Das deutsche Stephen King Forum
Todesstrafe - Druckversion

+- Das deutsche Stephen King Forum (https://forum.stephen-king.de)
+-- Forum: Nicht-King-Themen (https://forum.stephen-king.de/forumdisplay.php?fid=5)
+--- Forum: Sonstiges (https://forum.stephen-king.de/forumdisplay.php?fid=18)
+--- Thema: Todesstrafe (/showthread.php?tid=1675)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13


Todesstrafe - Gio - 26.11.2006

Kurz nach der so abwechslungsreichen Diskussion zum Thema Spenden wage ich doch glatt, einen Thread mit absoluten Streitpotential und großer Vorgeschichte zu eröffenen.
Natürlich wird diesmal aber auf den Diskussionsstil geachtet, denn immer zickig wäre blöd. Also adäquat, niveauvoll und very liebenswürdig anraunzen, oder garnicht, was anderes gibts hier nicht. Das ist, bedingt durch die Vorgeschichte des Themas, wirklich nötig. Außerdem gibt es hier Möglichkeiten, diverse Meinungen ausführlich zu vertreten und sich auszutauschen.

Die Idee kam mir gerade jetzt, da heute im HR "Dead Man Walking" lief. Ein Film, der die Thematik meiner Meinung nach sehr seriös und umsichtig behandlet.

Auch ist es nun fünfeinhalb Jahre (und noch mehr) her, dass der legendäre, sagenumwobene, einzigartige Todesstrafenthread geschlossen wurde. Mittlerweile sind viele der damaligen Mitglieder nicht mehr im Forum aktiv oder schauen nur sporadisch vorbei. Haben vielleicht sogar ihre Meinung geändert. Das Gros der aktuell aktiven Mitglieder hat nicht diesbezüglich Stellung bezogen oder sich ausgetauscht.

Es kann natürlich auch sein, dass hier ein großer Konsens herrscht, das nennt man dann Harmonie, oder "langweilig". Aber vielleicht fliegen auch auf angenehme Weise die Argumente.

Ich hoff jedenfalls auf interessanten Diskussionen und ein sehr breitgefächertes Meinungsspektrum.

Wer aus Nostalgie noch im archivierten stöbern will, hier der Link:
http://www.stephen-king.de/kingforum/vi ... sc&start=0

Und jetzt kanns losgehen Confusedweet


- Ginny-Rose_Carter - 26.11.2006

Da melde ich mich lieber ganz schnell zu Wort, denn wenn es erstmal ausufert, wirds mir zu emotional, um was beizutragen. Casanova

Auf den Punkt gebracht: Ich war immer und bin dagegen.
Zum einen wird es immer, egal wie sorgfältig man vorgeht, Unschuldige geben, die verurteilt werden. Sei es durch korrupte Beamte oder falsche Geständnisse oder was weiß ich. Das Risiko ist nicht auszuschließen, es gab ja schon genug Fehlurteile.
Zweitens darf ein Rechtssystem nicht auf Vergeltung basieren. Da die Todesstrafe aber keine Abschreckung bietet (ein potentieller Mörder lässt sich davon nicht abhalten, der denkt entweder nicht daran, dass er gefasst werden könnte oder es ist ihm egal, jedenfalls zieht er sicher nicht wegen einer eventuellen Bestrafung kleinlaut zurück, der ziehts durch, und selbst wenn er in die Hölle käme), bleibt nur das Racheprinzip und wenn eine Gesellschaft das als Grundlage nimmt, sind wir irgendwann wieder beim Steineschmeißen. Natürlich sind die Rachegedanken von Angehörigen völlig legitim - hätte ich auch. Aber der Staat als Instanz darf so nicht handeln. Der muss die Grundrechte eines _jeden_ Menschen wahren. Sobald man da Ausnahmen macht und einem Menschen das Recht zu leben abspricht, wirds gefährlich - in so einem Staat möchte ich nicht leben.

Dass man ab und zu bei besonders perversen Morden, vor allem an Kindern, ins Schwanken kommt und dem Täter am liebsten selber den Garaus machen würde, ist meiner Ansicht nach der Preis den man für eine gefestigte Zivilisation zahlen muss. Aber lieber hab ich ab und zu Magenschmerzen, weil ich für einen Mörder eine Gefängnisstrafe zu lasch halte, als dass ich Magenschmerzen habe, weil Menschen offiziell exekutiert werden.


