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Abtreibung, für oder dagegen?!?! - Druckversion

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- böser Wolf - 21.04.2006

... ähm ... Adoption !!!

Ich weiß nicht manchmal scheint es mir bei der ganzen Sache nur darum zu gehen der Frau die Geburt zu ersparen. Es ist auch keinesfalls nur die Entscheidung der Frau !!!


- Odetta - 21.04.2006

schon komisch wieviele frauen zeter und moridio schreien, wenn es darum geht, dass abtreibung grauenhaft und falsch ist.
ihr körper - ihr wille - ihr recht ? Confusedchuettel:
da geht sogar bei mir die emanzipation zu weit!

abgesehen davon, wie es einer frau nach der abtreibung psychisch geht...
das kann keine richtig verarbeiten.


- susa - 21.04.2006

Eigentlich wollte ich mich ja echt raushalten, weil ich ein Forum für die falsche Plattform für eine solche Diskussion halte, aber ich kann mal wieder nicht anders.

Prinzipiell bin ich der Meinung, das man, wenn man glaubt alt genug ist um Sex haben zu können, auch alt genug sein muss um mit den Konsequenzen umgehen zu können. Ist aber leichter gesagtals gelebt, denn ich weiß nicht wie ich mich entscheiden würde wenn ich jetzt schwanger werden würde. Ich verhüte mehr als nur penibel Tongue, passieren kann allerdings immer was. Und ich könnte einem Kind einfach gar nichts bieten.
Vor allem möchte ich jetzt noch keine Kinder, aber sollte ich schwanger werden, dann möchte ich die Wahl haben meine ursprüngliche Entscheidung zu überdenken oder bestätigen. Mit den Konsequenzen muss man leben und umgehen können, aber das weiß man auch vorher. Und im Gegensatz zu Odetta bin uch überzeugt davon, das man irgendwann damit leben kann, wenn man die Entscheidung nicht leichtfertig getroffen hat.

Abtreibung mag Mord sein, darüber will ich keine Grundsatzdiskussion vom Zaum brechen, aber es ist für mich etwas anderes als beispielsweiße jemanden zu erschiessen.

Trotzdem bin ich der Meinung das eine Frau selbst die Entscheidung über ihren Körper treffen darf und muss. Eine Abtreibung vorzunehmen ist keine Entscheidung, die so nebenbei getroffen wird, keine Laune, sondern wird im Normalfall gründlich überlegt. Es ist nun mal die Frau, die das Kind austrägt und auf die Welt bringt, und daher muss es ihr möglich sein, eine Wahl zu haben. Im Gesetz ist ein Zeitraum geregelt, in dem man eine Abtreibung vornehmen darf, und in diesem Rahmen bin ich absolut dafür.
Von Vergewaltigung und ähnlichem spreche ich jetzt mal gar nicht, da gibts auch nichts zu diskutieren.

Meat kann ich nur zustimmen:
Jedenfalls will ich darauf hinaus, dass auch nach der ungewollt eintretenden Schwangerschaft noch eine Wahl bestehen muss, bzw. die ursprünglich getroffene Wahl Geltung haben muss, denn sie wollte ja nicht schwanger werden.

EDIT die erste: Zu bedenken ist auch, das Frauen, wenn ihnen die Möglichhkeit einer Abtreibung in Krankenhäusern genommen wird, nicht automatisch das Kind austragen, sondern zu Engelsmachern gehen. Und wie das endet wissen wir eh.

EDIT die zweite: Die Homepage, die Marv auf Seite 1 angeführt hat
Marv schrieb:diese Seite
, hab ich mir zu Beginn dieser Diskussion schon mal angesehen. Und diese Seite ist mit Vorsicht zu geniessen, wie ich finde, denn wer auch immer dafür verantwortlich ist hat sich offenbar nicht mit Pro und Contra auseinander gesetzt. Immerhin wird hier sogar dazu geraten, auch nach einer Vergewaltigung nicht abzutreiben. Zur Vorbeugung kann man ja laut dieser Seite folgendes machen: Nimmt eine Frau, an der Unrecht begangen wurde, nach der Tat eine Scheidenspülung vor (ein Eßlöffel essigsaure Tonerde, ersatzweise auch Kochessig auf einen halben Liter Wasser), kann einer Schwangerschaft sicher vorgebeugt werden, weil die säureempfindlichen Spermien vernichtet sind, bevor sie in die Eileiter aufsteigen können. Da die Lebensfähigkeit der Spermien in einem normalen Scheidenmilieu zwei bis drei Tage beträgt, sollte diese Spülung wiederholt werden.Diese Spülung kann nur in Ausnahmefällen angewandt werden, wenn ein Arzt nicht sofort erreichbar ist.
http://www.abtreibung.de/t-vergew.htm
Die erste Seite, die Google ausspuckt, ist nicht immer die beste.


