Das deutsche Stephen King Forum
Warum ist King so beliebt? - Druckversion

+- Das deutsche Stephen King Forum (https://forum.stephen-king.de)
+-- Forum: Stephen King und seine Welt (https://forum.stephen-king.de/forumdisplay.php?fid=4)
+--- Forum: King Splitter (https://forum.stephen-king.de/forumdisplay.php?fid=13)
+--- Thema: Warum ist King so beliebt? (/showthread.php?tid=1527)

Seiten: 1 2


Warum ist King so beliebt? - plastikobst - 22.03.2006

Halli Hallo,
Ich soll eine Buchvorstellung in Deutsch halten und weil ich die einzige aus meinem Kurs bin, die ein Buch von King nimmt, soll ich einen extra Beitrag schreiben, warum Stephen King wohl so eine große Anhängerschaft hat.
Joa und da wollt ich mal Meinungen sammeln.
Warum mögt ihr Stephen King besonders gern?


- medizyner85 - 22.03.2006

gute frage, warum king so beliebt is!

Ich kann da nur für mich sprechen. Hab mit ca. 12 meine Leidenschaft für King entdeckt, hatte bis dahin nich viel gelesen und dann schenkte meine Mum mir Frühling, Sommer, Herbst und tod und das las ich dann in knapp 5 tagen durch. Seine Storys fesseln einfach und sprechen ganz unterschiedliche geistlige Verknüpfungsebenen an. Zum einen als Gesamtwerk gesehen die alle Bücher durchspannenden Querverweise und Charaktere die sich im aufe der Jahre entwickeln und reifen. Zum anderen der ganz normale Horror der sich aus Alltagssituationen entwickelt, und dann natürlich noch Kings, wie soll ich sagen, sozialkritische Seite mit gestochen scharfen Betrachtungen. (Atlantis, Stand by me).

Wie gesagt King fesselt und lässt einen mit seinen vielseitigen Facetten nicht mehr los!

King is the best

mfg medizyner


- Tiberius - 22.03.2006

eine gute Frage.

Ich denke, es zu einem einfach die Tatsache, dass King nicht nur Horror ist.
Ich lese gerade zum wiederholten mal Christine und muss selbst daran denken, wie es für einen guten Freund für mich war, der ähnliche Sachen durchgemacht hat wie Arnie und der Stück für Stück anfing, ähnliche Sachen zu sagen, zu machen, wie es auch im Roman passiert ist.
Ich denke, Stephen King verbindet gerade Dinge, die so vielen Menschen selbst im ganz alltäglichem Leben passieren kann, mit Elementen, die so grausam sind, dass sie einem Alpträume verursachen können (im Extremfall), aber zumindestens die Phantasie anregt. Ein anderer Fall, der gerade Buchtechnisch aktuell ist: was wäre, wenn es wirklich einen solchen Vorfall geben könnte, wie er in "Puls" geschehen ist? Was ist, wenn der Großteil der Menschheit verrückt wird?
Was wäre, wenn man auf einmal ein Alienschiff im Garten findet und plötzlich voller Ideen ist und anfängt durchzudrehen? (siehe Tommyknockers - Das Monstrum)
Es sind einfach diese Fragen, die man sich ab und zu stellt (was wäre denn wenn) und er seine Antworten schreibt. Und: Er sagt es ja selbst: Er schreibt über Angst. Er ist selbst ein Mann voller Phobien (und was da alles dabei ist ... man glaubt gar nicht, dass es solche Phobien gibt) und verarbeitet sie in sienen Geschichten. Ich als Leser erkenne diese Angst und lasse mich auch ein Stück von ihr forttreiben und so hält er mich gefangen, entführt mich, so dass ich alles um mich herum vergessen kann und so ganz ihm und seiner Geschichte gehöre. Das schaffen andere Autoren einfach nicht.
Zum Anderen ist es auch so, dass man sich in die Figuren hineinversetzen kann. Ich trauere mit, wenn die liebsten Figuren sterben. ich lache, wenn ich in der Dunklen Turm Reihe über den Billy-Bumbler Oy lese. Stephen King schafft es einfach durch seine Tiefe und Menge an Details mich als Leser tief in seine Welt, tief in seine eigenen Gedanken schauen zu lassen, dass ich ihm gerne folge.
Viele andere Autoren versuchen es ebenfalls. Ein Dean Koontz schreibt auch sehr lange Romane und beschreibt und erzählt über die Personen. Darunter leidet aber, meiner Meinung nach häufig die Handlung. Stephen King dagegen schafft es, manchmal besser, manchmal eher weniger gut, beides zu verbinden. Die Tiefe und trotzdem der Aufbau von Spannung.


