von Tiberius » Fr 20.Jun.2014 12:54
Ich würde es nicht so pessimistisch sehen.
Richard Bachmans erste Romane waren nicht erfolgreich. Kein Mensch hat sich anfangs für Amok interessiert. Dazu war Bachmans Stil bei den zuerst veröffentlichten Büchern auch ein ganz anderer. Es kam nicht übernatürliches vor, ganz im Gegensatz zu Kings Büchern, welche zu dem Zeitpunkt immer klassische Horrorthemen beinhalteten.
'Der Fluch' war das erste Buch, welches auch als gebundene Ausgabe erstveröffentlicht wurde. Das bedeutet, Bachmans eigene Fangemeinde stieg erst zu dem Zeitpunkt einigermaßen an. Daher war es relativ wahrscheinlich bis jemand beide Autoren so gut kannte, dass ihm (oder ihr) Gemeinsamkeiten am Stil auffallen. Und das ist ja letztendlich auch passiert. King meinte mal, er war ganz froh, dass das Versteckspiel zu dem Zeitpunkt vorbei war und ich glaube ihm da. Reporter müssen ihn wohl nach der Veröffentlichung von 'Thinner' regelrecht damit genervt haben. Zum Glück für uns, dass daraus 'Stark' wurde, einer meine Lieblingsromane von ihm.
Zu Friedhof der Kuscheltiere: Wenn man sich seine Biographie so anschaut, war er, als er das Buch und die drumherum schrieb, zwischen totaler Schreibblockade und Schreibwahn. Dazu kommen Drogen und Alkohol. Der King der frühen 80er Jahre ist kein berechnender Unternehmer, das kommt erst später. Die Veröffentlichung des Romanes hängt daher auch eher mit Verlagsproblemen zusammen als mit Kings Willen. King wollte aus seinem Vertrag mit Doubleday heraus, der beinhaltete aber eine Anzahl an Büchern von ihm. Also landet Friedhof der Kuscheltiere dort und wird etwa vier Jahre nachdem King es fertigschrieb dort veröffentlicht. King hatte keinen Einfluss darauf und konnte in meinen Augen wenig dafür, dass sich Doubleday und NAL quasi mit seinem Material bekriegen würden. Und ich würde fast behaupten, King hat nicht viel Kohle von Doubleday für das Buch gesehen.
Zu Carrie: Warum sollte er es nicht in den Müll geworfen haben? Klar, 40 Jahre später klingt das ein wenig nostalgisch, aber wenn ich versuche, mich in Kings Situation zu versetzen, klingt des nicht unlogisch. Jahrelang versuchst du als Schriftsteller bei einem Verlag zu landen, aber die einzigen, die deine Geschichten lesen sind Pornomagazine. Jeder Versuch eines längeren Romans wird von jedem Verlag immer wieder abgelehnt. Dazu kommt die finanzielle Situation, die viele Arbeit, die Kinder. Dass man als Autor dann denkt, der Roman wird auch nichts, und das Ding in den Müll kippt ... wie gesagt, ich verstehe das sehr gut.