30.03.2009, 01:18
Adeptusmagus schrieb:Amokläufe sind ein Produkt dieser Gesellschaft - aber das System lässt sich nicht verbieten! Da erscheint es einfacher "Marylin Manson" oder "Killerspielen" die Schuld zuzuweisen. Wahrscheinlich sogar "Stephen King", warum verbieten wir nicht einfach so blutrünstige Ballerbücher wie "Regulator"?
Die Diskussion um Mediengewalt ist an sich ja schon in Ordnung, denn ein kritischer Umgang mit Medien sollte eigentlich selbstverständlich sein - und das gilt nicht nur für Jugendliche. Das gilt auch für die zuständigen Erwachsenen. Und: wenn ich mir das Fernsehprogramm so ansehe, gilt das nicht nur für mediale Gewalt, so sehr sie gerade wieder im Fokus der Diskussion ist. Schade eigentlich nur, dass diese Debatten immer nur nach solchen Taten geführt werden, und dann oft von Parteien, mit denen zum Zeitpunkt kein vernünftiger Dialog möglich scheint. Auf der einen Seite Politiker, die virtuelle Gewalt mit Kinderpornographie gleichsetzen, auf der anderen Konsumenten, die unreflektiert auf ihre Rechte pochen, koste es was es wolle. Aktuell schieben sich die Waffenbesitzer und Computerspieler mal wieder die Schuld gegenseitig in die Schuhe, wo es nur geht. Obwohl sie im selben Boot sitzen. Solche banalen Slayer-Platten-machen-Mörder-Schuldzuweisungen sind natürlich sowieso Unfug.
Wegen der Sache mit dem System: da könnte das hier interessieren, egal, wie man nun dazu steht oder nicht. Interessant zu lesen ist es allemal:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/941483/
http://www.somareview.com/ragekillingsprees.cfm
Dieser Ames zieht Parallelen zu den Schulmassakern und den Sklavenaufständen in Amerika, als Menschen noch Sklaven hielten, und sieht sie als Rebellion gegen ein System.
Zitat:Viele der Massaker sind nicht offen politisch - das war bei den Sklavenaufständen ähnlich. Bis vor etwa 200 Jahren dachte ja jeder, dass Sklaverei normal ist - Jahrtausende lang. Meine Vermutung war, dass man im 18. und 19. Jahrhundert angesichts der Gewaltausbrüche von Sklaven wahrscheinlich ähnlich fassungslos war, wie heute angesichts der Amokläufe. Und das ist wirklich so. Die offizielle Sichtweise war: Das ist das Resultat von auswärtigen Einflüssen: der Papst, die Jakobiner. Oder es liegt an der natürlichen Niedertracht der Schwarzen, am Mangel an christlichen Werten. Niemand sagte, was uns heute offensichtlich erscheint: Die Sklaverei war die Ursache der Rebellionen. Dazu kommt: Es gab wenig Rebellionen, aber dafür viel sogenannte willkürliche Gewalt: die Plantage niederbrennen, den Besitzer vergiften, eins der Kinder umbringen. Das waren keine offen politischen Akte, aber sie waren offensichtlich das Ergebnis der Sklaverei. Deshalb schauen wir heute zurück und sagen: Das waren politische Rebellionen. Und ich glaube, das trifft auf die heutigen Massaker auch zu.
Zitat:If you pull back and rethink how you view these rampage massacres—if you can accept that the schools and offices are what provoke these massacres, just as poverty and racism create their own violent crimes, or slavery created slave violence and rebellions, then you have to accept that on some level the school and office shootings are logical outcomes and perhaps even justified responses to an intolerable condition that we can't yet put our fingers on.
Justified, that is, if you look at these crimes from a future historian's point of view. Imagine a historian 100 years from now, with no emotional investment in our contemporary culture, looking back on how we live today, and thinking to himself, "My god, how could those poor wretches cope with such hell?" It doesn't take a time machine to think this way. Unofficially, today a lot of people look at these murders as justified, as some kind of vindication. Sympathy is all over the Web. It's revealed in black humor, in "wage slave" T-shirts and in the success of movies like "Office Space" and "Fight Club." It's revealed anywhere it can safely be expressed.
Adeptusmagus schrieb:Und Leute, vielleicht erinnert ihr Euch was ich zum Thema Bundeswehr geschrieben habe? Ich bin eher ein Gegner von Waffen, Tötungen und Kriegen, bin fast eine Art Pazifist, aber manchmal zocke ich Wolfenstein... Wie bewertet man so etwas?
Killerspieler, eindeutig. Account sperren, bitte!