- *Geraldo* - 26.11.2006

Ich stimme mit Ginny-Rose_Carters Meinung überein. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass es in unserem Rechtssystem häufig viel zu milde Strafen gibt. Ich bin gegen die Todesstrafe, aber für lebenslange Haft. Von der Möglichkeit der Sicherheitsverwahrung (also die "Unterbringung" von Straftätern über das Höchststrafmaß von 15 Jahren hinaus) wird, nach allem was ich weiß und in Zeitungen lese, viel zu selten angewandt.


- susa - 26.11.2006

Auch ich bin dagegen.

Auge um Auge, Zahn um Zahn- so kann und soll ein Rechtssystem nicht funktionieren. In dem Moment, in dem ich einen Straftäter töte, begebe ich mich mit ihm auf eine Stufe. Wie kann ich jemanden richten, wenn ich selber nicht besser bin? Als ob Mord im Auftrag des Staates nicht immer noch Mord ist.
Vor allem aber ist ein System nicht perfekt, und es kann auch einen Unschuldige treffen (was ja auch tatsächlich schon passiert ist). Und von einer nach dem Tod offiziell gemachten Entschuldigung und Wiederherstellung des Rufs hat man nichts mehr.

Ich habe mal ein Buch darüber gelesen, in dem stand, dass es für einen Menschen das Schlimmste ist, ein restliches Leben lang eingesperrt zu sein. Ich hab leider keine Zahlen zur Hand, aber das kann ich mir durchaus vorstellen.

Ach ja- ich bin aber auf jeden Fall für eine Überholung unseres Rechtssystems. Dass ich für Geldhinterziehung länger einsitzen muss als für Vergewaltigung, kann einfach nicht sein.


- stephy - 26.11.2006

ich muß mich euren meinungen wirklich anschließen. ich weiß, daß ich zu denjenigen gehöre, die damals sehr wahrscheinlich massiv für die todesstrafen plädiert haben... nun, nicht der film, sondern das buch "dead man walking" hat meine meinung gründlich geändert (vielleicht auch die jahre, die ich älter geworden bin... öhm... Tongue). ich will jetzt nicht alles wiederholen, was schon gesagt wurde, aber die gründe, die ihr anführt, entsprechen auch meiner meinung.


- Die schwarze 13 - 26.11.2006

Vor 1/2 Jahren war ich auch noch für die Todesstarfe, aber da ich nun älter bin und mehr über das Thema weiß als damals bin ich inzwischen auch dagegen.
Man sollte aber dafür sorgen, dass Mörder und Vergewaltiger (in meinen Augen Seelenmörder) nie wieder auf die Gesellschaft losgelassen werden und bis zu ihrem natürlichen Tod hinetr Gittern sitzen.
Sie sollten auch in keinster Weise irgendwelche Annehmlichkeiten wie TV, Bücher, Internet oder Briefkontakt (außer zu ihrer Familie) genießen dürfen, da sie es 1. nicht verdient haben und zweitens so nur den Steuerzahler belasten.
Ich denke auch, das es viel schlimmer ist sein Leben in einer Zelle zu verbringen als umgebracht zu werden.
So müssen sie mit den Konsequenzen ihrer Taten wirklich klar kommen und werden nicht durch den Tod von diesen erlöst.
Zum Thema Menschenrechte will ich sagen, das für mich ein Mörder/Vergewaltiger mit der Ausübung seiner Tat das Recht auf die Menschenrechte verwirkt hat und der Aspekt Menschenrechte ist somit auch nicht der Grund für mich gegen die Todesstrafe zu sein, sondern eben die für mich größere Strafe des Gefangenseins und der Fakt, das viele Unschuldige daran glauben müssten und keine Chance mehr hätten ihre Unschuld zu beweisen.

Übrigens muss ich für die Schule gerade Die Kammer von John Grisham lesen, das sich auch mit diesem Thema auseinandersetzt, wobei hier ein Schuldiger im Todestrakt sitzt - kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen.


- Shining Jack - 26.11.2006

Was für einen Sinn macht es, solch einen Thread aufzumachen?
Die Todesstrafe ist in Deutschland nicht erlaubt, obwohl manchmal wünschte ich mir das. Also bringt diese Diskussion nichts.


- *Geraldo* - 26.11.2006

Die schwarze 13 schrieb:Man sollte aber dafür sorgen, dass Mörder und Vergewaltiger (in meinen Augen Seelenmörder) nie wieder auf die Gesellschaft losgelassen..

