnisvoll und nicht zu erobern (und sie ist, nebenbei bemerkt, unglaublich sexy). Alle Figuren scheinen in ihrer Eigenartigkeit so fern der Wirklichkeit zu sein, mehr Kunstwerk als Mensch; und doch sind sie viel „wahrer“ als andere Filmcharaktere. Das Innere und das Äußere der Figuren verschmelzen bei Lynch – die Hauseinrichtung ist genauso Fred wie Fred selbst, die Musik ist genauso Fred wie Fred selbst, die Art, wie Freds Frau ihn anschaut oder wie sie geht, ist genauso so Fred wie Fred selbst. Darin begründet sich das Gefühl der „Wahrheit“, die hinter den Charakteren liegt und als Synthese mit Bildern, Worten, Musik und Handlung mehr ausdrückt, als die Darstellung eines geschlossenen Ichs und einer Antithese, dem Umfeld. Nicht zuletzt deshalb besitzt der erste Abschnitt von Lost Highway für mich die größte Spannung. Anschließend folgt ein meisterhafter, surrealer Trip. Nachdem seine Frau ermordet wird und alle Hinweise auf ihn hindeuten (eine Klappentext-Erwähnung, das dürfte ohne Spoiler gehen), irrt er durch Raum und Zeit. Das „wie“ darf hierbei unter keinen Umständen unterschlagen werden. In einer übergeordneten Verbindung, die sich meiner Meinung nach am besten mit einer mathematischen Kurve ausdrücken lässt, sich als solche vollkommen schließt und im selben Zug 1000 Fragen offen lässt, reist der Zuschauer genauso verwirrt wie der Protagonist durch ein auswegloses Labyrinth, dem man durchaus den thematischen Schwerpunkt „der Mann mit der Angst um den Verlust seines Rollenbildes“ oder „Angst vor Impotenz“ überstülpen kann, ohne den eigentlichen Inhalt dabei überhaupt erfasst zu haben. Als zusätzlicher Bonus, neben der Storybeschaffenheit, den Darstellern, den Dialogen, der Atmosphäre, dem tollen Soundtrack (Lou Reeds Magic Moment, besser geht’s nicht) und den Bildern (man denke nur an die Großaufnahme von Arquettes Lippen) gibt es noch zahlreiche versteckte Anspielungen und Andeutungen, die die selben Szenen auf dreifache Weise interpretierbar machen, eigene, storytechnisch nicht notwendige Nebenhandlungen erklären und Verbindungen zu Goethes Faust oder Hitchcocks Vertigo zulassen. Auch bekommen wir eine genial ausgeklügelte Zeitreise mit, ohne dass wir sie wahrnehmen. Alles in allem ein atmosphärisch unglaublich dichtes, surrealistisches Meisterwerk über eine Odyssee durch fremde Welten.


4. Mulholland Drive (Spoiler)
Eigentlich will ich nicht zu viele Filme von einem Regisseur aufzählen, vor allem nicht bei einer so kurzen Liste. Das ist etwas eintönig Tongue Mulholland Drive gehört allerdings hierher. Er zählt für mich mit Lost Highway eindeutig zu Lynchs künstlerischen Höhepunkten, steht vom Anspruch sogar über diesem.
Nicht aus Zufall sind beides Werke mit einem sehr „unkonventionellen“ Storyverlauf. Manche mögen Blue Velvet als sein größtes Werk empfinden, mir wäre es im Vergleich nicht komplex genug. Die Komplexität richtet sich nicht danach, dass die Grenze der geschlossenen Realität durchbrochen wird – das allein ist noch kein Kunststück. Es geht um die Vielfalt, die dahinter liegt. Dabei werde ich Spoilern müssen, weil gerade der Inhalt und die Art, diesen zu vermitteln, so faszinierend ist.
Während Lynch in Lost Highway die Charaktere und ihre Gefühle vermittelt, ohne sie real oder nachvollziehbar darzustellen, tut er es hier zusätzlich noch mit der wirklich stattfindenden Handlung. Wir erleben die Realität durch einen verzerrten Schleier, dringen dadurch aber viel tiefer zu ihr vor. Wir gehen an dem Greifbaren vorbei zu dem dahinter Verborgenen - was sich nicht artikulieren, sondern vielmehr empfinden lässt.
Mulholland Drive ist in zwei Teile einzuordnen, der erste ist lang, der zweite kurz. Der Lange nimmt etwa drei Viertel des Filmes ein und ist eine traumartige Sequenz. Der Kurze stellt die Realität dar und springt in dieser zwischen den Zeiten. Somit müsste man den Film in viele Einzelstücke gliedern, um ihn zu verstehen: sowohl die Realität hat mehrere Ebenen (zeitlich), als auch der Traum (analytisch). Dadurch, dass wir in die verschiedenen Ebenen des Traums eingetaucht sind, ist es uns möglich, die Komplexität der Realität zu verstehen. Wir können die verschiedenen Zeiten und deren Zusammenhang miteinander verbinden, sowie die dahinter liegenden Gefühle, die Bedeutung der Personen und den vorausgegangenen Handlungsverlauf. Uns wird hier einem Biopic gleich ein vollständiger Charakter präsentiert: Wir erfahren (und damit meine ich „erfahren“, wir bekommen es nicht gesagt, sondern wir spüren es) seine Wahrnehmung der Realität, seine Wünsche, seine Ziele, seine Probleme, seinen Lebenslauf, seine Entwicklung, seine Ängste, seine Obsession. Nebenbei kritisiert Lynch in aller Härte das Showbusiness und die Filmbranche. Großartige Leistung, welche die ausufernde Darstellung einer nicht wirklich stattfindenden Handlung vollkommen legitimiert.
Neben all dem Inhalt und seiner Besonderheit darf aber nicht der lyncheske Stil, die schauspielerische Leistung (Naomi Watts ist fabelhaft), der Soundtrack und der skurrile Humor (man denke nur an die Szene des Auftragskillers, der die „Telefonliste“ der Filmmafia besorgen soll, oder an den Regisseur, der seine Frau beim Fremdgehen erwischt) unerwähnt bleiben. Dies sind die Faktoren, die überhaupt erst auf die Vielseitigkeit des Werks aufmerksam machen. Mulholland Drive versteckt seine Größe und weist nur indirekt auf die Lösung. Somit ist er selbst für Zuschauer, die ihn nicht verstehen - was fast jedem beim ersten Mal Sehen so ergeht – sehenswert. Erst nach einem längeren Beschäftigen (ohne handwerkliche Vorzüge nie der Fall) wird ein kleiner Zugang gewährt – und er bleibt klein, Mulholland Drive behält Geheimnisse auch weiterhin für sich. Wir haben einen äußeren Glanz, der so überwältigt, dass man zu dem inneren Kern hervordringen will – und bekommt dann erst die wirkliche Größe zu Gesicht. DAS ist Kunst. Nur bei Lynch habe ich das Gefühl, erschlagen zu sein, ohne zu wissen warum, und kann meine Gefühle ebenso wenig wie den Film einordnen.