- Marv - 21.04.2006

Mir gings hauptsächlich um den Abschnitt : Was geschieht bei einer Abtreibung?
Also die Abtreibungsmethoden an sich .... Wink
Hier mal was neutrales, " leider " ohne Bebilderung, woraufs mir unter anderem ankam.


- Gwenhwyfar - 22.04.2006

Aber auch die Methodenbeschreibung finde ich fragwürdig...
www.abtreibung.de schrieb:Die Absaug-Methode ist die häufigste Form der Abtreibung. Durch den erweiterten Muttermund führt der Arzt einen flexiblen Plastikschlauch in die Gebärmutter ein. Das Kind wird durch einen starken Sog - zehn- bis dreißigfache Kraft eines Staubsaugers - in Stücke gerissen. Zuerst werden die Arme und Beine vom Körper getrennt, dann der Rumpf vom Kopf. Da der Kopf zu groß ist, um durch den Plastikschlauch zu passen, knackt ihn der Arzt mit Spezialinstrumenten wie eine Nuß und saugt die Bruchstücke einzeln ab in ein Gefäß. Der zerfetzte Körper des Kindes wird zum Verbrennungsofen gegeben.
Eek7
Mir stellt sich da die Frage, wie weit ist ein Embryo entwickelt, der nach deutschem recht abgetrieben wird. Diese Beschreibung klingt, als ob KZ-Ärzte man Frauen mit Staubsaugern die Kinder aus dem Leib reißen.
Könnte jemand, der sich im Fachbereich Medizin besser auskennt, dazu Stellung nehmen?
Unter Wikipedia ist nur das zu finden
Zitat:Absaugmethode/Vakuumaspiration (chirurgisch)
In örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose wird zunächst der Muttermund mit speziellen Stiften aus Metall oder Plastik aufgedehnt. Danach wird ein Saugröhrchen (Durchmesser ca. 6-10 mm) in den Uterus eingeführt und der Inhalt der Gebärmutter abgesaugt. Dies ist die in Deutschland häufigste Methode (ca. 80 %) und wird meist zwischen der 6.-10. Woche durchgeführt. Diese Methode kann aber bis zur 14. Woche, gerechnet ab dem 1. Tag der letzten Regelblutung angewendet werden.


PS: Schade, daß niemand öffentlich meinen "Pille danach"-Einwurf in sein Gedankenspiel mit einbrachte. ;- )


- Gio - 22.04.2006

Susa schrieb:Eigentlich wollte ich mich ja echt raushalten
Heiger schrieb:Ich will mich eigentlich aus dieser Diskussion raushalten

So ging es mir eigentlich auch... *hüstel*

Persönlich, für mich, vertrete ich die Ansicht von Jeremy. Für mich kommt Abtreibung nicht in Frage. Ich könnte es nicht. Der Unterschied liegt darin, dass ich in dem sich entwickelnden "Zellklumpen" nicht nur das Potential für einen lebenden Menschen sehe (dieses würde man auch schon beim Benutzen eines Kondoms zerstören), sondern etwas von dem lebenden Menschen selber. Etwas, was später mein Sohn oder meine Tochter wäre, und das ich jetzt aktiv umbringe. Das könnte ich nicht. Ich glaube, ich hätte mein Leben lang damit zu kämpfen. Das, was sich dort bildet, wäre einmalig - und ich weiß, ich würde es unendlich lieben, wenn es geboren werden würde. Weil ich mich aber im "jetzt" befinden, neun Monate vorher, und das einmalige Ding, dass daraus unbestreitbar entstehen wird, noch nicht lieben gelernt habe, weil ich es nur noch nicht kenne, darf ich es doch nicht umbrigen. Damit käme ich nicht klar... emotional keinesfalls.