Dito.

Die schwarze 13 schrieb:Sie sollten auch in keinster Weise irgendwelche Annehmlichkeiten wie TV, Bücher, Internet oder Briefkontakt (außer zu ihrer Familie) genießen dürfen, da sie es 1. nicht verdient haben und zweitens so nur den Steuerzahler belasten.

Das sehe anders. Die Täter sollten verstehen lernen, warum sie diese Strafe zu verbüßen haben. Nicht um sie zu resozialisieren, sondern um sie Reue spüren zu lassen. Bücher sind mehr als bloße Annehmlichkeit. Verweigerst Du einem Menschen sich zu bilden verweigerst Du ihm das Recht sich zu entwickeln.

Die schwarze 13 schrieb:Zum Thema Menschenrechte will ich sagen, das für mich ein Mörder/Vergewaltiger mit der Ausübung seiner Tat das Recht auf die Menschenrechte verwirkt hat

Da gehen unsere Meinungen weit auseinander. Mensch bleibt Mensch und Mord ist lange nicht gleich Mord. Völlige Isolation von der Außenwelt ist Folter. Und wer foltert gehört meiner Meinung nach eingesperrt. Ein Teufelskreislauf.


- Die schwarze 13 - 26.11.2006

Ich finde schon, dass es sich lohnt darüber zu diskutieren.
Schon allein deswegen, weil man immer öfters von Fällen hört wo Touristen wegen Belanglosigkeiten in einem fremden Land festgenommen werden und sich in der Gefahr befinden zum Tode verurteilt zu werden.
Außerdem finde ich nicht, das man die Diskussionsthemen darauf beschränken sollte das es unmittelbar etwas mit unserem Land zu tun hat, das macht meiner Meinung nach in Zeiten der Globalisierung keinen Sinn.


- Shining Jack - 26.11.2006

Aber was bringt es darüber zu diskutieren, wenn es andere Länder betrifft. Diese sind nunmal eigenständige Staaten. Und wenn sie es für nötig erachten die Todesstarfe anzuwenden dann ist es ihr gutes Recht. Nur weil es deinen Weltbild nicht enspricht, kann man andere nicht dafür verurteilen.


- *Geraldo* - 26.11.2006

Soweit ich weiß gilt im Bundesland Hessen laut Landesverfassung nach wie vor die Todesstrafe. Allerdings gibt es wohl ein Gesetz, das besagt, dass man die Todesstrafe nicht ausführt.

Ich finde das Thema wichtig und finde auch, dass die Problematik global betrachtet werden sollte.

Die meisten Staaten in den USA hatten die Todesstrafe übrigens auch mal für eine gewisse Zeit abgeschafft.


- Marv - 26.11.2006

Die Todesstrafe.
Ein Thema, wo sich wieder mal die Geister scheiden werden ... na mal sehn.

Entgegen den Erwartungen einiger Leute hier bin ich kein strikter Verfechter der Todesstrafe, bzw. kann mich da schlecht festlegen.
Einerseits muß man sich in die Situation hineinversetzen, daß ein lieber Mensch aus dem eigenen Verwandten - oder Bekanntenkreis grundlos umgebracht wird.
Noch schlimmer.
Das eigene Kind wird vergewaltigt und ermordet, nur um die Triebe kranker Menschen zu befriedigen.
Durch so eine Tat wird nicht nur dem Opfer das Leben genommen, sondern meist auch noch das Leben der Verwandten und Angehörigen zerstört.
Da befindet man sich schnell in der Lage dafür zu plädieren und in den genannten Fällen hätte ich wahrscheinlich auch den geringsten Skrupel dem zuzustimmen.

Andernseits mags natürlich auch Leute geben, welche unschuldig verurteilt werden, obwohl das in den meisten Fällen heutzutage ( DNA Test ...) kaum noch vorkommen wird. Das mag wieder dagegen sprechen. Ebenso wie das Argument von susa, daß man sich dann auf eine Stufe mit ihnen stellt.