5. The Straight Story (spoilerfrei)
Ein alter Mann macht sich mit einem Traktor auf die Reise zu seinem Bruder, um sich mit ihm zu versöhnen. Ein schöner Gedanke, aber sehr unspektakulär.
Und darin liegt die Stärke des Films. Es gibt viel Zelluloidgehäuf, das so sein will – unspektakulär und dadurch schön – ohne es zu erreichen. Die dramaturgische Steigerung fehlt, und daraus folgt Langatmigkeit.
„Straight Story“ hingegen zieht seine Schönheit daraus hervor, bringt sie (nach einer für mich viel zu langen Einleitung) zur Geltung. Unkitschig, unaufdringlich, ruhig… und doch unbezweifelbar warm. Er schafft es, die gefürchtete Langatmigkeit gar nicht erst aufkommen zu lassen. Es gibt keine Aussage, keine Katharsis des Protagonisten, keine Verwandlung unterwegs. Alwin ist Alwin, und Alwin bleibt Alwin. Er spricht kaum, und er handelt kaum, somit bekommt der Zuschauer nicht viel von ihm mit. Er ist nicht weise, er ist nicht bewundernswert. Er hat weltliche Probleme, ein Trauma vom Krieg, einen unsinnigen Streit mit seinem Bruder. Er ist ein alter Mann, dessen Ansichten ebenfalls alt sein können. Aber: er ist menschlich. Und die Einfachheit, in der dies präsentiert wird, macht es offensichtlich. So kann sich der Zuschauer fallen lassen in dessen Lebensgeschwindigkeit, kann Alwin auf seinem Traktor fahren sehen und sein Herz öffnen. Badalamentis Soundkomposition in Verbindung mit endlosen Ackerfeldern berührt mich immer wieder, egal, wie oft dies gezeigt wird. Lynch schafft es ohne Euphemismus, die Schönheit des Lebens einzufangen. Er zeigt nicht auf sie, plustert sie nicht auf, benennt sie nicht einmal. Für ihn muss der bekannte Tautropfen auf dem Grashalm vor der Haustür nicht da sein; er filmt in angenehmer Nostalgie den Halm selber. So entlockt es einem schon ein Lächeln, wenn eine Masse an Fahrradfahrern an Alwin vorbeifährt. Und wenn die Kamera nach einem Schwenk zu den Wolken, in den freien Himmel oder auf die Ackerfelder wieder zurück zum Traktor findet, ist es zugleich traurig und schön, Alwin nur ein paar Meter entfernt vom alten Standpunkt vorzufinden. Es erwärmt das Herz Confusedweet
Ebenso unspektakulär wie die Geschichte werden Themen wie Alter, Einsamkeit, Reisen, Zusammenhalt, Familie, Freiheit, Leben und Veränderungen angeschnitten, ohne diese irgendwie behandeln zu wollen. Sie werden auch gar nicht behandelt, sie schwingen nur mit - weil sie zu dem Menschen und seiner Tat gehören. Weil sie menschlich sind, und weil The Straight Story für mich zutiefst menschlich ist.


