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"Horror-Pornos" - was meint ihr?
#57
Nur mal kurz, erzürnte Julia... dann darf auch weiter mit Bangor geturtelt werden.

Zitat:Und ganz ehrlich: Wo ist der Unterschied wenn ich ein Buch lese bei dem ein verrückter Clown kleine Kinder umbringt oder ein Psychokiller in nem Film anderen mit der Kettensäge hinterherrennt? Beides ist frei erfunden. Ich als Konsument weiß das es Gespinne ist und dennoch schaue ich es mir an bzw. lese es! Sowas macht halt süchtig. Fängst du ein mal an kannst nich mehr aufhören.

Es geht um das Thema "Gewaltpornographie". Erst einmal gibt es einen wahnsinnig großen Unterschied zwischen Buch und Film. Der Film lebt von realistischen Darstellungen. Wenn Du Dir mit Deiner Phantasie ausmahlen willst, wie ein Mensch gefoltert wird, ist es Deine Sache... Aber es besteht eine unnegierbare Differenz zu blutigen Bildern, die real wirken, ohne nur im Hintergrund real zu sein.
Oder anders gesagt... glaubst Du, dass die Diskussion um Abu Ghraib genauso stark wäre, wenn es keine Bilder gegeben hätte, sondern nur einen Zeitungsartikel?
Die Augen sind unser stärkstes Sinnesorgan. Was du liest, und wieviel du von dem Gelesenen aufnimmst, richtet sich nach
- Deiner Vorstellungskraft
- Deiner Erfahrung
- Deinem Interesse

Für jemanden mit wenig Phantasie mag auch die härteste Splatterszene langweilig sein, weil er sie sich nicht lebhaft vorstellen kann. Jemanden, der noch nie gesehen hat, wie ein Kind verhungert ist, mag die Erwähnung im Buch nicht berühren. Und vor allem: Jemand, der von Gewaltszenen liest, sie sich aber nicht vorstellt, sich nicht selber ausmalt, der nimmt sie nicht wirklich auf. Du selber entscheidest, was du Dir vorstellst. Bestimmte Gewaltszenen kann man geradezu überlesen. Emotional berührt dich ein Buch mehr, weil du in die Charaktere eintauchst... vom Anspruch der Realität aber erreicht der Grad der Gewaltdarstellung im Buch niemals die Intensität eines Films. Eines vorhandenen, vorgegeben Bildes mit Ton unterlegt, was unsere beiden stärksten Sinnesorgane zur Definition der Realität (Sehen/Hören) anspricht.

Der Bezug zu King ist eigentlich sehr interessant. Lustig, dass er noch garnicht erwähnt wurde.
Kings gewaltpornographischer Aspekt kommt für mich nur in einigen seiner Bücher stark zum Vorschein. Im "Black House" war es zum Beispiel eindeutig die Geilheit an der detailllierten Beschreibung von Schmerz, daher (unter anderem) ist das Buch lächerlicher Mist. King IST in bestimmten Szenen gewaltpornographisch, das stimmt, und deshalb verurteile ich ihn, lese ihn nicht immer gerne, achte ihn nicht vollkommen als großen Literaren... halte manches für großen Murks. Und niemand kann dies auf sachlicher Ebene bestreiten. Aber trotz einer gewissen Anspruchslosigkeit und Perversität hält sich seine Gewaltpornographie in Grenzen. Diese Grenzen werden längst bei anderen Autoren, vor allem aber im Filmgenre, überschritten.
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