- LittleMissCabyCane - 23.03.2006

Habe auch schon versucht der Frage nachzugehen. Er selbst sagt ja, dass die Leute mit jeglicher Art von Horrorkonsum versuchen, das Mysterium Tod zu begreifen und dass Horror deshalb so beliebt sei.
Ich persönlich finde, dass es keinen anderen Schriftsteller gibt, der so gut die richtigen Vorstellungsbilder im Kopf erzeugen kann wie King und noch dazu so eine Menschenkenntnis mitbringt. Wenn ich ein Buch von ihm lese, habe ich das Gefühl, einen Film vor meinem inneren Auge zu sehen... Das habe ich bei keinem anderen Autor. Mir ist aufgefallen, dass er sehr viele Metaphern und Allegorien benutzt um etwas zu beschreiben. Man kann es sich dadurch eben unheimlich gut vorstellen, und genau das ist es ja, was einen guten Autor ausmacht. Ich habe schon oft Stellen gelesen, bei denen King Gefühle in Worte gefasst hat, die ich selbst schon empfunden hatte, die ich aber nicht formulieren konnte. Das sind alles so Sachen, die machen für mich King aus. Aber ob das andere Leute auch so sehen...?? Für mich jedenfalls ist einfach ein großer Rhetoriker und sprachlich sehr begabt. Man merkt, dass er's studiert hat und selbst schon sein Leben lang liest. Und dass er nicht dumm ist. Vor kurzem fiel mir z.B. auf als ich "Illuminati" von Dan Brown gelesen hatte, da stand: "Die Leiche sah grausam aus.", sonst nix. King würde sowas nie einfach so hinklatschen sondern jedes einzelne Detail ganz ausführlich beschreiben, so dass der Leser selbst für sich den Eindruck gewinnt, dass die im Buch beschriebene Leiche grausam aussieht. Dass er unheimlich gut Dinge beschreiben kann, wurde hier im Forum ja auch schon an einigen Stellen ausführlich erwähnt.

Ich denke für andere Leute ist er einfach so beliebt, generell weil Horror so ein beliebtes Genre ist und es gibt ja auch nicht sooo viele Horror-Autoren...

Möglicherweise ist King bei den Amis so beliebt weil er den American Dream lebt... Vom armen Säufer zum Multimillionär, seine Bio liest sich ja schon fast wie ein Märchen...

Tja, und dann ist da noch die Sache mit der Spannung. Seit ich Germanistik studiere, weiß ich, dass es bestimmte Stilmittel gibt, mit denen ein Autor Spannung erzeugen kann und dass Spannung im Text nachweisbar ist. Und King benutzt all diese Mittel, die schon damals Shakespeare & Co. benutzt hatten, um ihrerseits Spannung zu erzeugen. Er benutzt z.B. viele Prolepsen (Vorausdeutungen: "Es war das letzte Mal dass er sie lebend sah...") und vieles mehr.