6. Big Fish (Mini-Spoiler)
„Als ich jung war, konnte ich mich an alles erinnern, egal, ob es wirklich passiert war, oder nicht“.
Mark Twain

Wie wenig Worte, wie stark die Aussage. Big Fish ist dessen filmische Umsetzung.
„Ein Film mit viel Phantasie und Tiefsinn“, wurde mir gesagt, als ich ihn in der Videothek ausleihen wollte. Damals war ich skeptisch - mag ich Burton doch normalerweise nicht. Seine eigentümliche Inszenierung ist mir zu morbide und zu plastisch, die Aussagen dagegen zu lasch. Doch nun gelang es ihm, mich viel tiefer zu berühren als ich es je erwartet hätte. Das tut er nicht sanft und nicht subtil. Er macht es bombastisch. Bei anderen Regisseuren wäre es mir zu plump – bei ihm nicht. Er rennt über einen hinweg, mit einer Armee aus schillernden Seifenblasen, aus kreischbunten Farben, aus gelben Narzissen, aus irrwitzigen Erzählungen. Märchenhafte Erzählungen, sie strahlen in allen Varianten, und sind trotz aller Märchenhaftigkeit doch unübersehbar „modern“, vielseitig, mehrschichtig. Ihr Charakter ist besonders. Das verleiht dem Film die nötige Glaubwürdigkeit für seine Aussage.
Die typischen Märchenaspekte sind schließlich alle vorhanden: Die heiligen Zahlen, die schicksalhaften Fügungen. Drei Jahre muss gearbeitet werden. Die Bedingungen sind inhuman. Die Hauptperson beschwert sich nie. Die schweren Wege sind die richtigen, nie die leichten. Bedenke: immer gutmütig sein, nie böse. Warum die Zahlen, warum die absurden Gutmenschen und das monotone Muster des „du darfst“-Kodex? Es gibt nur den machtlosen Helden und die schlimmen Umstände, die er durch guten Kern besteht. Beinahe gruselig.
Und doch.... die eintönigen Seifenblasen berühren mich hier. Der Film schafft es, ihr simples Strickmuster zu überschreiten und nur den Zauber des Märchenhaften einzufangen. Das Dorf Spectre - ohne Zweifel die Hölle auf Erden, in der hirntote Zombies in weißen Kleidern penetrant fröhlich sind und Individualität bekämpfen - bekommt hier tatsächlich Farbe und Charme. Andere Regisseure hätten sich an der Geschichte überheben können (Stephen Spielberg wollte sogar Regie führen *grusel*). Burton eigener Stil aber fusioniert mit der Märchenwelt und lässt sie Schatten und Kanten bekommen. Burton mag das Morbide, und so ist Spectre nicht mehr nur das Idealbild einer schablonenhaft glücklichen Gesellschaft, sondern es bekennt Eintönigkeit, wird suspekt, gruselig - und interessant. Ebenso hängt das Auto nach Verschwinden des Wassers in einem Baum, dem die Blätter fehlen – kahle Äste, das Symbol des Todes. Hier symbolisieren sie Phantasie und Vielseitigkeit. In keinem anderen Märchen würden wir den sich in Zukunft ereignenden Tod zweier Kinder vor Augen geführt bekommen – erst recht nicht auf derart skurrile Weise. Burton erschafft wunderschöne, ambivalente Bilder, die in all ihrem Strahlen nicht langweilig oder lasch sind – sondern nur lebensbejahend und poetisch.
Und dabei erreicht er mehrere Ebenen. Es gibt zum einen die Phantasiewelt (eine Aneinanderreihung von Geschichten um ihrer Schönheit wegen), und dann die Realität (ein alter Erzähler und sein rationalen Sohn). Der Sohn „erzählt“ ebenfalls, er ist Journalist, aber er betrachtet das Leben anders. Er ist an die Welt der Fakten und Zahlen gewöhnt, und er kann die gelogenen Erlebnisse seines Vaters nicht mehr hören. Er will zum wahren Kern vordringen und erkennt nicht, dass dieser vor ihm liegt. Burton verschmilzt die beiden Ebenen miteinander und führt auf simple und doch unglaublich tiefsinnige Weise vor Augen, wie wichtig die dem Menschen mitgegebene Gabe der Phantasie ist. Abgesehen von einer grandiosen Endszene, die jedes Recht zur Emotionalität hat, erlebt der Zuschauer anschließend eine zweite Katharsis. Nun wird ihm nicht die Poesie der Geschichten, sondern die des Lebens vor Augen geführt. Die Figuren der Märchenwelt wechseln über in die Realität, sie werden entmythologisiert. Dadurch wird der Kern hinter dem Mythos erkennbar und der Mythos selber gepreist. Die real gewordenen Märchenfiguren werden zum Symbol für die Relativität der Wahrheit: So mag man meinen, Bloom traf auf hübsche Zwillinge aus Thailand - welches früher Siam hieß – oder: er traf auf hübsche siamesische Zwillinge. Durch den letztendlichen Übergang zwischen Realität und Märchenwelt wird dem Zuschauer die Möglichkeit gezeigt, aus dem realen Leben ein Märchen zu machen. Eine wunderbare Botschaft, die mit derartiger Holzhammerdidaktik eingeprügelt wird, dass es überall sonst kitschig wäre. Hier, für mich, nicht. Hier ist es eine bombastische, opulent inszenierte Liebeserklärung mit Herz.


