Friedhof der Kuscheltiere

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Moderator: Heiger

Beitragvon Ginny-Rose_Carter » Fr 19.Jul.2002 17:54

Tja, ich hab dazu ein gespaltenes Verhältnis.
Den ersten Teil finde ich perfekt. Die Figuren sind mir sehr sympathisch und ich finde sie gut geschildert, es ist mitreißend geschrieben und obwohl nicht allzuviel passiert zieht es mich richtig mit.

Nach Gages Tod wird es so deprimierend ... die Verzweiflung die über dieser Familie liegen muss ist unerträglich.

Bei "Es" hat man zumindest den Eindruck, dass der Tod dr Kindr in irgendeiner Form gerächjt wird weil Es besiegt wird.

Am Ende vom "Friedhof der Kuscheltiere" steht eher eine Katastrophe, ein Versagen, Hoffnungslosigkeit und Wahnsinn.
Ginny-Rose_Carter
 

Beitragvon White Claudia » Fr 19.Jul.2002 18:27

Hm, diese letzten Ingredenzien, die du da gerade genannt hast, sind es eigentlich, die eine Geschichte - ob nun Buch oder Film - für mich meist erst richtig gut machen, so paradox sich jetzt auch anhören mag.
Ich finde einfach, dass wir derart mit mittelmässigen, nichtssagenden und - was ich am schlimmsten finde - verlogenen, kitschigen und dummen Geschichten so sehr zugemüllt werden, dass ich jede Geschichte - zumahl wenn sie von King kommt -, die einen aus dieser dumpfen Trance rausreissen kann, nur begrüssen kann - und dazu gehört für mich auf jeden Fall das Böse, Grausame und Hoffnungslose.
Ich reagiere mittlerweile wirklich allergisch auf Happy Ends, Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine gute Geschichte hat auch immer Trauer und Schmerz in sich.
Jaja, ich weiss, meine verquere Sicht der Dinge - nehmt mich jetzt ruhig auseinander! :mrgreen:
Wie auch immer: "Friedhof der Kuscheltiere" (was für ein bescheuerter Name, nebenbei) hat mir trotzdem arg zugesetzt. Und das alles nur wegen einem kleinen Jungen... :roll:
White Claudia
 

Beitragvon Ginny-Rose_Carter » Fr 19.Jul.2002 18:40

Aaalso, ich hab was gegen aufgesetzte Happy-Ends. Das ist klar. Eine Story, die kein Happy-End verdient hat, wird vom Leser fast immer abgelehnt.

Aber ich habe nunmal die Einstellung: "Alles wird gut". Daher liegt mir dieses Hoffnungslose, oder alles Nihilistische fern. Das ist nicht meine Welt und ich lehne es instinktiv ab.

Bei "Friedhof ..." gehts mir etwas zu weit ins Hoffnungslose.
Leider, sonst würde ich dieses Buch lieben.
Ginny-Rose_Carter
 

Beitragvon White Claudia » Fr 19.Jul.2002 19:11

Hm, da fallen mir doch ganz sponan zwei Textstellen zu ein:

"Aber erst musst du wissen - nicht fürchten, sondern wissen, - dass du einmal sterben wirst". - Fight Club

"ICH BIN NICHT DEIN FREUND, EDDIE VON NEW YORK."
"Tja, was solls. Leck mich am *Enddarmöffnung* und fahr zum Himmel".
"ES GIBT KEINEN HIMMEL."
Darauf wusste Eddie keine Antwort. - Glas
White Claudia
 

Beitragvon Ginny-Rose_Carter » Fr 19.Jul.2002 20:25

... wenn da solche Sätze fallen wird mit Dark Tower nie gefallen ... :mrgreen:

Ein Buch muss für mich Tragik und Hoffnung zugleich vereinen. Wenn es nur düster ist, dann ist es nix für mich. Denn die Welt ist zwar grausam, aber sie ist es nicht nur. Sie hat so viele schöne Seiten an sich ...

