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Shining (Kubrick) - Druckversion

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Re: The Shining - Ginny-Rose_Carter - 03.09.2006

Markus schrieb:Bei Kubrick gefällt mir auch sehr gut, dass genug Spekulationsraum bleibt, ob die Katastrophe nicht doch auf die angespannte Situation gepaart mit dem sogenannten "Trapperfieber" (das Hotelmanager Ulman im Vorstellungsgespräch erwähnt) zurückzuführen ist.
Das versteh ich jetzt grad nicht - was wäre denn dann mit den Geistern? ?(


- Die schwarze 13 - 03.09.2006

also ich hab da gestern leider net drauf geachtet, sorry.

hab den film gestern zum ersten mal gesehn und naja, ich fand den anfang total langweilig und den film sehr langwierig und verwirrend.

die musik hat mich nach kurzer zeit schon ziemlich genervt.

hab das buch noch nicht gelesen, aber mir ist aufgefallen dass der film mit dem titel shining recht wenig zu tun hat - ist das im buch anders???

außerdem hätt ich mir gewünscht, dass jack am anfang mehr netter familienvater ist, statt dessen wirkt er für mich schon von anfang an böse und irre vor, sodass die entwicklung nicht wirklich nachzuvollziehen ist.

das böse grinsen etc fand ich sehr genial von nicholson und auch die jagd durch den irrgarten hat mir gefallen.

was ich nicht verstanden hab ist, warum wendy auf einmal auch diese "geister" sehen kann, außerdem hätt ich gern mehr über die ereignisse des hotels erfahren.

hab nach dem film eher keine lust das buch zu lesen, aber ihr habt ja zumn größtenteil geschrieben, dass das buch ganz anders ist, von daher...


- Ginny-Rose_Carter - 03.09.2006

Die schwarze 13 schrieb:außerdem hätt ich mir gewünscht, dass jack am anfang mehr netter familienvater ist, statt dessen wirkt er für mich schon von anfang an böse und irre vor, sodass die entwicklung nicht wirklich nachzuvollziehen ist.

Ja, das hat King ja unter anderem bemängelt - im Buch kommt die Wandlung schleichender, im Film ist Jack Torrance von Anfang an recht krass drauf. Was wohl eben auch an Nicholson liegt, der sieht einfach immer dämonisch aus. ;-)


- Gio - 03.09.2006

Zitat:Was wohl eben auch an Nicholson liegt, der sieht einfach immer dämonisch aus.

Nun... und an Kubrik und der Filmdramaturgie. Auch wenn ich es erst befremdlich fand, dass Torrance schon zu Beginn des Films leicht verrückt war, störte es mich später garnicht - anders würde es nicht passen. Eine glaubhafte Entwicklung hätte noch eine weitere Stunde Filmzeit gebraucht - was enormes Tempo geraubt hätte. Kubrik wollte eine ganz andere Atmosphäre, schon zu Beginn... und das hat er erreicht.
Inhaltlich ist zwar ein Unterschied zum Roman gegeben, das macht Kubriks Shining - als eigenen Film - aber nicht schlechter. Eine Änderung, die für eine VERfilmung zu kritisieren wäre, dem Film selber aber gut tut.


- Hannibal der Kannibale - 04.09.2006

Gio schrieb:Inhaltlich ist zwar ein Unterschied zum Roman gegeben, das macht Kubriks Shining - als eigenen Film - aber nicht schlechter. Eine Änderung, die für eine VERfilmung zu kritisieren wäre, dem Film selber aber gut tut.

So sehe ich das auch, man muss den Film auch mal als eigenständiges Werk betrachten. Da hat Kubrick eine Meisterleitung vollbracht!!! Wenn man das Werk allerdings als Verfilmung betrachtet, dann gibt es natürlich einige kleine Kritikpunkte, die aber finde ich nicht ins Gewichtfallen, weil der Film sehr sehr gelungen ist. Und die Grundhandlung hat es auch nicht geschadet meiner Meinung nach.