7. Before Sunset / Before Sunrise (Spoiler)
Ich fasse die beiden Filme zusammen…das besondere bei dieser Konstellation ist nämlich, dass Teil zwei den ersten wunderbar ergänzt, und ihn, unabhängig davon, noch übertrifft. Die beiden ergeben, so eigenständig und abgeschlossen sie auch sind, als Film-Duo eine wunderbare Transformation, die alle Facetten eines romantischen Films, so wie ich ihn mir wünsche, beinhalten. Ganz abgesehen von einer intelligenten Personenentwicklung, einer Beziehungs- und Liebesanalyse und charakterlicher Tiefe, wie sie nur selten ein Film zu bieten hat. Da es unvermeidbar ist, auf den Ausgang (einfach wegen des Übergangs zum zweiten Teil) einzugehen, werde ich zwischenzeitlich Spoilern.
Teil eins, und das ist so wahnsinnig schön daran, ist wie seine Charaktere: Naiv und grenzenlos romantisch. Der Zusammenhang zwischen der Filmstimmung und seinen Protagonisten ist gegeben, weil wir es mit einem cineastisch erweiterten Kammerspiel zu tun haben. Mit einer sich nur aus dem Dialog entwickelnden Dramaturgie bewegen sich zwei Charaktere in einem begrenzten Raum, der nicht verlassen wird (nur ist dieser Raum, zugegeben, recht groß). Wir befinden uns in Wien und verfolgen ein Liebespärchen für nur eine Nacht - allein dieser Grundgedanke ist toll.
In der Naivität der beiden Jugendlichen werden alle Gesprächsthemen von Bedeutung angeschnitten, kleine Gedankenfunken auf unschuldigem Austausch, Liebe, Spiritualität, Erziehung, das Leben. Alles, worüber man in einsamen Momenten nachdenkt, was aber nie gesagt wird, weil es zu oberflächlich klingt. Das Anvertrauen von derartigem bürgt eine Verletzlichkeit in sich, welche die gemeinsame Verbundenheit nicht größer hätte machen können, und das spürt man als Zuschauer und steckt dadurch mit im Geschehen. Vor allem: Der Film legt nicht nur Wert auf Offenheit und Romantik, sondern auch auf seine Charaktere. Ihre Zeichnung ist präzise – und die Schauspieler sind sehr überzeugend. Ethan Hawke spielt wunderbar den schüchternen, tollpatschigen Studenten, der „küsst wie ein Anfänger“. Und man kann mitverfolgen, wie Julie Delpy ihm vertraut und sich fallen lässt. Sie wirkt durch ihre Offenheit so verletzlich, wie ein junges Mädchen nur sein kann, wenn es verliebt ist. Sie gleicht einer verletzlichen Rose, und gleichsam mit Ethan Hawke verliebt sich auch der Zuschauer (oder zumindest ich mich *hüstel*) in sie.
Der romantischste Gedanke an Liebe ist der eines zerbrochenen Herzens, dessen Hälfte einem Mann und einer Frau gehört, und das sich nur vervollständigt, wenn beide zueinander finden. Das Gefühl, das hinter diesem Gedanken schwebt, schwebt auch im Film, es hängt in der Luft zwischen den beiden Protagonisten. Wenn die beiden durch die Stadt wandern, mit dem Gefühl, für eine Nacht unsterblich zu sein, wandert man mit ihnen. Es ist, als würde die Welt für eine Nacht ein Traum sein, in der alle Wünsche wahr werden, und alles Zukünftige bedeutungslos. Neben tausend nennenswerten Kleinigkeiten (die schrecklich romantische Szene in der Musikkabine) und dem besonderen Erzählstil ist es vor allem das Ende, das den ersten Teil eine ganz besondere Ausstrahlung verleiht. So einsam, wie Jesse und Celine zurückgelassen werden, wird es nun auch der Zuschauer. Kein anderer Film hat die Süße der Liebe für mich so gut eingefangen wie dieser.
Und dann kommt der zweite Teil.
Er ist vor allem eins: Desillusionierend. Before Sunrise fängt die Leichtigkeit des Verliebtseins ein, Before Sunset die Schwermut der Liebe. Im ersten schwebt man, im zweiten wird man erdrückt.
Die Erzählstruktur ist die Selbe. Ein zufälliges Treffen; eine dialogreiche Wanderung durch die Stadt. Diesmal haben wir nur knapp eine Stunde Zeit, die Dialoge finden in Echtzeit statt. Wir verfolgen jede Minute, von Anfang bis Ende. Zusätzlich wurde mit wenigen Schnitten und äußerst langen Einstellungen gedreht, was das Gefühl verstärkt, ein reales Gespräch zu verfolgen. Damit fordert der Film eine starke schauspielerische Leistung - die mühelos erbracht wird.
Während die Hauptpersonen sich vorher kaum zurückhalten konnten, ihre Gefühle dem Gegenüber zu präsentieren, geht es diesmal darum, diese zu verstecken. Dadurch scheint die Chemie, die vorher vorhanden war, verloren. Nirgendwo sieht man es stärker als beim ersten Zusammentreffen. Der ersehnte Moment ereignet sich nüchtern. Ein höflicher Kuss auf die Wange, Delpy reckt ihren Hals nach vorne, während ihr Körper Abstand wahrt. Der Zuschauer wird auf den Boden der Tatsachen geholt: die Charaktere haben sich entwickelt. Darin liegt die Besonderheit. Ihre damals angedeuteten Züge sind nun ausgeprägt. Ethan Hawkes Charakter ist mittlerweile erwachsen geworden, man merkt ihm nichts mehr von der vorherigen Tollpatschigkeit an. Er ist interessiert an der Frau vor ihm und sucht die vergangene Liebe darin. Und sie trägt nichts mehr von dem Mädchen in sich. Der Sinn für Romantik ist verloren gegangen. Während er liebevoll witzelt, zeigt sie ihm lachend den Mittelfinger. Der Zuschauer beginnt langsam, diese Frau zu hassen. Ein großartiger Trick. In einer Stunde soll er fliegen, ihr Spaziergang ist ein übertragenes Wandern zum Flugplatz mit tickender Uhr, und es ist, als wäre die wunderbare Stimmung, die mal da war, nun mitsamt der Erinnerung für immer ausgelöscht. Man selber fühlt dies ebenso, spürt die Vergänglichkeit der damaligen Atmosphäre und den Zeitdruck, der alles überdeckt. Erst am Ende merkt man das intelligente Abtasten, das Versteckspielen, die Angst, ein weiteres Mal verletzt zu werden. Dann erst merkt man, dass man in das Spiel miteingezogen wurde und die Gefühle der Protagonisten am eigenen Leib erlebte.
Wie seine Figuren ist dieser Teil erwachsen geworden – und nostalgisch. Die vielseitige Behandlung der Thematik Liebe wird dadurch ersichtlich. Der Mann vor ihr ist nicht mehr der Junge, der ihr damals das Herz gebrochen hat, und sie ist längst nicht mehr das Mädchen, und das musste auch der naive Zuschauer erkennen. Die Annäherung muss erneut stattfinden. Und so befinden wir uns am Ende des zweiten Teils fast am Anfang des ersten, nur eine Dekade älter. Erwachsenwerden kann so kompliziert sein... Liebe kann verzaubern... Frauen können einen verrückt machen... Erinnerungen können weh tun. Und Filme können wunderschön sein. So wie dieser. Kaum ein Filmcharakter war mir je näher als die Beiden.

