12.07.2006, 00:52
Zitat:vorallem ist beides eigentlich überflüssig, da keiner an mangelernährung stirbt, wenn er sich nur noch vegetarisch ernährt und spätestens seit der einführung der baumwolle in europa auch niemand mehr bei der bekleidung auf tierische materialien angewiesen ist.
Stimmt vollkommen. Trotzdem darf man das nicht zu einseitig sehen - und das sage ich als Vegetarier.
Der Unterschied des Verzichts wird hierbei völlig übersehen.
Natürlich stimmt die Argumentation, deswegen BIN ich auch Vegetarier. Man muss keine Tiere essen, um zu überleben. Dementsprechend müsste kein Tier für einen sterben. Man lässt es also sterben für den eigenen Genuß.
Alles richtig, dementsprechend handel ich persönlich auch und esse es nicht.
Aber wie es nunmal so ist, sollte man nicht aufgrund der moralischen Zusammengehörigkeit oder eines gewissen, kleinen Nenners alles über einen Kamm scheeren.
Man kann zwar bei einer Kritik an Folterfilmen auch behaupten, dass Tom und Jerry brutal wären, weil sie Gewalt herunterspielen und somit verherrlichen. Und dass auch amerikanische Actionfilme Gewalt beschönigen, ebenso wie James Bond, der beim Töten immer einen coolen Spruch auf Lager hat. Herrliche Verallgemeinerung. Demzufolge dürfte man, weil Tom & Jerry nicht verboten sind, auch andere Formen der Gewaltdarstellung nicht verbieten. Immerhin wird sie da akzeptiert.
Doch auch, wenn inhaltlich sowohl der härteste Schocker als auch der zarte Kinderfilm die Gewalt verzerrt oder beschönigt und somit irgendwie ein Zusammenhang besteht, gibt es Unterschiede.
Genauso dahergeredet wie die Tom & Jerry vs. Zombiefilmdiskussion (die ich nicht aus der Luft greife, das ist kein Scherz) kommt mir auch die "Fleisch essen oder Pelze tragen"-Argumentation vor. Es ist absolut NICHT das selbe und völliger Blödsinn. Wenn man hier beides zu dem Oberbegriff "Unnötig" zusammenfasst, blendet man nur bestens die Unterschiede aus.
Der Mensch braucht viel Ausgleichsstoffe, um sich gesund zu ernähren. Unsere gesamte Essensindustrie ist auf Fleischnahrung ausgelegt, Ersatzprodukte kosten viel und gehören immer zur Ausnahme, nie zu den Standards. Man findet nicht den Zusatz: "Für Fleischesser" auf Mensagerichten, sondern "für Vegetarier". Der Mensch braucht Eiweiße, dem Mensch schmeckt Fleisch - und er schränkt seine Lebensgewohnheit ENORM ein, wenn er darauf verzichtet. Das "fressen und gefressen werden"-Prinzip ist vollkommen natürlich. Ich persönlich mache nicht mit, weil ich die Zuchtbedingungen nicht akzeptabel finde. Einen Bauern, der sein Schwein auf seiner Farm groß zieht und es irgendwann schlachtet, trage ich nichts nach. Gehört zum Kreislauf. Ich selber würde es zwar auch dann nicht essen - da kommt dann erst die Argumentation hervor, dass ich genauso gut ohne das Töten des Tieres auskomme, es also für mich garnicht getötet werden muss - aber es ist akzeptabel.
Wenn man aber, um mit teuren Klamotten anzugeben, irgendwelche Tiere züchten und dann töten will, ist das ein wahnsinnig großer Unterschied. Genauso könnte man sich gerne Stoßbeine in die Wohnung stellen, oder sein Haus mit Katzenaugen schmücken. Das ist vollkommen unnötig und erfüllt nur Prestigegehabe, der Sinn und Zweck (Bekleidung) ist längst nicht mehr vorhanden. Wir haben hier nur noch das Töten eines Tieres - mit, wohlgemerkt, vorangegangenen, unakzeptablen Zuchtbedingungen - um sich daraus irgendein Statussymbol zu schaffen. Losgelöst von jedem natürlichen Kreislauf oder ähnlichen. Das ist Pervers. Es erfordert den Tod eines Tieres als Schmuck, und nur als das (nicht einmal das Fleisch wird verwertet, wie zephyr schon sagte). Wenn Hundekämpfe ein Statussymbol wären, könnte man ebenso gut Hundekämpfe damit legitimieren. Ebenso wie Jagen aus Spaß. oder sonstwas. Da gibt es kein:
Zitat:wenn jemand Wert auf einen echten Pelz legt kann er das von mir aus tun.Das "Wert Legen" ansich ist schon moralisch nicht vertretbar. Worauf legt man denn dann Wert? Darauf, dass dafür wirklich Tiere getötet wurden? Dass es sich noch zarter anfasst? Dafür der Tod eines Tieres (wobei "eines" schon an Zynismus gleicht)? Wo bitte liegt da der Bekleidungszweck?
Nochmal: Psychologisch kann man auf sonst was Wert legen, was das Tier und seinen Tod und seinen Verwendungszweck betrifft. Preise dich von mir aus mit zehn geköpften Ratten in einer Minute und sag, dass du darauf Wert legst. Oder dass du gerne dein Kopfkissen mit dem Fell von Mäusen gefüttert hättest. Notwendig ist es nunmal nicht, und der Unterschied liegt nur in der Psyche (womit du also jeden möglichen Gedanken bzgl Tieren legitimierst)... Und nicht bei den Geschmacksnerven und deinen Körperreaktionen.