Desweiteren kommt es darauf an, wie man das "Leben" betrachtet. Philosophisch? Spirituell? Rational, biologisch? Ist dort nur ein Zellenhaufen, oder ist dort das eigene Kind, das nur noch nichts empfinden kann? Wann beginnt das Leben? Im Moment der Geburt (philosophisch) oder im Moment der Zeugung (biologisch)? Im Verlauf, durch die Heranbildung (rational)? Ist das sich heranbildende "Leben", weil es mehr versteht, mehr aufnehmen kann, über mehr Sinne verfügt, nun eher als "Leben" zu definieren als vorher? Ansich ist es so.
Das Potential aber, das nicht nur vorhanden ist, sondern (Achtung!) in einer absoluten Einzigartigkeit besteht, würde dabei übergangen werden. Es ist die unikale Version eines Menschen, der noch nicht in unserer Welt existent ist - philosophisch gesehen aber schon. Die Version wurde erschaffen, das Wesen wurde erschaffen, es selber weiß es nur noch nicht, weil es biologisch noch dazu ausgebildet werden muss.
Würden wir uns von den Bedinungen von Raum und Zeit lösen, wäre es (im frühen Stadium) das schmerzlose Auslöschen eines Wesens.
Natürlich empfindet es, wenn wir uns von den spirituellen Betrachtungen lossagen (Seele, Engel im Himmel, geistiges Wesen, Aurakörper) keine bewusste Trauer, weil es die nicht fühlen kann... das "Verbrechen" würde also niemanden tangieren, nicht einmal das Opfer. Für mich wäre es aber das selbe Verbrechen.

Im direkten Bezug dazu: Die Pille Danach könnte ich dementsprechend auch "verurteilen". Es würde in bestimmten Fällen meiner Argumentation von der Erzeugung des Lebens als vorhandenes Wesen in einem biologisch noch nicht ausgebauten Körper widersprechen. ABER: zwischen den unterschiedlichen Beweggründen und der unterschiedlichen Wirkung dieser Pille muss man ganz stark differenzieren.

Einmal: Die Pille danach sorgt dafür, dass die Schwangerschaft nicht zustande kommen kann. Spermien könnten vier oder mehr Tage überleben und bei einem erst später erfolgenden Eisprung befruchten... Die Pille Danach verhindert diesen, falls er noch nicht erfolgt ist. Somit täte sie das Selbe wie ein anderes Verhütungsmittel, nur an einem späteren Zeitpunkt. Eine Befruchtung fand noch nicht statt.
Desweiteren ist sie nach erfolgreicher Nidation der befruchteten Eizelle nicht mehr wirksam. Mit der Nidation (= Einnistung der befruchteten Eizelle in der Gebärmutter, Symbiose zwischen Mutter und Kind) beginnt für viele (vor allem auch juristisch) die Schwangerschaft.

Würde also die Definition einer beginnende Schwangerschaft die abgeschlossene Nidation beschreiben, hätte die Pille keinerlei Abtreibungscharakter.

In der Zwischenzeit jedoch, den 5 (?) Tagen, in der die Zygote (befr. Eizelle) zur Gebährmutter wandert, würde die Pille Danach den "Embrio" passiv töten. Durch Muskellämung würde er nicht bis zur Eizelle gelangen, nicht versorgt werden, verhungern.

Nun müsste man sich noch genauer mit der Nidation auskennen. Vielleicht kann ein Mediziner helfen? Die Symbiose zwischen Mutter und Kind... Bedeutet dies nur die "beginnende Versorgung"? Wird der "Kern" des Kindes irgendwie bereichert, oder ist das Kind "fertig", die Versorgungmöglichkeit nur noch nicht vorhanden?
Anders gesagt... würde in 100 Jahren eine Ersatzgebärmutter erfunden werden, und durch die bestehende Ersatzversorgungsmöglichkeit das selbe Kind entstehen? WENN, hätte die Pille neben der Verhütung auch Abtreibungscharakter. Denn dann würde die Schwangerschaft (bzw. das Leben des Embrios) mit der Zeugung und nicht mit der Nidation beginnen (wie allgemein gesehen, siehe Definition der Pille als Nachverhütungsmittel, nicht als Abtreibungspille).