Tagtraum, Täuschung,
Limosine, Augenwimper.
Oh Liebling, mit dem hübschen Gesicht,
lass eine Träne in mein Weinglas fallen,
schau in die meinen Augen,
sieh was du mir bedeutest!
Süße Kuchen und Milchshakes;
ich bin ein Täuschungsengel,
ich bin eine Fantasieparade,
ich will, dass du weißt, was ich denke,
will nicht, dass du weiterrätselst.
Und du weißt nicht, woher ich komme
und du weißt nicht, wohin wir gehen.
Verfangen im Leben,
wie Zweige im Fluss,
immer weiter treibend,
im Sog des Stroms,
so könnte es sein;
ich trage dich
und du trägst mich.
Kennst du micht nicht,
kennst du mich wirklich nicht?



8. Erbarmungslos (spoilerfrei)
Der Abgesang auf den Western. Sein Todeslied, seine unbarmherzige Ausrottung, und trotzdem die größte Huldigung, die je ein Film an sein Genre ausgesprochen hat. In Clint Eastwoods Magnus Opus wurde alles je Gekannte über den Haufen geworfen. Eastwood beraubt den Western jeglichen Mythos, greift sich seine Klischees und zerpflückt sie, schleift sie ab, reduziert sie auf kleine Klümpchen – bis sie in voller Reinheit strahlen können, obwohl alles, was ihren Glanz ausmachte, verloschen ist. Eine umwerfende und überragende Meisterleistung.
Alle Western-Elemente sind vorhanden, sie sind kaum zu übersehen: Es gibt eine zerschundene Hu*e, die zu beschützende Frau. Zart und unschuldig. Einem Italowestern gleich gibt es eine ambivalente Hauptperson – natürlich Clint Eastwood. Es fehlt auch nicht der edle Revolverheld, hier English Bob, der vor allem durch Eleganz und Höflichkeit auffällt. Der Sheriff will nur seine Stadt verteidigen, und der sexy Jungspund strebt nach legendären Taten. Am Ende gibt’s den Showdown, den nur einer überlebt. Das Leitmotiv ist Rache, wodurch sich entstehende Morde rechtfertigen.
Und alles wird verzerrt. Besitzt doch ein Duell nichts Ehrbares mehr. Auf den Verlierer wird abermals geschossen, wenn er, wehrlos auf dem Boden liegend, um Gnade fleht. Der Mordgrund ist Blutdurst, den nichts zu Stillen vermag. „Das habe ich nicht verdient. So zu sterben. Ich baue mir gerade ein Haus“, wird gewimmert. „Es geht nicht darum, was du verdient hast oder nicht“, ist die Antwort. Die Aussage des Films, die Aussage des Titels. Keine Person dieses Westerns hat verdient, was sie bekommt. Es gibt keine Gerechtigkeit. Es gibt keinen ehrenvollen Mord. Es gibt keinen stolzen Rächer. Nichts in dieser Gewaltoper ist heroisch oder lobenswert. Sie ist nur hart, gefühlvoll und authentisch. Der unschuldigste von allen kriecht sterbend hinter einen Stein und wimmert um Wasser, statt tot umzufallen. Sein Mörder hat Mitleid, braucht aber das Geld für seine Kinder. Die Schießeisenkünstler, die Zauberer mit der Waffe, sind selbst in Hochform keine Zauberer mehr. Wenn es zum Duell kommt, versagt das Gewehr. Töten ist Mord, immer, und selbst eine bewaffnete Überzahl von zwanzig Männern traut sich nicht, einen unbewaffneten Mörder anzugreifen - weil sie durch die grausige Tat eingeschüchtert sind. Wer sich gegen drei Widersacher gleichzeitig behaupten kann, wird zur Legende. Diese Legenden haben vergessen, was sie einmal taten, weil sie damals zu betrunken waren. Stattdessen unterhalten sie sich übers Onanieren im Alter. Der edle Revolverheld, ein aufrechter Brite, kneift im entscheidenden Moment, und überlebte seine früheren Duelle, weil die unschuldigen Gegner nicht nüchtern waren. Alle Frauen des Films sind Huren, jede durstet nach Blut, doch sind sie die einzig ehrbaren Personen, die Gerechtigkeit fordern und Handlung ergreifen. In der Brutalität und Rauheit ist keine Liebe möglich, obwohl die für den Film nötige Einleitung erfolgte. Der Angeber fängt nach dem Mord an zu weinen. Der alte Scharfschütze traut sich nicht, zu töten. Der Sheriff nimmt seinen Status zum Vorwand, um Machtgelüste auszuleben. Der Cowboy kommt nicht in den Sattel seines Pferdes. Das Schlafen in der Prärie bei Regen führt zu tödlichen Erkältungen. Die Liste an Stilbrüchen lässt sich endlos fortführen.
Ich war sehr früh vom Mythos des Western fasziniert, in der Grundschule las ich ein Karl May-Buch nach dem nächsten. Doch als Film hat es KEIN Western je geschafft, mich wirklich zu berühren. Bis auf diesen, der bei seiner nostalgischen Romantik im selben Atemzug vernichtet, was er lobpreist. Dabei geht es in Erbarmungslos nicht darum, dem Mythos einen realistischen Kontrast entgegen zu werfen. Neben aller Unmenschlichkeit, die er aufzeigt, ist sein Inhalt doch vor allem eins: menschlich. Eastwood nimmt den Mythos, verleiht ihm Rauheit und Kanten und, darüber hinaus: Tiefsinn. Er erschafft wahre Menschen, die weder schwarz noch weiß sind - noch das italowesterntypische Grau besitzen, welches ebenfalls schablonenhaft ist. Er macht Mörder liebenswürdig und lässt sie trotzdem Böse. Im Vergleich zum in der Hinsicht ähnelnden Wild Bunch schafft er es zusätzlich, allen westerntypischen Ballast abzuwerfen, und auch den Western selber zu vermenschlichen.