Kurzum. Für Mörder und Kinderschänder ( sexueller Mißbrauch und Tötung ) wäre ich, rein emotional, geneigt zu sagen, daß eine Todesstrafe, bei eindeutiger Beweislage, zu befürworten ist.
Zumal ich als Vater einer 5 jährigen Tochter und eines 3 jährigen Sohnes nicht unbedingt wissen möchte, wie ich in so einer Situation reagieren würde.
Bei anderen Straftaten muß eine harte, angemessene Haftstrafe verhängt werden.
Der Strafvollzug in D jedenfalls läßt dahingehend so einige Wünsche offen.

Letztendlich stimme ich SJ zu.
Die Diskussion ist eigentlich irrelevant, da die Todesstrafe in D und Europa abgeschafft ist.


*Geraldo* schrieb:... und Mord ist lange nicht gleich Mord.
Eigentlich schon.
Die Motive mögen unterschiedlich sein, manchmal gibts wahrscheinlich auch gar keins, aber zu guter Letzt stirbt unsinnigerweise immer ein Mensch ... das Ergebnis ist also immer das Gleiche.
Außerdem ist Mord im deutschen StGB eigentlich "eindeutig" definiert.


PS: Ich hoffe mal, mein Beitrag wird nicht wieder als agressive Selbstdarstellung eines verbohrten Knallkopps ausgelegt ... :roll:


- *Geraldo* - 26.11.2006

Marv schrieb:Zumal ich als Vater einer 5 jährigen Tochter und eines 3 jährigen Sohnes nicht unbedingt wissen möchte, wie ich in so einer Situation reagieren würde.

Mal angenommen, dass Du extrem heftig reagieren würdest und könntest? Dann wäre Mord nicht gleich Mord, bloß weil Du denkst, dass der Ermordete es einfach nicht anders verdient hat?


- Marv - 26.11.2006

§ 211
Mord

(1) Der Mörder wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft.

(2) Mörder ist, wer

aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen,

heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder

um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken,

einen Menschen tötet.



Das ist die Definition.
Meines Wissens kommt noch der Vorsatz, also das Wissen und Wollen und diverse andre Sachen dazu.
Ob ich einen Menschen aus Eifersucht, Haß, Langeweile, oder was auch immer töte ... wenn gewisse Punkte erfüllt sind, ist es Mord, egal warum man den Menschen umgebracht hat.

Das was Du meinst Geraldo, könnte durchaus kein Mord sein, wenn ich nämlich aus einer "Kurzschlußhandlung" reagiere.
Was allerdings das strafrechtliche Ergebnis wär ... nun ich bin kein Jurist, um da Genaueres zum Besten zu geben.
Die Schlaumeier finden sich da manchmal ja selbst nicht rein ...


Bangor schrieb:Nein Marv, diesmal nicht. Laugh

Freut mich .... Lookaround


- LittleMissCabyCane - 26.11.2006

Ich kann und will mich nicht auf eine Meinung festlegen. Ich finde es auf der einen Seite gut, dass wir in Deutschland keine Todesstrafe haben. Auf der anderen Seite bin ich fest davon überzeugt, dass Sexualstraftäter zu milde bestraft werden. Allgemein darf man sich in Deutschland so einiges erlauben, aktuelles Beispiel: Stephanie. Der Vergewaltiger latscht auf einem Gefängnisdach herum, keiner tut was. Und er ist Wiederholungstäter, das ist ja das Allerschlimmste. Nee, ich korrigiere, das Allerschlimmste ist wenn sie im Gerichtssaal sitzen, ein Kind auf dem Gewissen haben und dann breit grinsen. Da könnte ich ausrasten.
Meine Alternative daher: Kindesmissbrauch sollte mit lebenslanger Haft bestraft werden, und zwar insofern dass die Täter ein Leben lang (wörtlich!!) im Bau arbeiten müssen etc. Es muss einfach nur verhindert werden, dass sie je wieder die Chance bekommen, dasselbe noch mal zu tun. Und das ist in unsrem Land in letzter Zeit und auch sonst viel zu oft vorgekommen. Jeden Tag hört man in den Nachrichten: "Die kleine Sounso ist tot augefunden worden...Der Täter ist der Polizei bereits bekannt...Wiederholungstäter..." Ich kann sowas einfach nicht mehr hören.

Ich muss diesmal auch Marv zustimmen: ich habe zwar selbst keine Kinder, kann aber für nichts garantieren, was passieren würde, wenn einer z.B. meine Tochter vergewaltigen etc. würde. Ob ich mich da mit Selbstjustiz zurückhalten oder mir insgeheim eine Hinrichtung für den Typen wünschen würde?! Hmmm...