Naja, beim "Friedhof ..." gehts noch. Natürlich nimmt es mich mit wie Gage stirbt. Und wie die Familie in ein tiefes Loch fällt und nicht mehr daraus hervorkommt.
Ich hoffe am Ende, dass wenigstens Rachel nicht als so böse wie Gage wiederkehrt und wenn es auch nur die Hülle des früheren Menschen ist, dann wird das Unglück durch ihre Wiedererweckung hoffentlich nicht noch größer. Bild
Ginny-Rose_Carter
 

Beitragvon White Claudia » Fr 19.Jul.2002 21:24

Ach, da kann ich dich eigentlich beruhigen, was den Dunklen Turm betrifft. Dort geht es nämlich eigentlich um Hoffnung, Freundschaft, den Kampf um das Gute.
Dagegen habe ich auch nichts einzuwenden, das ist das Salz einer jeden Story-Suppe. Nur würde ich mit Grausen das Gesicht verziehen, wenn am Ende aller versonnen lächelnd in den Sonnenuntergang laufen würden, sich dabei an den Händen haltend und fröhliche Lieder singend. In den meisten (King-)Geschichten ist die Ausgangssituation nunmal keine gute, also kann sich auch nicht immer alles zum Guten wenden.
Man denke nur an Romeo und Julia. Keiner hätte ihnen wohl den Tod gewünscht, aber es konnte einfach nicht anders enden. Ihr Tod hat sie erst unsterblich gemacht.
Deswegen bewundere ich King ja auch so, er hat den Mut für das Ungewöhnliche und das Ungeliebte - man kann sich nie sicher sein, ob sich der kleine Junge nicht doch den Kopf wegschiesst.
Das macht seine Geschichten so einzigartig.
White Claudia
 

Beitragvon Ginny-Rose_Carter » Sa 20.Jul.2002 02:20

Ja, das bewundere ich auch - nichtsdestotrotz kommt es mir manchmal vor als hält er sich zu deutlich an seinen Spruch "Man muss seine Lieblinge sterben lassen". Muss man? Tatsächlich? Bild

"Romeo und Julia" hat mir wegen der Tragik übrigens nicht so gefallen. Ich meine, großartige Literatur, jaja, aber es kann keinen Sonderplatz in meinem Bücherherzen gewinnen.

"FdK" - sicher das düsterste King-Buch, das ich kenne. Vielleicht das düsterste überhaupt.
Hm. Wäre schon einen neuen Wert. :mrgreen:
Ginny-Rose_Carter
 

Beitragvon Glue Boy » Mo 22.Jul.2002 21:44

:shock: :shock: :shock:
Hab's grad noch mal'n paar Stunden quergelesen...

Wisst ihr, was das schlimmste an diesem schlimmen, schlimmen Buch ist?
(SPOILER :twisted: )
Die Szene bei Gages Beerdigung, als Vater und Großvater sich in ihrem Hass prügeln, und der Sarg fällt herunter und :shock: :shock: :shock: das ist doch einfach nicht zum AUSHALTEN!!!

Im Ernst, dieses Buch macht einen fertig, oder?
Glue Boy
 

Beitragvon Ginny-Rose_Carter » Mo 22.Jul.2002 21:55

Oh my God, ja, das ist so schrecklich zu lesen - wie er da beschreibt wie der Sarg fällt und wäre er zur Seite gekippt wäre Gages Leiche vor allen Gästen auf den Boden gefallen ...
Ginny-Rose_Carter
 

Beitragvon White Claudia » Di 23.Jul.2002 19:16

Stimmt, beim Lesen mischt sich in die Trauer und Hoffnungslosigkeit über Gages Tod noch die Wut über diese beiden gottverdammten Idioten, die selbst am Sarg des kleinen Jungen in einen kindischen und völlig überflüssigen Streit geraten. Boah, hab' ich die beiden beim ersten Lesen gehasst! :evil:
Aber das Schlimmste ist, dass sie damit eigentlich nur menschlich, allzu menschlich handeln...
White Claudia
 

Beitragvon Gwenhwyfar » Mi 14.Aug.2002 03:28

Mhm, ich denke, daß Leser, der "Zuhörer" dieser Geschichte, sie ähnlich aufnimmt, wie ein verschrecktes Tier das Scheinwerferlicht eines herannahenden Autos. :roll: Man befürchtet, man ahnt, was passieren wird, dennoch nimmt die Handlung ihren schockierenden Lauf, ohne, daß man eingreifen könnte. Allein schon die ständigen Prophezeihungen der Tochter weisen auf den unumgänglichen Ausgang der Geschichte hin. (He, die hat doch auch so eine Art "Shining", oder? Bild) Ich verstehe, warum in den vorherigen Meinungen zu diesem King-Buch der Begriff "düster" in Bezug auf die Gesamtstimmung verwendet wurde. Er paßt einfach.
Noch eine Anmerkung zu der Diskussion über Gages Tod: Ich denke, meine Vorredner hatten eher unabhängig von der Handlung Probleme damit, es wurden ja auch persönliche Gründe genannt. Bild Jedoch finde ich seinen Tod für völlig wichtig, um die Handlung, die Schockeffekte, einzuleiten. Mir selbst fiele keine bessere "Lösung" ein, um die selben Emotionen, die "FdK" dem Leser gibt, mit anderen Handlungsverläufen zu erzählen. Nur so konnte die ganze Tragik, der Horror, die Entscheidung des Vaters und das weitere Geschehen logisch und nachvollziehbar klargemacht werden. Der Leser sollte ein wenig den Schmerz des Vaters verstehen können und seine Tat danach, darum starb eine sehr positive Figur - unerwartet würde ich jetzt vielleicht nicht sagen... Man möge mir diese Ansicht verzeihen.Bild
Gwenhwyfar
 