Triebgesteuert dagegen ist der Mensch nun einmal. Das soll kein Totschlagargument sein, ansich ist der Gedankengang von Meat durchaus richtig - würde man damit nur nicht FÜR das Pelztragen, sondern gegen das Fleischessen argumentieren. Unnötig IST dieses nunmal ebenfalls, und vielen ist die Aussage, die dahinter liegt, garnicht bewusst. Trotz allem macht der Genuss und das körperliche Bedürfnis, die Ernährung von Kindheit an und die schon längst bestehende Moralvorstellung über das Essen von Fleisch in der Gesellschaft einen enormen Unterschied. Und den kann man nicht so einfach unterschlagen. Zumindest nicht, wenn man das Pelztragen herunter spielt.
Zitat:Ich beweine nun mal nicht jedes tote Tier sondern nur solche bei denen der Tod in meinen Augen unnötig und sinnlos war. Und Bekleidung ist nun wirklich nicht unnötig.
Nein. Wenn man sonst friert. Man friert aber sonst nicht, und man ist schon längst bekleidet. DERARTIGEN Ersatz gibt es bei der Ernährung nicht. Es gibt nichts, dass wie Fleisch schmeckt, wie Fleisch aussieht und soviel wie Fleisch kostet.
Zitat:aber beidem liegt das Prinzip zu Grunde Tiere zum Nutzen des Menschen zu töten
Deinen Nutzen (siehe Pelz) hättest du dann ebenso in der Kosmetik. Da bist du jedoch gegen. Versteh ich nicht.
Zitat:Ui, mein Lieblingsargument. So herrlich irrelevant und aus der Luft gegriffen, aber mit der nötigen Emotionalität um haften zu bleiben. Toll!
Hier überschätzt du dich ein wenig. Natürlich ist es aus der Luft gegriffen, irrelevant ist es aber nicht. Du als Mensch bist dem Tier fern, und du kannst auch nicht mit ihm verglichen werden. Aber warum bezeichnest du es als Irrelevant?
Korrigier mich, wenn ich das falsch verstehe... aber für mich geht daraus hervor, dass "die Gefühle eines Tieres" für dich irrelevant sind. Heißt: Keine Bedeutung haben. Kannst nachschlagen. Meiner Meinung nach haben sie das schon. Ein Tier ist kein Gegenstand.
Ich selber mache nur eine Einschränkung: Im direkten Vergleich haben die Gefühle eines Menschen MEHR Wert. Das negiert aber nicht vollkommen - so wie du es tust - die Bedeutung eines lebenden Tieres. Es legt fest, dass die Bedürfnisse des Menschen über denen des Tieres stehen, die Relevanz derer + deren Wohl ist aber trotzdem gegeben.
Dem Tier gefällt nicht die Zucht, die Spritzen, das teilweise lebendige Abhäuten (allein dafür sollte man keine Pelze tragen, selbst, wenn man die Quälerei bei der Prozedur nicht befürwortet, kann man sie nicht ausschließen, und unterstützt sie somit trotz allem). Und das hat BEDEUTUNG. Es ist NICHT irrelevant. Der Mensch hat NICHT das Recht, dem Tier seine Gefühle oder dessen Recht auf ein Leben abzusprechen.
Nur dann, wenn Bedürfnis des Menschen und Wohl des Tieres in ZU unterschiedliche Richtungen gehen, ist es meiner Meinung nach gerechtfertigt, das Tier dem Menschen unterzuordnen. Bei dem Testen von Medikamenten (vorrausgesetzt, es ist notwendig, allerdings sollten viel mehr Kosten für Alternativforschungen aufgewendet werden) ist dies der Fall (denn das Wohl eines Familienangehörigen stelle ich bei weitem höher als das einer Laborratte). Bei Pelzen oder Kosmetik jedoch nicht. Und für mich ist es noch nicht einmal beim Essen gegeben, zumindest nicht bei Säugetieren und/oder bei einer vorrausgegangenen, grausamen Züchtung.
Zitat:ich finde auch, daß man das fleisch viel teurer machen müßte. damit die leute fleisch wieder als delikatesse empfinden und nicht jeden tag in sich wie eine selbstverständlichkeit hineinschaufeln. ganz so, als würde kein tier dafür sterben müssen und ganz so, als gäbe es probleme wie massentierhaltung einfach nicht.
wäre fleisch wieder teurer, könnte man sich das nur einmal die woche leisten, würden sich die menschen auch viel gesünder ernähren.
Das ist ein wichtiger Punkt. Wer Fleisch isst, das Tier aber nicht selber Töten würde - bzw. das Töten nicht mitansehen kann - ist scheinheilig. Er tut etwas, blendet aber die Konsequenzen aus. Wenn er jedes Mal die Wahl hätte, auf Ersatzstoffe zurückzugreifen (oder Reis, oder Nudeln, oder sonstwas), statt das Tier für genau dieses Essen zu töten, würde sich die Essenseinstellung vielleicht ändern. Sehr wahrscheinlich sogar. Das heißt jedoch, dass man derzeit die tatsächlichen Umstände ausblendet. Dieser Prozess läuft aber in der Wirklichkeit - nur viel ökonomischer, anonymer und bürokratischer - ab. Wenn weniger Menschen essen, wird weniger getötet und weniger gezüchtet.