Und auch die Grabinschrift verriet Ansonia Feathers nicht,
warum ihre einzige Tochter einen Dieb und Mörder,
einen nachweislich Bösen Menschen
mit dem Hang zur unbeherrschten Trunksucht
geheiratet hatte.



9. Lammbock (spoilerfrei)
Der Gourmet-Kifferfilm. Eine Aneinanderreihung von Coolness und Stil. Lammbock ist eines von den Werken, die, wie seine Hauptpersonen, mehr Wert auf die Verpackung als auf den Inhalt legen. Und dabei bekommt er erstaunlicher Weise zusätzlich einen guten Handlungsverlauf gebacken.
Was aber nicht ablenken soll. Das Augenmerk liegt natürlich auf der Atmosphäre. Den „Weißt du noch“-Effekten. Den Szenen, die zu Insidern unter Zuschauern werden, die Essenz stilvoller Filme.
Tarantino ist bekannter Weise ein Meister darin: In Pulp Fiction tut er nichts anderes, als auf diese Art Szenen aneinander zu reihen. Ist die erste vorbei, folgt die nächste, abermals mit Eigendynamik. Unabhängig von der Geschichte, dem Handlungsverlauf oder der Aussage des Films haften die Momente eigenständig im Gedächtnis und leben separat weiter. Christian Züberts Lammbock befolgt ebenfalls dieses Prinzip. Auf jeden Bühnenwechsel folgt Eigendynamik. Das multiple Kunststück dabei, was diesen Film für mich so besonders macht:
1. Lammbock ist deutsch, durch und durch. Der Film strotzt vom Zeitgeist zwanzigjähriger Jugendlicher Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts in der Bundesrepublik, die gelegentlich - oder auch öfter Tongue – ne Tüte bauen. Beruflich sind sie einzuordnen etwa kurz vor der Abiprüfung / beim absolvieren ihres Studiums / ...der Ausbildung / gerade darauf wartend / prinzipiell beim Rumgammeln und dem Verprassen von Papas Knete. Junge Leute, die etwas im Kopf haben, aber keine Lust auf Arbeit. Nimmt man sich aus diesem Klischeebündel den sympathischeren, oberen Schnitt und selektiert daraus noch die coolsten Leute - die, die nicht rumprollen, aber posen, die, die wirtschaftlich verantwortungslos sind, menschlich aber korrekt - erhält man die beiden Hauptcharaktere. Und allein, weil in ihren Rollen soviel Wiedererkennungswert steckt, ist Lammbock für mich, bezogen auf die alternativere Filmszene mitsamt Jungschauspielern, einer der besten deutschen Filme.
2. Seine Charaktere scheinen real, und zwar von der ersten bis zur letzten Minute - trotz Slapstick-Einlagen und den bizarrsten Entscheidungen. Die Dialoge beinhalten eine grandios unaufgesetzte Authentizität, was wohl größtenteils an dem lockeren Drehbuch und der schauspielerischen Leistung von Moritz Bleibtreu und Lucas Gregorowicz liegt. Über Klischees wird sich hinweggesetzt oder lustig gemacht. In den bizarrsten Situationen werden Theorien und abstrakte Überlebensmodelle entworfen. Eine intelligent-freche Dynamik, deren Niveau den ganzen Film über gehalten wird. Trotz all dem „Gepose“ und der lockeren Coolness sehen wir Menschen mit persönlichen Fehlern und Charakterzügen, die sich im Laufe des Films entwickeln und Erkenntnisse aus ihrem Handeln ziehen.
3. Es gibt eine Geschichte, und die wird verfolgt - konsequent. Man befindet sich ständig im Geschehen und landet nicht irgendwann im Leerlauf. Neben Humor und Klamauk geht es in Lammbock völlig unaufdringlich auch um ernstere Themen wie Freundschaft, Oberflächlichkeit und dem Ergreifen von Initiative. Nur das Ende mag dem einen oder anderen konstruiert erscheinen (weil es dies auch ist). Betrachtet man jedoch dramenanalytisch die Charakterentwicklung der beiden Protagonisten, vor allem Stefans, scheint für mich dies der beste (und eigentlich sogar notwendige) Ausweg zu sein.
4. Lammbock provoziert. Er ist nichts für zarte Gemüter, eckt mit zahlreichen, wahnsinnig unkorrekten und makabren Szenen an und macht sich nichts aus dem „das ist aber Geschmacklos“-Kodex. Bei anderen Filmen wären die Witze kindisch oder blöd - hier sind sie nur herrlich böse. Es gibt Kidnapping, Inzest und beinahe Mord. Verwerfliche Aktionen bleiben ohne filmtypische Konsequenzen. Sogar eine homoerotische Szene ist zu finden: Selten (nie) habe ich eine so lange Kameraeinstellung auf dem seufzend-sensiblen und beinahe verletzlichen Gesichtszügen eines jungen Mannes beim Orgasmus (und dem Prozess dahin) gesehen. Das ist außergewöhnlich für einen Film, vor allem für einen, der "cool" sein will.
Sogar die Auswahl der Filmmusik finde ich grandios, der Kauf der CD könnte sich lohnen. Kenne kaum andere deutsche Filme, bei denen ich das sagen könnte (Fetten Jahre... und Crazy hatten auch gute Stücke, aber nicht so viele).
Ich habe Lammbock allein im letzten Monat drei Mal gesehen, und keinmal hat er mich gelangweilt. Letztendlich ist er äußerst simpel und dient der Unterhaltung - und genau das tut er bei mir perfekt. Ich verbinde viele, witzige Abende mit ihm, in unterschiedlichen Bewustseinsebenen, mit unterschiedlichen Freunden (und auch mal deren Ex-Freundinnen) in unterschiedlichen Stimmungen... und natürlich viele Insider.