- Josephine - 27.03.2006

eigentlich ist mehr oder minder schwer zu sagen warum man seine Bücher liest. Vor allem kann man dass meist nicht auf einer Person beziehen, da ja bekanntlich jeder eine andere Meinung und ein anderes befinden, speziell zur Autoren hat. Da sich daran auch schon fast die Geister scheiden. Ich finde aber schon, dass man king nicht mit anderen Autoren des selben Genre´s nicht über einen Kamm scheren kann.
Er schreibt sehr viel über Ängste die weniger im Alltag vorkommen als viel mehr in unsere Kindheit, oder das schlimmste was man sich überhaupt vorstellen kann. Man findet sich irgendwie wieder. Eine Situation die man sich schon mal ausgemalt hat, und dann liest man plötzlich, über die Sache, und dann kommt so eine Art aha Effekt.
So als hätte King gerade eine Interview über dieses Empfinden, mit einen Selber gemacht und dann würde, man plötzlich darüber lesen. Dann fällt es auch viel leichter mit einen Charakter mitzufühlen. Und dann fühlt man sich in dieser Geschichte eingebunden, eben weil er so deteiliert schreibt. Man fibert mit, möchte wissen wie es ausgeht. Und dann ist das schlimmste, wenn man dann merkt dass Buch hat viel so wenige Seiten, plötzlich sind es nur noch 20 Seiten die einen nur noch vor einen liegen.
Genau das macht King für mich aus.


- LittleMissCabyCane - 27.03.2006

Stimmt, bei fast allen Autoren schaue ich ständig "nach unten" auf die Seiten, um nachzuschauen wieviel ich schon gelesen habe. Dann denke ich: Puh, 100 Seiten schon, noch mal zehn... Bei King dagegen vergesse ich das völlig und merke dann irgendwann, halb fassungslos :mrgreen:, dass ich schon 300 Seiten in allerkürzester Zeit gelesen habe. Ich war eben so vertieft dass ich alles andere um mich herum vergessen hatte. Sowas passiert mir nur bei King. Ich finde eben, dass er den Leser so richtig in das Buch hineinzieht...


- The Dancing Clown - 29.03.2006

Ja ganz genau so geht's mir auch immer!
Ich vergesse total die Zeit wenn ich King lese.
Wenn ich z.B. in 2 Stunden einen wichtigen Termin hab oder so un davor noch lesen will muss ich mir immer den Wecker stellen :lach
Kein Scherz denn sonst kann es vorkommen dass ich 5 Stunden lang les weil ich alles um mich herum vergesse (schon öfters Termine verpasst deswegen :roll: )


- LittleMissCabyCane - 29.03.2006

Oft erschrecke ich auch, wenn mir jemand auf die Schulter tippt oder mich anspricht, weil ich gerade so wahnsinnig in das Buch vertieft war, dass ich gar nicht mehr mitkriege, was um mich herum passiert...


- BlackEagle - 31.03.2006

hm...das ist ne schwierige frage. im prinzip gibts ja auch noch andere tolle schriftsteller aber er ist besonders beliebt. ich denke es liegt an seinen bücher, die ohne ausnahme toll sind. sie sind immer spannend, man kommt nicht mehr davon los. ich denke das mögen seine leser.


- Melilein - 01.08.2007

Gott, ich find die Frage ist irgendwie schwer zu ebantworten.
Ich mein, warum wird man süchtig???
Der Mann ist für mich einfach ein genie. Er beherrscht alles. er bringt einen zum lachen, zum weinen oder zum schreien.
Er trifft immer den richtigen Ton, die richtige Stimmung, Ausdruck usw.
Und auch wenn viele Themen oft ähnlich erneut aufgegriffen werden wirds nie langweilig und es ist imemr wieder anders.
Seien Bücher fesseln, man hört nicht mehr auf zu lesen. Sagt sich immer (ich zumindest) noch das eine Kapitel, dann reichts für heute. Und das sag ich etwa nach 5 weiteren Kapiteln wieder.
Besser kann ich nicht beschreiben, was King zum "King" macht.