Nun zu den Beweggründen... Unverantwortlich finde ich, wenn (weil gerade kein Kondom vorhanden ist) in dem Wissen miteinander Geschlafen wird, dass die Pille Danach einen Tag später eingenommen werden kann. Das wäre nichts anderes als die wissentliche Erzeugung eines Kindes mit schnell vorgenommener Abtreibung - als bessere Alternative für Verzicht auf kurzen Spaß. Kann ich in keiner Weise nachvollziehen :roll:

Wenn sie jedoch eingenommen wird, weil ein Kondom platzte oder die Wirkungsfähigkeit der Pille durch Antibiotika o. ä. eingeschränkt sein könnte, dient dies gedanklich der Verhütung einer ungewollten Schwangerschaft. Selbst bei der möglichen Befruchtung wäre es ein akzeptablerer früher Abbruch, weil sich nicht mit einer Schwangerschaft oder dem Gedanken an ein schon heranreifendes Kind auseinandergesetzt werden konnte. Es wurde viel mehr bei aufgesetzter Pistole zwischen Ja und Nein entschieden, weil ein Zögern eventuell das Töten eines bald heranwachsenden Kindes bedeuten könnte.

Mit der Pille Danach hab ich somit moralisch Probleme... vor allem durch die Definition des Lebensbeginns. Diese sind jedoch weniger gravierend als bei einer Abtreibung.


Nun weg von mir und zur Allgemeinheit.
Die erwähnte Möglichkeit der Adoption halte ich für realitätsfern und fast schon ignorant. Es würde eine Intoleranz anderer Auffassung und Sichtweisen dem Leben gegenüber bedeuten.
In dem Argument, dass das Austragen des Kindes moralische Pflicht sein sollte, weil man später das Kind zur Adoption freigeben könnte, steckt die Prämisse, das Leben würde - zwingend - im Moment der Erzeugung beginnen. Auch wenn ich es ebenso sehe, ist dies unbestreitbar eine philosophische Auffassung. Schließlich wird sich von Raum und Zeit losgesagt. Man sieht in dem heranwachsenden Etwas den Menschen, der er später sein wird. Würde man ihn jedoch auf das reduzieren, was er in dem Moment, in der Definition der aktuellen "Wirklichkeit", ist, wäre er weniger "wert" (das Wort ist Absicht) als die meisten Säugetiere. Verhältnismäßig empfindet er nicht, denkt nicht. Ihm werden mehr Rechte verliehen, als den meisten von den Menschen (trotz einem viel reiferen, weiteren Stadium und viel mehr Gefühlen) gequälten oder für Versuche benutzten Tieren. Allein, dass wir diese Unterscheidung tätigen, deutet auf eine philosophische Sichtweise hin, denn von der Entwicklung seiner Nerven ausgehend wird das Etwas bei seiner Ermordung weniger spüren als eine Versuchsratte.
Wenn man nun sagt, dass der Embryo wenigstens ausgetragen werden müsste, um ihn dann zur Adoption freizugeben, bedeutet das die Übertragung der eigenen Sichtweise auf die Allgemeinheit. Ich denke, dass kaum eine abtreibende Mutter das abgetriebene Wesen mit einem neun Monate alten Baby gleichsetzt. Das Argument der Adoption ist, aufs Allgemeine übertragen, nur theoretischer Schwachsinn. Würde das Baby überhaupt zur Welt kommen, würde ein Großteil der potentiell abtreibenden Mütter dieses nicht abgeben, sondern unter allen Umständen behalten. Das ist nicht egoistisch. Hier wird zwischen dem entwickelten Baby und dem sich im Anfangsstadium der Entwicklung befindenen Potential unterschieden... Und das Recht zu dieser Unterscheidung oder unterschiedlichen Auffassung hat der Mensch.

Und zur schon angesprochenen Unterscheidung zwischen den Meinungen und Rechten der Männer und Frauen... natürlich ist es in erster Linie das Recht der Frau, mit ihrem Körper zu verfahren, wie SIE, und nicht wie der Mann es will. Desweiteren hängt die Erziehung größtenteils von ihr ab. Die Rollenunterschiede sind immer noch, und mit gutem Grund, vorhanden, und von der jeweiligen Entscheidung ist vor allem die Frau betroffen, der Mann nur, wenn er wirklich betroffen seien will.