Beitragvon Steffi_15 » Do 15.Aug.2002 11:37

"Friedhof der Kuscheltiere" war mein erstes King-Buch und ich bin der Meinung es ist einfach und schnell zu lesen. Es ist eins meiner Lieblingsbücher auch wenn mir Happy Ends besser gefallen.
Steffi_15
 

Beitragvon Gio » Mo 26.Aug.2002 23:33

...das folgende wurde zwar mehr im Thread "düsteres Kingbuch" (oder so ähnlich) behandelt, aber ich finde, dass es mehr hierhin passt :)

Achtunug, Spoiler (die ganze Zeit):

Zitat:
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Man kann drüber streiten, ob Rachel auch ihren Mann umbringen wird wie Gage sie umgebracht hat oder ob sie zwar antriebslos und leer, aber nicht böse zurückkehrt.
Ich tendiere eher zu letzterem. Auch weil Rachel in immerhin mit "Liebling" begrüßt. Sicher nicht ganz so liebevoll wie es klingt, aber sie rast zumindest nicht mit einem Messer auf ihn zu.
Diese Möglichkeit macht es für mich etwas erträglicher. Kein Happy-End, aber naja.
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...mh, dass versteh ich rigendwie nicht... Ich find das noch viel schlimmer und somit auch das ende ziemlich unabgerundet. Also, für mich ist vollkommen klar, dass sie irgendwie böse ist.... Und ob die Zeitreihenfolge sinn macht, weiß ich nicht... das eine war ne katze, das andere nen Mensch.

...Wenn ich mir vorstelle, dass seine Arme Frau jetzt da rummgammelt, als willenloser Zombi, und er damit weiterleben müsste.... brr, wie bei Menschen im Koma. Ne, das wünsch ich Louis nicht. ...und der Gedanke, wie Elli (so hieß die Tochter?) das alles verkraften muss... Und das es so unbeendet ist...

Also, für mich geht diese Rachel ins negative... was weiterhin passiert, kann jeder sich selbst ausdenken, vielleicht schafft Louis es ja, sich schnell genug zu rette, befor er von ihr getötet wird, weil er ihre Absicht bemerkt... aber ich persönlich denke, dass die Geschichte und das Buch darauf anspielen wollen, dass Rachel jetzt auch ne böse Cage-version ist... Und so etwas wie ein Messer dabei hat etc.

Passt einfach viel mehr, ich denke, darauf sollte es hinauslaufen, bzw. wollte king ausdrücken.

Aber andererseits, vielleicht irre ich mich ja Bild


Oh, noch was...
Zitat: (Ginny)
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"Liebling", sagte sie. Das Messer funkelte, als die Sonne es traf
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...ich find es so besser, da man dadurch, wie gerade du, etwas mehr denken muss, es trotz allem offener ist, aber man trotzdem wohl weiß, worauf es hinauslaufen wird...
Durch kings version hat es mehr Zauber, mehr Stimmung :)
Gio
 

Beitragvon Ginny-Rose_Carter » Mo 26.Aug.2002 23:47

Ich finde es ja auch besser, wenn das mit em Messer nicht dasteht. Ich kam aber darauf weil ich durch Elbeino erfuhr dass man das Messer im Film sieht. Und ich finde es blöd wenn man im Film sieht wie Rachel mit einem Messer dasteht, im Buch aber nichts davon erfährt. Einheitlich wäre es mir lieber.
Ginny-Rose_Carter
 

Beitragvon elbeino » Di 27.Aug.2002 12:38

Da King selbst das Drehbuch zum Film geschrieben hat, finde ich es eben unwahrscheinlich, dass er im Buch an ein Happy End gedacht hatte.

Es ist doch eigentlich so, dass in den Filmen meistens die schlimmen Enden der Bücher in Happy Ends umgewandelt werden (siehe Cujo zB), und nicht umgekehrt.
elbeino
 

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