- Shaman - 01.08.2007

Ich denke, dass die Horrorliteratur durch King neu definiert wurde. Durch seinen einmaligen Stil ist er einfach zum Aushängeschild des Horrors geworden!


- Die schwarze 13 - 02.08.2007

Was ich auch noch entscheidend finde sind Kings Charaktäre. Davon abgesehen, dass es sich oftmals um Alltagspersonen handelt, die wir selbst sein könnten, kann man keine von ihnen in eine Schublade stecken.
Während die "Guten" sich in vielen Situtionen wie die größten Arschlöcher verhalten (was sie nur menschlicher macht) so beschreibt King andererseits die Gefühle der "Bösen" oft so intensiv, dass man ein gewisses Verständnis, das bis zur Symphatie führen kann, für sie empfindet.


- Kangaroo - 05.08.2007

Hab die Antwort zwar schon ma gelesen, aber Ich finde auch - King ist nicht nur Horror.

Hab da letztens bei Weltbild ein Vorwort von ihm gelesen, dass dir da sicher weiterhelfen kann; und zwar aus Nachtschicht (Night Shift).

Lg vom Kangaroo Grinsking

Ps @Schwarze 13: Find ich absolut toll und korrekt was du geschrieben hast! Greenjump


- Zar - 05.08.2007

für mich gibt es bei Stephen King zwei herausragende Merkmale:

1. schafft er es, in seinen Büchern eine unglaubliche Spannung aufzubauen, man will einfach wissen, wie es weiter geht - leider ist das Ende dann zu oft ziemlich unspektakulär

2. beschreibt er die Gedanken und Gefühle aller Charakter sehr gut und genau, sogar bei den Bösen beschreibt er es so, dass man die irren Gedankengänge nachvollziehen kann, sie sind mir nicht sympatisch, aber verständlich - eines der besten Beispiel ist für mich der Typ in The Stand, der ein Pyromane ist


- Glue Boy - 10.08.2007

Ich denke, es sind die Story-Ideen. Immer wieder betont King, dass die Story für ihn das Wichtigste ist. Und da sein Einfallsreichtum unglaublich ist, deckt er neben dem Genre Horror (das eigentlich keinen gleichrangigen Zeitgenossen aufweist) auch andere Bereiche ab. Gerade seine beliebtesten Bücher sind oft gar kein Horror. Zum Beispiel liebt praktisch jeder die Novelle "Pin Up", und die Verfilmung "The Shawshank Redemption" steht in der IMDb-Bestenliste auf Platz 2. Die Geschichte ist ein schönes Beispiel, wie anrührend King schreiben kann.

Womit wir bei seiner Sprache wären. Und die ist ein Hauptgrund, warum viele Kritiker des Feuilletons ihn nicht mögen. King kommt aus sehr einfachen Verhältnissen, und oft sind seine Figuren auch einfache Leute. Das interessiert einen Kritiker wie z.B. Marcel Reich-Ranicki (dessen Kritiken ich sehr schätze) einfach nicht. Hier liegt die Literaturkritik meines Erachtens allerdings falsch.

Sicher, es gibt schwache Romane und Geschichten von Stephen King. Aber wer "Hearts in Atlantis" gelesen hat (die vor allem in der Beschreibung des Todes des Vietnam-Veteranen gegen Ende ein wundervolles sprachliches Niceau hat) oder "Dolores Claibourne" oder "Misery" oder "The Green Mile" oder die Novellensammlung "Frühling, Sommer, Herbst und Tod", der weiß, dass King ein Schriftsteller von Rang ist.

Man sollte Stephen King also nicht auf den Horror reduzieren. Aber wenn man mal einen wirklich furchteinflößendes Buch lesen möchte, dann greife man zu "The Shining". Ich meine, ein Regisseur wie Stanley Kubrick verfilmt doch keinen gequirlten Käse, oder? Grinsking