10. Laputa – das Schloss im Himmel (spoilerfrei)
Nun endlich auch ein Zeichentrickfilm…
Neben Lynch ist Miyazaki mit dem Studio Ghibli mein Lieblingsregisseur – ich kenne nur vier Filme von ihm, drei davon begeisterten mich: "Chihiros Reise ins Zauberland", "Das wandelnde Schloss" und "Laputa - das Schloss im Himmel". Die letzten beiden davon ganz besonders.
In allen drei Filmen ist der Stil Miyazakis unverkennbar - Daher wusste ich auch kaum, welchen ich hier auswählen sollte Tongue
Klar nur: Irgendeiner muss rein. Selbst, wenn der perfekte Schliff fehlt. Vielleicht sehe ich irgendwann einen Anime vom Ghibli-Studio, der alles, was ich an ihm liebe, vereint… bis dahin aber muss ein Film symbolisch aushelfen, denn Kunststücke sind alle aufgezählten trotzdem. Ich entschied mich für Laputa, weil er das bessere Ende hat.
Der Film beinhaltet natürlich Miyazakis bedeutendsten Merkmale: Nähe zur Natur, märchenhafte, phantastische Welten, die Schönheit hinter dem Maroden. Der gute Charakter oder dessen Liebenswürdigkeit ist erst auf dem zweiten Blick ersichtlich. Die Figuren sind vielschichtig und unperfekt, gerade deshalb so besonders (In dem wandelnden Schloss ist dies allein durch den Titel ersichtlich, besagter Gegenstand ist ein sich durch Magie fortbewegender Haufen aus Blech, Metall und Rost). Wir werden zu Beginn hineingestoßen in eine fremde Welt, die von eigenartigen Flugzeugen, Legenden und Zaubergestalten nur so wimmelt. Da kuschel ich mich natürlich gerne ein – wirkt sie doch wie eine Parallelwelt des 19. Jahrhunderts, nur intensiver. Man sieht eine von der industriellen Revolution geprägte Gesellschaft im Anfangsstadium, schöne Kleider und Anzüge der Belle Èpoque. So schmutzig und rußig dies auch gezeichnet ist, hat es doch etwas unglaublich Nostalgisches. Man wird ein eine Welt voll schwerer Leichtigkeit gezogen, ebenso wie leichter Schwermut. Und: eine Kombination aus Sehnsucht, angenehmer Melancholie, dem Gefühl des Aufbruchs und Abenteuerlust Confusedweet
Es wirkt wie die Fotographie einer Zeit, in der die Umwelt an die eigenen Bedürfnisse angepasst wird, während man gezwungen ist, sich an sie anzupassen. Darin ist viel Gedankengut der Epoche der Romantik (meine Lieblingsepoche Tongue) zu finden – Rückbesinnung zur Natur, Flucht vor der Zivilisation. Alles ist durchsetzt von zerfallenen Burgen, Ruinen… großen Mythen, weiten Reisen, alten Völkern, maroder Technik… von Menschen erbauten und längst verlassenen Stätten, die nun moosumschlossen über eine ferne Vergangenheit berichten.
Unglaublich schön. Genau das, was ich liebe.
In pittoresken Bildern (betont altmodisch und mit viel Liebe zum Detail gezeichnet), webt der Film diese Elemente zu einer poetische Odyssee mit Herz zusammen. Nur die einseitig gezeichnete Armee der Regierung stört mich hier, aber davon kann ich einstweilen (vielleicht bis zum Sehen von "Nausicäa" oder "Mein Nachbar Totoro") absehen Tongue