- Markus - 05.09.2006

Ginny-Rose_Carter schrieb:Das versteh ich jetzt grad nicht - was wäre denn dann mit den Geistern? ?(

Gemeint war, dass mein Eindruck ist, dass Stanley Kubrick in seiner gelungenen Verfilmung dem Zuschauer etwas mehr Phantasiespielraum für Kings „The shining“ lässt, ob (vielleicht abgesehen von Dannys hellseherischen Fähigkeiten) übersinnliches im Spiel ist.
Kubrick verlagert die Handlung mehr auf die gespannte Familiensituation der Torrance und nicht auf die Spukhausthematik.

Wie Du ja selber schreibst, porträtiert Nicholson den Jack Torrance schon zu Anfang als im mindesten psychisch labil.
Eine erste düstere Andeutung von Jacks latenter Mordlust scheint mir in seiner Begeisterung für die „Donnergruppe“ zu liegen (die eingeschneite Siedlergruppe), welche während der Autofahrt am „Closing day“ angesprochen wird (kommt meiner Erinnerung nach im Buch nicht vor).

Jack Nicholson brachte seine Rolle übrigens so auf den Punkt:
„Ich spielte sie so, als wäre es eine sehr reale, klassische Psychose männlicher Unzulänglichkeit und ihrer Übertragung auf seine Familie in einer pathologischen Weise.“ Das trifft es eigentlich.

Die psychische Anspannung und die von Klaustrophobie unterlegte Stress-Situation unter den Beteiligten im Hotel bis hin zum Auftreten der „Geister“ könnte man daher IMHO bei Kubrick auch als Jacks Halluzination interpretieren, die sich aus Isolation und Abgeschiedenheit (Stichwort „Trapperfieber“ im Einstellungsgespräch mit dem Hotelmanager Ullman) in seiner Vorstellung allmählich heranentwickeln.

Nun gut, Wendy sieht die „Geister“ ja später in der Tat auch, aber Verrücktheit ist ja unter Umständen ansteckend, wie wir alle wissen! (siehe: Der Fornit Nuts).

Eine weitere Bedeutung für die Eskalation scheint mir auch in der Szene zu liegen, wo Wendy entdecken muss, dass Jack an einer unbemerkten Schreibblockade leidet und über monatelange Unproduktivität hinweg nur unsinnige Sprüche verfasst hat („All work and no play makes Jack a dull boy!“ / Soweit ich mich nicht täusche, kommt diese Szene in der Romanvorlage auch nicht vor.)

Eine weitere besondere Szene des Films ist jene, in welcher Torrance im dem berühmt-berüchtigten Zimmer 237 (bzw. 217 im Roman) nach dem rechten sieht, eine Begegnung der untoten Art hat, aber diesen realen bzw. irrealen Vorfall verschweigt und gegenüber Wendy die Theorie vertritt , ihr Sohn hätte sich seine Verletzungen selbst zugefügt, um Aufmerksamkeit bei den Eltern zu erregen. (In einer Filmrezension wurde der Film mal als "übersteigertes Familiendrama" kritisiert, was ich gar nicht mal so abwegig finde!)
Sind die Zwischenfälle in diesem Zimmer also real oder bloße Einbildung?

Von den „Geistern“ spielt letztendlich Delbert Grady die besondere Rolle für den Handlungsverlauf. Klar ist, dass die Figur des Hausmeistervorgängers Grady letztendlich ausschlaggebend für den Amoklauf Jacks ist, aber „Nona“ (aus „Gesang der Toten“) hat es ja bei Ausgang jener Geschichte angeblich auch nie gegeben. Muhahaha

Tja, und wer Jack aus der Gefangenschaft aus der Kühlkammer lässt, bleibt bei Kubrick ja so wunderschön offen und zweideutig...

Wie schon gesagt, Kings Buch mag ich im Vergleich zum Film von Stanley Kubrik nicht besonders. Irgendwie wird mir dort der ganze Plot zu breitgetreten und ist zu weitschweifig.

Alles in allem: Ein erstklassiger und gegenüber der Romanvorlage eigenständiger Film!