Somit dürfte der Mann sie nicht zu einer Austragung "zwingen" - außer er verfügt über die Mittel, das Kind anschließend alleine ernähren und behütet aufwachsen lassen zu können, ohne dass es das Leben der Mutter von Seiten des Kindes aus nach der Geburt einschränken würde.
Er darf aber auch unabängig davon seine eigene Meinung haben, denn sein Kind ist es ebenso. Und wenn er klarstellt, die Frau zu verlassen, wenn sie sein Kind abtreiben (oder in seinen Augen "umbringen") würde, sehe ich das als vollkommen legitim (und nicht etwa als Erpressung) an.


- Marv - 22.04.2006

Gwenhwyfar schrieb:Mir stellt sich da die Frage, wie weit ist ein Embryo entwickelt, der nach deutschem recht abgetrieben wird.


Das ist ein Kind in der 8.Woche und das ist ein Kind in der 13. Woche Wink

Vielleicht klingt für Dich auch das humaner. Bin kein Med, aber nichtsdestotrotz wird das werdende Kind mit einem Schlauch abgesaugt. Das dieses nicht am Stück passiert, dürfte wohl klar sein.
Die eine Seite schmückts halt aus ( abtreibung.de ), die andere Internetseite ( wikipedia ) betrachtet es mehr nüchtern / neutral ... das Ergebnis bleibt gleich ....


- Popsy - 22.04.2006

Gio schrieb:Wenn man nun sagt, dass der Embryo wenigstens ausgetragen werden müsse, um ihn dann zur Adoption freizugeben, bedeutet das die Übertragung der eigenen Sichtweise auf die Allgemeinheit. Ich denke, dass kaum eine abtreibende Mutter das abgetriebene Wesen mit einem neun Monate alten Baby gleichsetzt. Das Argument der Adoption ist im aufs Allgemeine übertragen theoretischer Schwachsinn. Würde das Baby überhaupt zur Welt kommen, würde ein großteil der potentiell abtreibenden Mütter dieses nicht abgeben, sondern unter allen Umständen behalten. Das ist nicht egoistisch. Hier wird zwischen dem entwickelten Baby und dem sich im Anfangsstadium der Entwicklung befindenen Potential unterschieden... Und das Recht zu dieser unterschiedlichen Auffassung hat der Mensch.

Danke Gio für diese Worte, ich hätte es - als Mutter - nicht besser ausdrücken können. Wenn man als Frau die ersten Wochen schwanger ist, ist man es noch nicht wirklich im Kopf. Das entwickelt sich langsam in den 40 Wochen in den man das Kind trägt, spürt und langsam auch beginnt Zwiesprache mit ihm zu halten und dann natürlich mit der Geburt, was etwas ganz Elementares im Leben einer jeden Frau ist.

Ich persönlich habe es nie in Erwägung gezogen, mein Kind war und ist ein Wunschkind, aber nie und nimmer hätte ich es nach dem ersten Schrei weggeben.


- jeremy - 22.04.2006

Zitat:Wenn man nun sagt, dass der Embryo wenigstens ausgetragen werden müsste, um ihn dann zur Adoption freizugeben, bedeutet das die Übertragung der eigenen Sichtweise auf die Allgemeinheit. Ich denke, dass kaum eine abtreibende Mutter das abgetriebene Wesen mit einem neun Monate alten Baby gleichsetzt. Das Argument der Adoption ist, aufs Allgemeine übertragen, nur theoretischer Schwachsinn

Es geht darum das Argument:"Ich kann dem Kind nichts bieten" / "Ich habe kein Geld um das Kind zu versorgen" / "Das Kind passt gerade nicht in meinen Lebensabschnitt" zu entkräften indem man eine Möglichkeit aufzeigt wie all das nicht zutreffen muss. Man kann das Kind bekommen ohne Angst vor finanziellen Konsequenzen zu haben. Es GIBT einen Weg! Also ist es doch nicht nötig,, nein es ist geradezu schändlich aus diesen Gründen Abzutreibe, da es keine Gründe sind! Bzw. nur vorgeschobene, denn genauso argumentieren auch Leute aus meinen Umfeld von denen ich genau weiss, dass dort nie finanzielle Not herrschen wird.