Ansonsten waren noch andere Filme in der engeren Wahl, wie "Shining" oder "Wenn die Gondeln Trauer tragen". Für mich bisher das beste, was das Horror-Genre (wobei die Genre-Definition "Horror" nicht ganz passt) zu bieten hat. Von Kubrik hätte ich überhaupt gerne etwas dabei gehabt, wenn nicht "Shining", dann wenigstens „A Clockwerk Orange“. Von Billy Wilder ist nur nichts vertreten, weil ich ihn zwar als Regisseur liebe, aber mir keiner seiner Filme einzeln betrachtet soo gut gefällt wie die aufgezählten. Viele sind toll, aber (für mich) halt nicht wirklich mehr als das.
Andere, die es noch fast geschafft hätten: Amélie“, „die Katze auf dem heißen Blechdach“, „Tatsächlich Liebe“, „Das Leben ist schön“ und meine Meditations-Dokumentation "Deep Blue".

So.


Da trotz Threadvorgabe eine Diskussion am interessantesten ist, noch kurze Statements zu anderen hier (auch mehrfach) genannten Filme:

Memento: super. Tolle Idee und tolle Umsetzung. Gefiel mir sehr gut. Durch die umgedrehte Reihenfolge der Szenen wurde der Zuschauer - sehr simpel, aber unglaublich wirksam - in die selbe Lage versetzt wie der Hauptdarsteller. Das hat etwas geniales. Außerdem gibt es eine Pointe am Ende, obwohl man den das Ende der Geschichte (zeitlich gesehen) schon von Anfang an wusste, was eine Pointe enorm erschwert

Sieben: Habe ich vor kurzem gesehen und bin irgendwie etwas enttäuscht. So grandios, wie ich ihn in Erinnerung hatte, fand ich ihn überhaupt nicht mehr. Die Aussage war mir zu misanthropisch, die Wahl der Opfer zu beliebig, die Taten zu gewalttätig, die Pointe zu pervers.

Gladiator: Der, glaube ich, einzige Film von R. Scott, der mir wirklich gefällt. "Thelma und Louise" ist vielleicht auch noch ganz gut, aber seine großen Klassiker (Alien, Blade Runner) waren alle nichts für mich, und fast der ganze Rest ist farbloser Mainstream.

Donnie Darko: Werde ich mir dringend irgendwann noch einmal ansehen müssen! Ist lange her und die Stimmung passte nicht (mit Freunden gesehen, die ganz andere Interessen haben). Vielleicht finde ich ihn dann besser. Wird bestimmt bald sein, habe wahnsinnige Lust auf den Film.

Titanic: Die Abstempelung als billiger Kitschfilm ist faktisch haltlos. Das Rumgemosere sei ja jedem gestattet, inhaltlich trifft es aber wirklich nicht auf den Film zu. Cameron schaffte eine bis heute unübertroffene Kombination aus Liebesgeschichte und der Wiedergabe eines historischen Ereignisses. Er liefert eine unglaublich detailgetreue Darstellung der Zeitwende zum 20. Jahrhundert durch das Trauma-Erlebnis der „unsinkbaren" Titanic ab, vermischt dies mit präziser Charakterzeichnung und individueller Revolution und spinnt filigran die Liebesgeschichte zweier Insassen ein. Ich finde DiCaprio zwar VIEL zu jung (auch wenn er gut spielt), und die Liebesgeschichte reißt mich nicht vom Hocker, aber ein guter Film ist es trotzdem. Langes Hollywood-Unterhaltungskino, dass nun wirklich seine Daseinsberechtigung hat.

Saw: Ich schließe mich gepflegt Meats zurückhaltender Meinung an :mrgreen:

@ Tiberius: Da du American Psycho erwähntest - bei dem Film dachte ich immer wieder an Fight Club Tongue Schon gesehen? Dort finde ich das Thema (zusammen mit anderen) noch komplexer behandelt. Das Ende von A.P. fand ich leider ...mh, etwas merkwürdig. Aber ich LIEBE Christian Bale.

@Meat: lass weitere Filme beizeiten folgen. Finde deine Auswahl interessant. Auch mich beeindruckte "2001 - A space Odyssee". Ich musste ihn zwar zwei Mal unterbrechen und langweilte mich beim Sehen, aber durch seine Nachwirkung und die kontinuierliche, atmosphärische Dichte war ich trotzdem begeistert - Ich glaube, es gibt keinen Film, bei dem ich so begeistert gewesen bin, obwohl ich mir während des Sehens fortlaufend wünschte, er würde endlich zu Ende gehen.
(Nur mit den Sieben Samurai konnte ich nichts anfangen, das war mir wirklich zu langweilig).
Und sag... wie kamst du an Eraserhead? Hast du ihn auf englisch oder auf deutsch gesehen?
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