- Ginny-Rose_Carter - 05.09.2006

Markus schrieb:Tja, und wer Jack aus der Gefangenschaft aus der Kühlkammer lässt, bleibt bei Kubrick ja so wunderschön offen und zweideutig...
Tatsächlich? ?(


- haze - 05.09.2006

Also ich bin der Meinung es ist doch wirklich offensichtlich, dass er von Grady rausgelassen wird. Wo wir gerade bei dieser Szene sind...
Im Buch ist es ja eindeutig, dass das Hotel selbst "lebt". Also Grady und Konsorten werden vom Overlook praktisch erzeugt. Der ganze Fokus liegt auf dem übernatürlichen Hotel. Wenn man den Film sieht, denkt man allerdings eher, dass Grady und die Partygäste durch Jacks Wahnsinn erschaffen wurden und Hirngespinste sind. Wie kann dann aber Grady Jack die Tür öffnen, als dieser eingeschlossen war? Hat mich am Samstag nachdem ich den Film gesehen habe nachdenklich gestimmt, oder habe ich da etwas falsch interpretiert?


- Die schwarze 13 - 06.09.2006

das ist eigentlich der punkt der mich an diesem film am meisten verwirrt hat, auf der einen seite scheinen die geister ein hirngespenst von jack zu sein (wendy sieht ja niemanden als sie in das goldene zimmer geht um jack zu holen).
auf der anderen seite sehen im laufe des films alle mal diese geister und für mich war auch offensichtlich das Grady jack freiläst, da ja sonst niemand in dem hotel ist.

zu dem punkt, dass das hotel "lebendig" ist (scheint ja im roman so zu stehn...) muss ich sagen, erklärt das ja alles, aber das hätte kubrick dann auch einbringen sollen.

anscheinend kann man den film gar nicht als eigenstehend betrachten, da man offensichtlich das buch lesen muss um vieles im film zu verstehen, meiner meinung nach schade


- Hannibal der Kannibale - 06.09.2006

Die schwarze 13 schrieb:anscheinend kann man den film gar nicht als eigenstehend betrachten, da man offensichtlich das buch lesen muss um vieles im film zu verstehen, meiner meinung nach schade

An sich kann man den Film als eigenständigen Film betrachten. Denn die Szene wo Jack freigelassen wird regt ja das weitere denken an, "ist doch nicht alles nur eine Wahnvorstellung?". Der Zuschauer überdenkt seine vorherigen Theorien und muss schlussendlich selber herrausfinden, ob alles nur Wahn oder Wirklichkeit ist.


- Ginny-Rose_Carter - 06.09.2006

Hannibal der Kannibale schrieb:An sich kann man den Film als eigenständigen Film betrachten. Denn die Szene wo Jack freigelassen wird regt ja das weitere denken an, "ist doch nicht alles nur eine Wahnvorstellung?".
Wer soll ihn denn herausgelassen haben, wenn die "Geister" nur seine Wahnvorstellung sind?


- Hannibal der Kannibale - 06.09.2006

Da habe ich mich falsch ausgedrückt ich meinte damit, vorher hat alles ja auch darauf hingewiesen, dass Jack vielleicht nur Wahnvorstellung hat, aber diese Szene regt einen zum Nachdenken an, ob alles doch nicht so der Fall ist.


- Ginny-Rose_Carter - 06.09.2006

Achso. Also, ich sehe da nach wie vor keine wirklichen Belege, dass alles eine Wahnvorstellung ist. Dass jacks Charakter im Film schon zu Beginn recht labil angelegt ist und die Einsamkeit sein manisches Verhalten noch verstärkt, sehe ich auch so. Aber keinen direkten Hinweis darauf, dass es alles auf Wahnvorstellungen beruht.


- Hannibal der Kannibale - 06.09.2006

Nein direkte Hinweise gibt es nicht, genau deswegen lässt es sich ja auch so schön darüber spekulieren. War bestimmt auch so gedacht, das Publikum selber entscheiden zu lassen ob alles Real war oder doch nur Visionen eines labilen Menschen.


- Ginny-Rose_Carter - 06.09.2006

Hannibal der Kannibale schrieb:Nein direkte Hinweise gibt es nicht, genau deswegen lässt es sich ja auch so schön darüber spekulieren. War bestimmt auch so gedacht, das Publikum selber entscheiden zu lassen ob alles Real war oder doch nur Visionen eines labilen Menschen.
Ehrlich gesagt gibt es für mich da nichts zu spekulieren. Zum Spekulieren brauche ich mindestens ein wichtiges Indiz für die andere Richtung, das fehlt mir hier.