So und was ist daran Schwachsinn ? Das ich denke, dass ein Embryo schon Menschenrechte hat ? Was heißt hier eigene Sichtweise, das steht im Embryonenschutzgesetz!
Und wenn du meinst, dass jeder das Recht auf Unterscheidung von Potential zum Menschen und "fertigem Menschen" hat, dann stell ich auch dir die Frage: WANN ist ein Mensch fertig ?





Zitat:Würde das Baby überhaupt zur Welt kommen, würde ein großteil der potentiell abtreibenden Mütter dieses nicht abgeben, sondern unter allen Umständen behalten.

Irgendwie dachte ich, ich hätte dazu schon was geschrieben, aber jetzt find ich das irgendwie nimmer, komisch. Hab ich auch schon desöfteren gehört als ich mit Adoption argumentiert hab : "Also wenn das kind dann da ist, dann will ich das schon behalten". Das ist doch total sinnfrei! Erst abtreiben wollen, das Kind unter keinen Umständen haben wollen weil man von mir aus dem Kind ja noch nix bieten kann und sobald es aus dem Körper rausflutscht ändert sich die Meinung plötzlich und man sagt "Wir schaffen das schon". Also das nenn ich mal inkonsequent.


- Nimrod - 22.04.2006

Theoretisch gesehen wäre ich in den meisten Fällen auch gegen Abtreibungen. In Sachen Vergewaltigungen usw. natürlich wäre eine Abtreibung absolut verständlich, aber in allen anderen Fällen bleibt immer noch die Babyklappe.
Warum ich in der Praxis aber trotzdem für Abtreibungen bin sind die Fälle, in denen Neugeborene einfach im Wald ausgesetzt werden oder ähnlich schreckliche Vorkommnisse. Bevor so etwas passiert und die Frauen so verzweifelt sind, denke ich, ist eine Abtreibung immer noch humaner.


- Popsy - 22.04.2006

jeremy schrieb:Irgendwie dachte ich, ich hätte dazu schon was geschrieben, aber jetzt find ich das irgendwie nimmer, komisch. Hab ich auch schon desöfteren gehört als ich mit Adoption argumentiert hab : "Also wenn das kind dann da ist, dann will ich das schon behalten". Das ist doch total sinnfrei! Erst abtreiben wollen, das Kind unter keinen Umständen haben wollen weil man von mir aus dem Kind ja noch nix bieten kann und sobald es aus dem Körper rausflutscht ändert sich die Meinung plötzlich und man sagt "Wir schaffen das schon". Also das nenn ich mal inkonsequent.

Jeremy, da kann ich dir leider nur mehr das eine antworten: Da fehlt dir die Erfahrung, und die wirst du auch nicht bekommen, weil du ein Mann bist. Für dich wird das wahrscheinlich immer - wie nennst Du das - sinnfrei bleiben und damit klink ich mich aus dieser Diskussion auch schon aus.


- Gio - 22.04.2006

Nun Jeremy, da drehen wir uns aber im Kreis :mrgreen:

Vor allem hast du dabei übergangen, was ich gesagt habe. Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich auch selber von den drei Möglichkeiten "Abtreibung", "Kind bekommen" und "Zur Adoption freigeben" letzteres am Unwahrscheinlichsten finde. Warum? Du sprachst es doch schon an - wenn das Kind da ist, will man es behalten. Und zwar auch trotz der schlechten finanziellen Lage, trotz der Chancenlosigkeit in der Zukunft. Dafür liebt man es zu sehr, dafür würde man - im Allgemeinen - lieber alle harten Bedinungen akzeptieren, Berufsziel und Traumleben aufgeben, als dieses kleine Wesen fern von einem Aufwachsen zu lassen.
Und genau aus diesem Grund nenne ich es theoretischen Schwachsinn - denn es funktioniert nur in der Theorie, ist auf die Allgemeinheit und auf die reale Welt nicht übertragbar. Warum? Weil DU die befruchtete Eizelle mit dem geborenen Säugling gleichsetzt oder dessen Rechte darauf übertregst, ANDERE aber nicht.
Ich selber stimme dir in vielen Punkten vollkommen zu - aber die Möglichkeit einer Adoption als passende Alternative, wenn man kein Kind behalten will, ist, nüchtern betrachtet, weltfern. Und zwar in mehreren Beziehungen, sowohl von der Überlegung, vor allem aber in der Umsetzung.
Erst einmal zur Überlegung. Die Argumente, die Du stellvertretend für Deine Diskussionspartner aufgezählt hast - "Ich kann dem Kind nichts bieten" / "Ich habe kein Geld um das Kind zu versorgen" / "Das Kind passt gerade nicht in meinen Lebensabschnitt" - zeugen alle von dem selben Denken: Das Kind ist noch nicht da, es ist nur in der Planung, und die Planung kann man abbrechen. Das würde zwar etwas zerstören... aber nicht das Baby, das "Kind", weil dieses noch nicht existiert. Es EXISTIERT zwar etwas, und das könnte das Kind werden, und deswegen ist die Entscheidung schwer... Aber mit dem Baby hat das nichts zu tun. Und würde es heranreifen, würde man es nicht weggeben. Würde es jetzt schon das Baby sein, würde man es nicht abtreiben. Das Baby ist gendanklich kein Baby. Die Entscheidung "das Etwas behalten das Etwas abgeben" stellen sich nicht, weil es das Etwas noch nicht gibt. Als "Zellhaufen" hat es noch nicht das selbe Recht, zu leben, ist es noch nicht ein "Leben", ist es noch nicht das eigene Kind. Durch diese Sichtweise erst ist Abtreibung nachvollziehbar... anders wäre sie wohl nicht möglich. Und das muss man, wenn auch nicht für sich selber, akzeptieren.

Und zur Umsetzung... Selbst, wenn man sich diese Gedanken machen würde, ändert man sie nach der Geburt. Ich maße mir an, bestimmend zu behaupten: Keine noch so rational betrachtete Zukunftsplanung mit beinhaltender Adoption lässt sich neun Monate später auch nüchtern durchsetzen. Für Dich ist es inkonsequent oder sinnfrei - für mich menschlich. Die Eltern (und vor allem die betroffene Mutter) sind keine gefühlslosen Roboter, die den einprogrammierten Plan eins-b-siebzig von vor neun Monaten durchführen. Es würde nur auf das selbe hinauslaufen - man hat doch ein Kind und gibt es nicht weg. Du gehst davon aus, dass rationale Entscheidungen von einer Person zu Beginn der Schwangerschaft getroffen, sich nach der Geburt nicht ändern und genauso durchführbar sind. Da dem aber nicht so ist, bringt die Theorie bei der Umsetzung nichts Wink


Zitat:So und was ist daran Schwachsinn ? Das ich denke, dass ein Embryo schon Menschenrechte hat ? Was heißt hier eigene Sichtweise, das steht im Embryonenschutzgesetz!

Nein, genau das nicht. Dass ich mit Dir da übereinstimme, beschrieb ich schon.
Aber die Rechte eines Embryos existieren vor allem moralisch und philosophisch. Einer der leittragenden Gedanken ist der, dass der Mensch eine Seele hat. Hätter er keine, könnte man nur von dem ausgehen, was da ist - nur vom Biologischen. Und dann hätte der Embryo wohl kaum Rechte. Somit stimmt das festgeschriebene Recht nicht immer mit der persönlichen Einstellung überein - weil das Thema dafür zu schwer ist, und sich das Gesetz nicht aus einer mathematischen Formel, sondern aus ethischen Gründen ergab.

Zitat:Und wenn du meinst, dass jeder das Recht auf Unterscheidung von Potential zum Menschen und "fertigem Menschen" hat, dann stell ich auch dir die Frage: WANN ist ein Mensch fertig ?

Die brauchst Du mir nicht stellen. Frag die jeweilige Person, jede einzeln. Das ist ja der Jackpot bei dem Thema Wink


- jeremy - 23.04.2006

Hm, also ich versteh auch was du meinst Gio und eigentlich hast du ja auch recht, wenn ich strikt nach meiner Logik gehen würde wärs doch so, das ich wenn ich wählen sollte ob ein Mensch oder eine befruchtete Eizelle sterben soll, Schwierigkeiten mit der Wahl haben müsste, was natürlich nicht der Fall ist.

Naja, aber mal kurz noch zur Adoptionsgeschichte. Man kann das ganze ja auch von der anderen Seite her aufzäunen. Nehmen wir mal an eine Frau will kein Kind, plant es nach dem Austragen zur Adoption freizugeben. Kurz nach der Geburt kann sie es nicht mehr. Sie entdeckt, dass sie ihr Kind liebt, mehr als alles andere auf der Welt und will es behalten. Ok, aber wo liegt dsa Problem ? Sie hat ein kind das sie liebt, sie kann sich nicht mehr vorstellen ohne das Kind zu leben. Ist doch eigentlich super! Dann ist die Situation die entstanden ist offensichtlich besser und wünschenswerter als die Ausgangssituation ohne Kind! Also spricht das ganze wieder gegen Abtreibung!


- Gio - 23.04.2006

Zitat:Dann ist die Situation die entstanden ist offensichtlich besser und wünschenswerter als die Ausgangssituation ohne Kind! Also spricht das ganze wieder gegen Abtreibung!

Hehe... ja, das würde es. Dann würde man aber etwas Wesentliches übersehen. Man hat keine Wahl mehr. Und genau das ist der wichtigste juristische Punkt beim Abtreibungsgesetz.
Erst einmal: Abtreibung ist, soweit ich weiß, illegal. Abzutreiben ist ein Verbrechen, die Tötung eines heranwachsenden Menschen ist auch heute noch strafbar. Dieser hat nämlich per Gesetz festgeschriebene, eigene Rechte.
Aber - und nun kommen wir auf sich überlagernde Gesetze zu sprechen, so wie auch bei der Trennung von Kirche und Staat contra Religionsfreiheit - der Mensch (und somit die Mutter) hat das Recht zur freien Entfaltung. Er hat das Recht, über sich, seine Zukunft und seinen Körper zu bestimmen. Dieses Recht würde, bei aufgezwungener Austragung, verletzt werden. Und da sich das Recht des Embryos und das der Mutter gegenüberstehen, wird zugunsten der Mutter entschieden.

Mit anderen Worten bedeutet es, dass eine Abtreibung nicht zur Anklage führ, weil der Mensch ein Wahlrecht hat - was Du ihm mit Deiner Argumentation nimmst. Du sagst doch nichts anderes als: "Schau her, in einem Jahr magst du das Ding, also darfst du jetzt nicht Abtreiben".

Wenn man nun noch weiter geht und provokant behauptet, der Mensch habe keine Seele und der Embryo im Anfangsstadium damit nicht mehr Rechte als eine genauso weit entwickelte Pflanze, würde sich für diese Personen Deine Argumentation auf jede Verhütung überhaupt auswirken: "Machs ohne Kondom, in 9 Monaten wirst du dein Baby lieben." Verstehst Du?


- Nimrod - 23.04.2006

Gio hat geschrieben:
Zitat:Wenn man nun noch weiter geht und provokant behauptet, der Mensch habe keine Seele und der Embryo im Anfangsstadium damit nicht mehr Rechte als eine genauso weit entwickelte Pflanze, würde sich für diese Personen Deine Argumentation auf jede Verhütung überhaupt auswirken: "Machs ohne Kondom, in 9 Monaten wirst du dein Baby lieben." Verstehst Du?
Womit wir dann irgendwann wieder bei der Bibel und bei Onan wären, womit die Männer nicht einmal mehr zensiert dürften, weil daraus ja schon Leben entstehen könnte, wenn man es richtig macht. Aber es ist ein himmelweiter unterschied, ob man verhütet oder abtreibt. Bei Verhütung wird das entstehehn von Leben verhindert, was sich so ausgedrückt schon nicht besonders anhört. Aber bei Abtreibung wird Leben getötet. Und gerade wenn man sagen würde, der Mensch habe keine Seele und somit den moralischen Stellenwert eines Blumenkohls gäbe es im Gegenteil überhaupt keinen Grund, der gegen Abtreibung spräche. Aber so weit sind wir ja wohl Gott sei Dank noch nicht.